Mannheim/Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis
Polizei zieht Bilanz nach Corona-Halloween
Mannheim/Heidelberg/Rhein-Neckar-Kreis. Halloween in der Corona-Pandemie. Die Polizei war mit zusätzlichen Kräften im Einsatz.
Eine Bilanz
Beim Polizeipräsidium Mannheim wurden am Samstag zusätzliche Einsatzkräfte aufgerufen, um den Regeldienst der Polizeireviere in der Halloween-Nacht am 31. Oktober in Mannheim, Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis der Lage angepasst und brennpunktorientiert zu unterstützen.
Es kristallisierte sich schnell heraus, dass nicht Halloween mit seinen typischen Vorkommnissen den Schwerpunkt der Einsätze bilden würde, stattdessen hielten vor allem Personenansammlungen im öffentlichen und privaten Rahmen die Einsatzkräfte auf Trab. Viele nutzten bei bestem Wetter und extrem milden Temperaturen gerade in den beiden Großstätten Mannheim und Heidelberg die Gelegenheit, noch einmal auszugehen, bevor mit Beginn der kommenden Woche ab Montag, 2. November, die verschärften Corona-Regelungen in Kraft treten. Während es nach 23 Uhr mit Schließung der Gaststätten überall merklich ruhiger wurde, waren die Einsatzkräfte in einigen Fällen besonders gefordert.
Mannheim: Corona-Parties, Drogen und Poser
- Am Sonntagmorgen, gegen 2.30 Uhr, wurde in einer AirBnB-Wohnung in den Q-Quadraten eine Corona-Party mit 26 Personen, zum größten Teil im jugendlichen und heranwachsenden Alter, ausgelassen gefeiert. Verantwortungsgefühl, Sensibilität oder Gefahrenbewusstsein mit Blick auf die hohen Infektionsrisiken hatte dabei für die Partygesellschaft offensichtlich ebensowenig Relevanz wie die Einhaltung der Corona-Regeln. Hinzu kam noch, dass in der Wohnung offenbar Drogen konsumiert wurden. Acht Streifenwagenbesatzungen waren im Einsatz. Gegen alle wurden Ordnungswidrigkeitsverfahren und strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet. Gegen einen der drei Veranstalter wird zusätzlich wegen des Verdachts des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt.
- Auch in den R-Quadraten war eine Party in vollem Gange, die gegen 0.30 Uhr von der Polizei aufgelöst werden musste. Alle acht anwesenden Personen werden jetzt angezeigt.
- In der Neckarstadt hielt sich eine Gaststätte nicht an die Öffnungszeiten. Gegen 23.30 Uhr herrschte dort noch Betrieb. Der Betreiber und die verbliebenen drei Gäste erhielten ebenfalls Anzeigen.
- Bereits vor 23 Uhr wurden insgesamt 16 Gaststätten hinsichtlich der Einhaltung der Corona-Regeln kontrolliert. Bei zwei von ihnen, in der Humboldtstraße und in den E-Quadraten, waren die Listen zur Kontaktverfolgung nur unzureichend oder gar nicht ausgefüllt. Alle Gäste sowie die Wirte müssen sich nun auf saftige Bußbescheide einstellen.
- In der Innenstadt wurden in der Nacht zum Sonntag insgesamt über 150 Personen kontrolliert. 99 von ihnen verstießen gegen die Maskenpflicht. Bis auf einzelne Personen, die die Maskenpflicht ablehnten und angezeigt wurden, setzten sonst alle die Masken nach Ermahnungen auf.
Ab 2. November strikte Maskenkontrollen, so Stenger
Polizeipräsident Andreas Stenger betont mit Blick auf diese Bilanz der Maskenkontrollen, dass es ab der kommenden Woche keine Belehrung und Ermahnungen der Polizei bei Verstößen mehr geben wird, sondern nur noch konsequente Ordnungswidrigkeitsanzeigen. "Die rapide steigenden Infektionszahlen zeigten deutlich, dass die Zeit der Ermahnung bei Verstößen jetzt vorbei sein muss und vielmehr Anzeige und Bußgeld das Gebot der Stunde sind", zeigte sich Stenger entschlossen.
- Am Plankenkopf kam es gegen 21.45 Uhr durch einen bereits polizeibekannten Corona-Leugner aus Heidelberg zu Widerstandshandlungen. Dieser lehnte die Maßnahmen der Polizei ab und setzte sich bei seiner vorläufigen Festnahme körperlich zur Wehr, sodass dabei zwei Beamte des Polizeireviers Innenstadt verletzt wurden. Mit dem Festgenommenen solidarisierten sich rund 30 Personen mit verbalen Angriffen auf die Beamten. Zehn hingeschickte Streifenwagen später war Ruhe im Karton.
- Zum Neuen Messplatz wurden gegen 20.45 Uhr ebenfalls mehrere Streifen entsandt. Dort wurden vorbeifahrende Autos von einer Gruppe Jugendlicher mit Eiern beworfen. Zwei der insgesamt sieben Jugendlichen wurden festgehalten, die restlichen Eierwerfer flüchteten. Die Ermittlungen ihrer Identitäten sind im Gange. Ob an den Fahrzeugen Schäden entstanden sind, wird ebenfalls noch recherchiert.
- Auch die "Poser" durften in der Nacht zum Sonntag nicht fehlen. Gegen drei 19 und 21 Jahre alte Mannheimer wurden die Ermittlungen aufgenommen. Sie hatten gegen 0.50 Uhr am Sonntagmorgen vor einem Hotel am Friedrichsplatz mit ihren Fahrzeugen trotz Grünlicht an einer Ampel angehalten, den Verkehr blockiert und die Motoren ihrer Fahrzeuge aufheulen lassen. Eine größere Fahrzeugschlange hatte sich bereits hinter den Fahrzeugen gebildet. Wie sich herausstellte, war die Gruppe bereits kurze Zeit zuvor in der Kunststraße mit ihrem PS-Geprotze aufgefallen.
Heidelberg: Halloween-Ride, Alkohol und sexuelle Belästigung
- Am Bismarckplatz in Heidelberg wurde am frühen Samstagabend ein Motorradkorso kontrolliert, der sich auf einem sogenannten "Halloween-Ride" befand. Nach Aussagen von Zeugen umfasste der Korso rund 80 Motorräder, die bereits am Samstagnachmittag in Weinheim aufgefallen waren und nun lärmend um den Bismarckplatz fuhren. Als sie kontrolliert werden sollten, fuhr der größte Teil über den Bismarckplatz davon. Den 16 verbliebenen Bikern, alle im jugendlichen und heranwachsenden Alter, wurden Platzverweise erteilt nach Feststellung ihrer Identitäten. Während der Bikerkontrolle warfen mehrere Jugendliche mit Eiern auf die Beamten und rannten davon. Ein 14-Jähriger aus der Gruppe konnte eingeholt werden. Er wurde später auf dem Revier von einem Erziehungsberechtigten abgeholt, dem er sein Verhalten erklären durfte.
- Gefährdete und Geschädigte vom Halloween-Ride gesucht: Ob es im Zusammenhang mit diesem Halloween-Ride zu Gefährdungen oder gar Unfällen kam, ist Gegenstand der Ermittlungen. Gefährdete Personen oder sonstige Zeugen werden gebeten, sich telefonisch bei den jeweiligen Polizeirevieren zu melden, in Weinheim unter 06201 1003-0 und in Heidelberg (HD-Mitte) unter 06221 99-1700.
- Die Verdächtigen bei zwei Körperverletzungsdelikten in der Altstadt sowie fünf teils erheblich betrunkene Verdächtige einer Sachbeschädigung in der Dossenheimer Landstraße in Handschuhsheim wurden von Beamten der Sicherheitspartnerschaft vorläufig festgenommen und nach ihren erkennungsdienstlichen Behandlungen wieder auf freien Fuß gesetzt. Gegen einen von ihnen wird zusätzlich wegen des Verdachts eines Sexualdelikts ermittelt. Er hatte eine Beamtin der Bereitschaftspolizei unsittlich angefasst.
- Als gegen 3 Uhr Regen einsetzte, wurde es in der Stadt deutlich ruhiger. Insgesamt wurden in der Heidelberger Altstadt dennoch zwölf Platzverweise gegen Wildpinkler und Ruhestörer erteilt.
Rhein-Neckar-Kreis: Corona-Party, Schlägerei und Eierwerfer
- In Neckargemünd wurde eine Corona-Party in der Ruine des Kümmelbacher Hofes unterbunden. Nach Zeugenaussagen sollen mindestens 60 Personen dorthin gezogen sein. Bei den Kontrollen gegen 21.30 Uhr, zu denen fünf Streifen und auch ein Fahrzeug der Hundestaffel zusammengezogen wurden, flüchtete ein Großteil der Anwesenden im Schutz der Nacht. Zehn wurden festge-halten, gegen sie wird wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs ermittelt. Auch sechs Insassen von zwei Autos aus dem Germersheimer Raum, die vor dem Anwesen standen, wurden kontrolliert und des Platzes verwiesen.
- In einer Gaststätte in der Bahnhofstraße in Sandhausen war gegen 23.30 Uhr noch mächtig Betrieb. Neben der Sperrzeit waren auch die Corona-Regeln ein Fremdwort für Wirt und Gäste. Insgesamt 29 Anzeigen sind die Folge.
- Gegen 1.30 Uhr mussten die Einsatzkräfte nochmal nach Sandhausen ausrücken. Mehrere Personen hatten nach Aussagen von Zeugen einen Mann in der Gottlieb-Daimler-Straße zusammengeschlagen. Der Verletzte wurde mit einem Rettungswagen in eine Heidelberger Klinik gebracht. Im Rahmen der Fahndung wurden in unmittelbarer Tatortnähe zwei Personen kontrolliert und vorläufig festgenommen. Sie dürften in die Tat verwickelt sein. Die Ermittlungen dauern an.
- Bei sechs Gaststättenkontrollen, die gemeinsam mit dem örtlichen Gemeindevollzugsdienst in St. Leon-Rot durchgeführt wurden, konnten in drei Kneipen Verstöße gegen die Corona-Verordnung festgestellt werden, was Anzeigen zur Folge hat.
- In Walldorf wurden Personen beobachtet, die in der Scheffelstraße und in der Straße "Zum Brühl" Eier auf vorbeifahrende Autos warfen. Ein vierköpfige Personengruppe sollte von den eintreffenden Streifen kontrolliert werden, worauf ihnen zunächst die Flucht gelang. Die Gruppe stand zuvor um einen geparkten Audi, in dem mehrere Eierkartons von außen zu sehen waren. Rund 20 Minuten später wurden die vier im Alter von 19 und 20 Jahren schließlich in der Lilienthalstraße angetroffen und kontrolliert. Dass die Streifen die Richtigen kontrollierten, war schnell klar. Einer von ihnen war der Halter des geparkten Eier-Audis und trug die Autoschlüssel bei sich. Ob Beschädigungen an beworfenen Fahrzeugen vorliegen, ist noch Gegenstand der Ermittlungen.
- In Schwetzingen war es eine eher ruhige Nacht. Bei Kontrollen in der Fußgängerzone und im Bahnhofsbereich wurden 67 Verstöße gegen die Maskenplicht festgestellt. In die Kontrollen wurden auch Plankstadt, Oftersheim und Ketsch einbezogen, allerdings ohne nennenswerte Ereignisse.
Lockdown light: Keine Gnade bei Corona-Sündern
Der Präsident des Polizeipräsidiums Mannheim, Andreas Stenger, zeigt zur Umsetzung der Corona-Verordnung, insbesondere hinsichtlich des "Lockdown light" ab dem 2. November eine klare Haltung: "Ab Montag den 2. November gelten verschärfte Corona-Regeln, an die sich jeder zu halten hat. Deshalb werden wir überall engmaschig kontrollieren und sanktionieren. Darüber hinaus werden sogenannte Kommunikationsteams in den Innenstädten von Mannheim und Heidelberg zusätzlich zu den Corona-Streifen als weitere Fußstreifen eingesetzt. Sie sollen im Vorfeld als wichtige Kommunikatoren und Vermittler dienen sowie niederschwellig für die Belange der Bürger ansprechbar sein. Diese Zweier- und Dreier-Teams sind von 11 bis 19 Uhr und bei Erfordernis auch darüber hinaus im Einsatz", verspricht Stenger. (Polizeipräsidium Mannheim)
Autor:Judith Ritter aus Lingenfeld |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.