Evangelische Pfarrrer*innen feiern Balkon-Gottesdienste
Die meisten wollen analog
![Im Atrium des ThomasCarree, gleich neben der Thomaskirche, laden Pfarrer Thilo Müller und Pfarrerin Nina Roller die Bewohner und die Belegschaft zum Balkongottesdienst ein. | Foto: de Vos](https://media04.wochenblatt-reporter.de/article/2020/04/09/9/371779_L.jpg?1586449295)
- Im Atrium des ThomasCarree, gleich neben der Thomaskirche, laden Pfarrer Thilo Müller und Pfarrerin Nina Roller die Bewohner und die Belegschaft zum Balkongottesdienst ein.
- Foto: de Vos
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Mannheim. Evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer feiern für die Menschen in den Altenheimen Gottesdienste, draußen vor der Tür. Das kommt sehr gut an.
In Zeiten des Coronavirus zum Gottesdienst zusammen zu kommen, geht online sehr gut und erzeugt eine virtuelle und auch real gefühlte Gemeinschaft. Die Sehnsucht nach einem Gottesdienst „in echt“ jedoch ist groß. Besonders bei den Menschen in Heimen. Denn auch dort dürfen, ebenso wie in den Kirchen, im Gebäude keine Gottesdienste mehr gefeiert werden. Zusammen mit dem verordneten Besuchsverbot fällt damit eine wichtige Begegnungsmöglichkeit weg. Gemeindepfarrer und Altenseelsorger bringen nun Gottesdienste zu den Heimen, und bleiben dabei selbst vor der Tür. Sie kündigen Balkongottesdienste an. Die Resonanz ist durchgehend positiv.
„Der Gottesdienst war super,“ sagt Ursula Kissel, die im evangelischen ThomasHaus in Neuhermsheim lebt. Dort hat sich Altenseelsorger Pfarrer Thilo Müller letzte Woche gemeinsam mit der Kita-Leiterin Sigrid Mohr-Messarosch, die auf der Gitarre begleitete, in den Garten gestellt und einen Open-Air-Gottesdienst gefeiert. Die Worte, die dort gesprochen werden, seien ihr vertraut, sagt die 87 Jahre alte Ursula Kissel, „aber im Alter gewinnen sie erst richtig an Bedeutung“. Die notwendige Distanz zu Menschen außerhalb des Heimbetriebes, so Pfarrer Müller, sei zum Schutz der Heime sehr wichtig. Doch Nähe zu Gott, zum Glauben und zu Menschen, die davon sprechen und gemeinsam mit ihnen singen, sei wichtig. „Die Worte im Gottesdienst leben jetzt im Altern erst richtig auf“, sagt Heimbewohnerin Kissel.
Auch Stadtteil Lindenhof macht sich Gemeindepfarrerin Susanne Komorowski regelmäßig auf den Weg zu einem der vier Heime in ihrem Gemeindegebiet, um dort draußen vor der Tür einen Gottesdienst für die Menschen des Heimes zu feiern: Im Seniorendomizil am Glückstein, feierte sie eine "Freiluftandacht" unten im Hof, begleitet von Saxofon, für die Bewohner auf den Balkonen. Weitere Andachten sind geplant, aber noch nicht terminiert.
Im evangelischen ThomasCarree in Neuostheim warten die Bewohner mittwochs schon auf Pfarrer Thilo Müller. So das Wetter mitmacht, hält er im Atrium, das vom Gebäude auf drei Seiten umschlossen ist, einen Gottesdienst. Auf den Balkonen und an den Fenstern nehmen die Menschen daran teil. Am Gründonnerstag war Gemeindepfarrerin Nina Roller mit dabei, die den Gottesdienst auf ihrer Klarinette begleitete. „Eine schöne Gelegenheit, das Instrument mal wieder auszupacken“, so Roller. Auch dafür gab es zum Schluss Applaus. „Wir wünschen Ihnen für Ostern gesegnete Tage“, sagte Pfarrer Thilo Müller, „und dass Sie in der Stille den Reichtum hören, den Gott uns schenkt“. dv
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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