Ausstellung in Mannheim rückt Opfer des Mullah-Regimes im Iran in den Fokus

Die Werke der jungen Künstlerin Soroor klagen die nun schon 44 Jahre andauernden politischen Zustände in ihrer Heimat Iran an. | Foto: Soroor Art
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Mannheim. Im Kulturtreff Altes Rathaus Feudenheim ist noch bis zum 11. Juni eine Ausstellung zu sehen, die den aufmerksamen Betrachter betroffen zurücklässt. Es ist der verzweifelte Aufschrei der jungen Künstlerin Soroor über den nun schon 44 Jahre andauernden politischen Zustand in ihrer Heimat Iran. Geöffnet ist die Ausstellung immer sonntags von 11 bis 13 Uhr.

Vor 34 Jahren in Teheran in ein christliches Elternhaus hineingeboren, erlebte Soroor schon als Kind die Repressalien, denen nicht-islamische Randgruppen tagtäglich ausgesetzt sind, was für das Schulkind unter anderem Isolierung und ständige Hänseleien bedeutete. Als die Situation für die Familie immer unerträglicher wurde, flüchtete sie 2005 vor dem Mullah-Regime nach Deutschland. Auch hier ist sie Drohungen ausgesetzt.

Statement einer mutigen Frau

Im Vergleich zu ihrer großen Ausstellung im März in Hirschberg, wo vor allem farbenprächtige Großformate zu sehen waren, ist die Ausstellung im Kulturtreff Altes Rathaus kleinformatiger und leiser. Man sollte sich aber nicht täuschen lassen – in den meisten dieser Arbeiten steckt politische Sprengkraft, steckt ein klares Statement einer mutigen Frau für die Freiheit. Ihre Helden sind – nicht nur, aber vor allem – Frauen. Die wohl bekannteste unter ihnen ist Jina Mahsa Amini. Ihr gewaltsamer Tod im letzten September hat im Iran die größte Protestbewegung der letzten Jahrzehnte ausgelöst. 
Für Soroor ist Kunst die „Stimme der Freiheit“; das Bild von Amini habe sie noch kurz vor deren Tod drei Tage nach der Verhaftung gemalt, dadurch habe sie die Stimme der im Koma liegenden Frau sein wollen.
Jina Mahsa Amini ist zur Symbolfigur für Millionen iranischer Frauen und Mädchen geworden, die nur noch eines wollen – Freiheit, koste es, was es wolle, auch wenn es das Leben sei.

In Gefangenschaft vergiftet

Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von Acrylgemälden, Zeichnungen und Drucken. Die meisten Werke sind jüngeren Datums und aktueller denn je. Zentraler Bestandteil dieser Ausstellung sind Porträts jener Revolutionskämpfer und vor allem Revolutionskämpferinnen, von denen viele ihren Kampf mit ihrem Leben bezahlen mussten. Da ist zuvorderst ihre Jugendfreundin Mariam zu erwähnen, die bei ihrer Flucht auf dem Teheraner Flughafen verhaftet und dann in Gefangenschaft vergiftet wurde.
Oder die Tochter aus gutem Hause, die im Gefängnis immer wieder vergewaltigt wurde, bevor sie endlich wieder in Freiheit kam. Um ihren Vater zu nötigen, seine aufsässige Tochter „an die Kandare zu nehmen“, haben ihm die Tugendwächter die Besitzurkunde für sein Haus abgenommen.

Beklemmende Lebensgeschichten

Oder auch der Rapper Toomaj Salehi, der durch seine politischen Texte zur Kultfigur für die iranische Jugend geworden ist. Er wurde als Metallarbeiter ganz bewusst Proletarier und blieb freiwillig im Iran. Nach seiner Verhaftung hat man ihn im Gefängnis verprügelt, sodass er ein Auge verloren hat. Nicht zuletzt der sieben Jahre alte Junge, der ein Boot für einen Wettbewerb gebastelt hatte und bei einer Polizeikontrolle im Auto seines Vaters erschossen wurde. In einem Instagram-Filmchen ist er noch zu sehen, wie er über einen Regenbogen fabuliert. Dessen Farbspektrum hat Soroor als kleine Reminiszenz an dieses Interview in ihr Gemälde eingearbeitet.
Die Ausstellung zeigt Lebensgeschichten, bei denen dem Betrachter sprichwörtlich „ein Kloß im Hals stecken bleibt“, zumal wenn man weiß, dass die Bluttränen in den meisten Porträts ein Zeichen dafür sind, dass die dargestellte Person gewaltsam zu Tode gekommen ist.
 Am 2. Juni um 20 Uhr wird sich der Künstler und Kunsthistoriker Karl Heinz Treiber in seinem Vortrag mit der „Entwicklung des Iran bis zur Gegenwart“ befassen. Der Eintritt ist frei, um Spenden für die Opfer des Terrorregimes wird gebeten. red

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Autor:

Christian Gaier aus Mannheim

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