23. Mannheimer Vesperkirche endet mit knapp 16.000 Besuchern
„An-Sehen“: Den ganzen Menschen in den Blick nehmen
Mannheim. Am 2. Februar beendet die Evangelische Kirche Mannheim nach vier Wochen die 23. Mannheimer Vesperkirche mit einem feierlichen Gottesdienst unter der Leitung von Dekan Ralph Hartmann. Knapp 16.000 Menschen nutzten das Angebot bestehend aus warmen Mittagessen und sozialer Beratung. „Wir sind keine Armenspeisung“, sagt Pfarrerin Anne Ressel, die Vesperkirche sei vielmehr ein Ort, an dem die Lebenslagen der Menschen in allen Facetten gesehen werden. „An-Sehen“, so lautete das Motto der diesjährigen Vesperkirche. „Denn die Gäste, die zu uns kommen sind es wert, angesehen zu werden“, so Ressel weiter. Mit der Predigtreihe „An-Sehen“ wollte man deshalb auch das Thema Gerechtigkeit auf den Punkt bringen, die sich die Kirche für jeden Menschen wünscht.
Großes Lernfeld Vesperkirche
Die Mannheimer Vesperkirche bietet Nahrung – für den Leib und für die Seele. „Zuhören ist dabei sehr wichtig“, erklärt Michael Graf, Direktor des Diakonischen Werks Mannheim. Er selbst führte in der Vesperkirche im Rahmen der diakonischen Sozialberatung Gespräche auf Augenhöhe. So unterhielt er sich beispielsweise mit einem Gast über Musik. Bis dieser nebenbei erwähnte, dass er keine Musik hören kann, weil ihm der Strom abgestellt wurde. Notlagen, bei denen die Diakonie mit ihrem breiten Netzwerk helfen kann. Die Sozialberatung wurde auch in diesem Jahr wieder sehr gut angenommen. Das berichten die Vertreter der Einrichtungen vor Ort, wie beispielsweise das Mannheimer Arbeitslosenzentrum, die Suchtberatung, Streetwork der Caritas, der Drogenverein, der Verein für soziale Rechtspflege und das Haus Bethanien. Hilfe über die eigentliche Vesperkirche hinaus bietet die Diakonie übrigens auch jeden Tag im Diakoniepunkt Konkordien – direkt gegenüber der Kirche.
Neben vielen älteren Menschen, die schon seit langem die Vesperkirche besuchen, kamen in diesem Jahr auch zunehmend Jugendliche und junge Menschen, die von Armut betroffen sind und oft keinen festen Wohnsitz haben. Wie vielfältig Armut sein kann, zeigt auf beeindruckende Weise auch der Film „Frosch im Schnabel“ der bei der Vesperkirche Premiere feierte. Ein Film, der unter die Haut geht und im Februar noch mehrfach im Mannheimer Atlantis-Kino zu sehen ist.
Netzwerk der Vesperkirche greift das ganze Jahr
„Die Mannheimer Stadtgesellschaft trägt die Vesperkirche mit“, sagt Pfarrerin Anne Ressel. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer, ohne die vielen Spenden wäre die Vesperkirche nicht möglich. So halfen rund 60 Ehrenamtliche jeden Tag, Essen auszuteilen. Vor allem aber, sie führten Gespräche mit den Gästen. „Das erdet“, erzählt ein ehrenamtlicher Helfer, „jetzt weiss ich erst, wie gut es mir eigentlich geht“. Zuhören hilft den Betroffenen, auf das eigene Leben zu schauen“, sagt Anne Ressel. Deshalb habe man bei dieser Vesperkirche zum ersten Mal auch Ehrenamtliche aufgefordert, nicht anderes zu tun, als zuzuhören.
Abschluss der Vesperkirche am Sonntag
Den Abschlussgottesdienst am 2. Februar hält Dekan Ralph Hartmann um 14.15 Uhr. Zuvor präsentieren die Mannheimer Meisterköche rund um Bert Schreiber wie schon in den Jahren zuvor ein Überraschungsmenü. ps
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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