Amalie setzt auf „Digital Streetwork“: Neue Beratung für Frauen

Amalie setzt seit 2023 zusätzlich verstärkt auf digitale Streetwork | Foto:  Amalie
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Mannheim. Prostitution in Deutschland hat sich durch die Digitalisierung in den letzten Jahren stark verändert. Immer mehr Abläufe finden online statt, wodurch es für Beratungsstellen und Sozialarbeiterinnen zunehmend schwieriger wird, die Frauen zu erreichen und zu unterstützen. Amalie setzt seit 2023 zusätzlich verstärkt auf digitale Streetwork – eine innovative Form der aufsuchenden Arbeit. 2024 konnten bereits mehr als 400 Frauen in Mannheim online kontaktiert werden.

Erreichen durch Online-Ansprache

Während früher die Kontaktaufnahme hauptsächlich im physischen Raum, etwa im Rotlichtviertel, stattfand, verlagern sich diese Aktivitäten zunehmend in den virtuellen Raum. Frauen, die in der Prostitution tätig sind, bieten ihre Leistungen häufig über Onlineplattformen und soziale Medien an, was sie für traditionelle Formen der Hilfe schwerer erreichbar macht. Seit mehr als einem Jahr hat Amalie daher ihre digitale Präsenz intensiviert und Hunderte von Frauen in Mannheim, die auf Internet-Portalen ihre Leistungen anbieten, kontaktiert und über Hilfsangebote informiert. „Die Recherche ist zwar mühselig und zeitintensiv, aber sie ist entscheidend, um die Frauen zu erreichen und ihnen Unterstützung zu bieten“, berichtet Amalie-Leiterin Astrid Fehrenbach.

Leslie Wensky, die die digitale Streetwork von Beginn an durchführt, sagt: „Es geht uns darum, unser Hilfeangebot so zugänglich wie möglich zu machen. Die Frauen sollen wissen, dass es eine Anlaufstelle gibt, an die sie sich bei Bedarf wenden können.“ Mittels eines eigens entwickelten mehrsprachigen Flyers und einer Begrüßungsnachricht werden die in den Internet-Foren aufgefundenen Frauen von ihr über das Angebot von Amalie und die kostenlose gynäkologische Sprechstunde informiert.

Astrid Fehrenbach erklärt: „Die Umstände der Prostitution haben sich verändert, und so müssen auch wir unsere Zugänge und Angebote anpassen. Wir erreichen einen Teil der Frauen nur durch Online-Ansprache, anders ist der erste Kontakt nicht möglich.“

„Ich habe so Schmerzen, kann ich kommen?“

Ein konkretes Beispiel ist Maria (Name geändert). Sie hat von Amalie auf digitalem Weg einen Flyer erhalten. Ihre Textnachricht „Ich habe so Schmerzen, kann ich heute zu Euch kommen?“ erreichte Amalie an einem Mittwochmorgen. Am Nachmittag schon konnte Maria, die in Mannheim der Prostitution nachgeht und keine Krankenversicherung hat, die Sprechstunde besuchen, die Amalie regelmäßig in ihren Beratungsräumen anbietet. Hier leisten Frauenärztinnen ehrenamtlich medizinische Hilfe, kostenlos und auf Wunsch anonym. Maria ist nur eine von vielen Frauen in Mannheim, die als Prostituierte in Hotels, Wohnungen, Massagesalons, Clubs und Boardinghäusern tätig sind. Viele von ihnen sind nur kurz in der Stadt, wechseln häufig den Standort und kehren später wieder zurück. Es gibt keine belastbaren Zahlen darüber, wie viele Frauen in Mannheim der Prostitution nachgehen – viele bleiben unsichtbar, die Kontaktaufnahme geschieht oft ausschließlich über Onlineplattformen.

Ausstiegsprogramme fehlen

Die Probleme, mit denen viele konfrontiert sind, reichen von gesundheitlichen Schwierigkeiten über Gewalt, Abhängigkeiten, Schulden, bis hin zu Wohnungslosigkeit. Für viele der Frauen, wie auch für Maria, die sich schon lange einen Ausstieg aus der Prostitution wünscht, ist dieser jedoch schwierig, da konkrete Ausstiegsprogramme fehlen. Trotz der Herausforderungen hat Maria durch die digitale Ansprache von Amalie schnelle Hilfe gefunden.

Seit 2013 Beratung für Frauen in der Prostitution

Die Beratungsstelle Amalie, die 2013 gegründet wurde und im letzten Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feierte, bietet psychosoziale Beratung, medizinische Hilfen und Begleitung beim Ausstieg an. Finanziert wird die Arbeit von Amalie durch die Stadt Mannheim, das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg, den Europäischen Sozialfonds Plus und das Diakonische Werk. red

Weitere Informationen:

Weitere Informationen unter www.amalie-mannheim.de und www.diakonie-mannheim.de

Wir müssen Solidarität üben! - Im Gespräch mit Astrid Fehrenbach
Autor:

Jessica Bader aus Mannheim

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