Zukunftslabor und Schaufenster für Industrie und Wissenschaft - Wie das TECHNOSEUM Mannheim fit für die Zukunft wird

TECHNOSEUM-Direktor Prof. Dr. Andreas Gundelwein | Foto: TECHNOSEUM, Klaus Luginsland
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Mannheim. Eine komplett überarbeitete Dauerausstellung mit Themenclustern von Mobilität bis Medien und ein großes Schülerforschungszentrum: Das TECHNOSEUM orientiert sich in Richtung Zukunft und wird zu einem Leuchtturm im Bereich der technisch-naturwissenschaftlichen Bildung. So sieht der Plan bis ins Jahr 2030 aus. Die Herausforderung dabei: Durch massiv gestiegene Kosten beispielsweise im Bereich Energie bei gleichbleibendem Etat müssen neue Finanzierungswege gefunden werden. TECHNOSEUM-Direktor Prof. Dr. Andreas Gundelwein hat die Pläne und Ideen heute, am 14. November, vorgestellt.
Er denkt groß: „Wir sortieren das Haus neu und zeitgemäß, vor allem auch im Hinblick auf die Rezeptionsbedürfnisse unserer Besuchenden, wir haben Lehrpläne im Blick und wir werfen in der neuen Ausstellung Fragen auf – vor allem in Richtung Zukunft.“ Einen noch viel größeren Stellenwert als bislang schon soll im TECHNOSEUM das Thema Bildung erhalten. „MINT und der Fachkräftemangel sind zentrale gesellschaftliche Herausforderungen. Das TECHNOSEUM kann in diesem Bereich eine noch wichtigere Rolle in der Region einnehmen. Als Zukunftslabor bieten wir künftig unabhängig von schulischem Leistungsdruck Kompetenzerwerb je nach Interesse und Begabung. Zudem besitzt das TECHNOSEUM mit seinem Schülerforschungszentrum so etwas wie eine „Dating-Plattform„ zwischen jungen Menschen und Unternehmen an der Werkbank.“ Dafür spricht Gundelwein gerade mit vielen Partnern aus der Industrie, sucht Unterstützer. Er ist optimistisch, dass er mit diesem Konzept einen Nerv trifft: „Die einen suchen händeringend Fachkräfte, die anderen noch nach Orientierung, sind offen für vieles und brauchen Förderung. Wir bieten den Ort und das Know-how, Wissen zu vermitteln.“

Thematisch statt chronologisch

Die Geschichte der Industrialisierung von den Anfängen bis heute, auf einem chronologischen Rundgang, der über sechs Stockwerke führt: Das ist seit der Eröffnung des TECHNOSEUM das zentrale Besuchererlebnis – das nun überarbeitet werden soll: „Wir reden von mehr als 200 Jahren Technikgeschichte auf 10.000 Quadratmetern Fläche und einer reinen Laufstrecke von rund zwei Kilometern. Bei einem normalen Museumsbesuch ist das für die Meisten kaum zu schaffen.“ Nach mehr als 30 Jahren sei daher die Zeit reif für eine grundlegende Überarbeitung. Die Basis dafür sind Besucherumfragen und ein gemeinsames Denken der Museumsbelegschaft: Sukzessive wird die chronologische Ordnung einer thematischen Aufteilung weichen. Besucherinnen und Besucher können dann flexibel entscheiden, ob sie zum Beispiel eine Ausstellung zur Künstlichen Intelligenz und Robotik, zum urbanen Leben oder auch zur Globalisierung besuchen möchten. „Dabei ergänzen sich Exponate und interaktive Experimente gegenseitig, und neben der Technikgeschichte spielen vor allem Zukunftstechnologien und kommende Entwicklungen eine zentrale Rolle,“ so der TECHNOSEUM-Direktor weiter. Bekannte und beliebte Großexponate, etwa die noch mit Dampf betriebene Dampfmaschine, eine über zwei Stockwerke präsentierte Textilfabrik aus dem Schwarzwald oder die Druckwerkstatt mit historischen Pressen, die von den Besuchenden selbst betätigt werden, bleiben natürlich erhalten.

Umbau bei laufendem Betrieb

Die Erneuerung der Dauerausstellung wird allmählich und über mehrere Jahre hinweg stattfinden. 2024 werden die Konzepte fertiggestellt und die Ausschreibungen für externe Dienstleister stattfinden. Umgebaut wird bei laufendem Betrieb: „Wir schließen dann einzelne Bereiche vorübergehend, wenn dort gerade gebaut wird.“ Dennoch wird das Publikum sehr schnell merken, dass Großes im Gange ist – und sie können den Umbau live vor Ort verfolgen. „Schon im nächsten Jahr gestalten wir unser Foyer um, statten es mit gemütlichen Sitzgelegenheiten und digitalen Screens aus. Es wird grundsätzlich freundlicher für die Besuchenden werden.“

Maker Spaces und mehr im MINT-Zentrum

Ein weiteres zentrales Projekt für die kommenden Jahre ist der massive Ausbau der Bildungsangebote des Museums. Ein Labor und einen Werkraum hat das TECHNOSEUM derzeit – zu wenig, um der großen Nachfrage nach Workshops gerecht zu werden: Regelmäßig müssen Anfragen von Lehrkräften und Eltern abgelehnt werden. Deshalb soll das TECHNOSEUM zukünftig sechs Labore beherbergen, und zwar ganz oben auf der Ebene A. In diesem umfangreichen MINT-Zentrum, so der Plan, sollen Schülerinnen und Schüler je nach Interesse und Neigung forschen, oder auch Technik-Clubs, Maker Spaces sowie Ferienkurse angeboten werden.

Unterstützung von Partnern und Sponsoren

Zur Finanzierung der neuen Labore und Ausstellungen ist das TECHNOSEUM in Kontakt mit Partnern aus der Industrie, wirbt Förderungen ein und hat damit Erfolg: In Herbst dieses Jahres bewilligte der Bund im Rahmen des Programms „KulturInvest“ 2,3 Millionen Euro für das Museum, und auch die Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung hat bereits ihre Unterstützung zugesagt.

Familien im Fokus

Zum neuen Aktions- und Finanzierungsplan gehört auch, die Betriebskosten zu senken – eine große Herausforderung da beispielsweise die jährlichen Energiekosten um rund 400.000 Euro gestiegen sind. So wird es ab 2024 wieder, wie in den meisten Museen üblich, einen Schließtag geben: Immer montags sind die Ausstellungen dann für das Publikum geschlossen. Davon ausgenommen sind alle Feiertage in Baden-Württemberg, die auf einen Montag fallen, wie der 1. Januar 2024, Ostermontag oder Pfingstmontag. Auch die Eintrittspreise werden angepasst – zum ersten Mal seit sechs Jahren. „Unser Ziel bleibt es, einen Besuch des TECHNOSEUM vor allem für Familien erschwinglich zu halten“, so Gundelwein. Deshalb haben Kinder unter 6 Jahren weiterhin freien Eintritt ins Museum, und es wird ebenfalls weiterhin eine vergünstige Familienkarte angeboten. Zusätzlich gibt es ab Januar 2024 die „FREI-Zeit“, da ist der Eintritt an jedem letzten Freitag im Monat ab 13 Uhr frei. „Wir verstehen uns als ein offenes Haus für alle – und das soll so bleiben“, betont Gundelwein.

Aktuell und relevant bleiben

Auf das vergangene Jahr blickt der TECHNOSEUM-Direktor positiv zurück. Er rechnet mit etwa 160.000 Besucherinnen und Besuchern. „Damit gehört das TECHNOSEUM eindeutig zu den großen Technikmuseen in Deutschland“, so Gundelwein. „Damit die Menschen aber auch weiterhin gerne zu uns kommen, müssen unsere Ausstellungen und Angebote aktuell und relevant sein. Wir wollen ein Ort bleiben, der auch die neue Generation für Technik und Naturwissenschaften begeistert, innovative Technologien in den Fokus nimmt – und so einen Beitrag dazu leistet, dass insbesondere Kinder und Jugendliche aktiv am Leben teilnehmen und ihren Alltag und ihre Zukunft mitgestalten können.“
Das TECHNOSEUM wurde 1990 eröffnet. Es ist eine Stiftung des öffentlichen Rechts und wird getragen vom Land Baden-Württemberg und der Stadt Mannheim. Mehr Informationen gibt es unter www.technoseum.de. hät/red

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Autor:

Kristin Hätterich aus Mannheim

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