Ein Begegnungsort für alle: Die Stadtteil-Bibliothek Friedrichsfeld
Mannheim. Ein Begegnungsort für alle, an dem Kinder ihre Liebe zum Lesen entdecken und dabei in abenteuerliche Welten abtauchen können – das ist die Stadtteil-Bibliothek Friedrichsfeld. Doch, dass es diesen Treffpunkt mitten im Ort gibt, ist nicht selbstverständlich.
1994 sollten verschiedene Zweigstellen der Stadtbibliothek Mannheim geschlossen werden – unter anderem die in Friedrichsfeld. Glücklicherweise regte sich in der Gemeinde Widerstand – von einigen Engagierten wurden Unterschriften gesammelt und an den Bürgermeister übergeben. Schließlich wurde Ende 1994 ein Förderverein gegründet, um die Zweigstelle Friedrichsfeld zu erhalten. So konnte dank des ehrenamtlichen Engagements vieler Bürger die Bibliothek gerettet werden.
Ohne Förderverein keine Bibliothek
Der Förderverein unterstützt die Bibliothek finanziell und ermöglicht dadurch Anschaffungen, die sonst nicht möglich wären. Die Finanzierung von Veranstaltungen für Schulen, Kindergärten und Horten liegt dem Verein besonders am Herzen, damit alle Kinder – unabhängig von der finanziellen Situation ihrer Familien - teilhaben können. Im März feiert der Förderverein sein 30-jähriges Jubiläum.
Eine der Engagierten im Vorstand ist Mailin Fischer. Während Corona ist sie mit eingestiegen und kümmert sich aktuell um den Facebook-Auftritt der Bibliothek und unterstützt jederzeit, wenn etwas ansteht – rund um Halloween zum Beispiel werden wieder fleißig Süßigkeitentüten für die Kinder gepackt. Regelmäßig trifft sich der Förderverein und tauscht sich über zukünftige Aktionen aus. Ein besonderes Highlight für Fischer: „Mit Afra Vogel war ich ich für ein Leseprojekt mit meinem Hund an der Schule. Ich habe mit unserem Hund die Therapiehundeausbildung gemacht und habe das Projekt dann in Kooperation mit der Bibliothek umgesetzt, um die Bücherei ein bisschen mehr in den Rahmen der Schule zu bringen. Das hat tatsächlich sehr gut geklappt. Es gab positive Rückmeldungen und Frau Vogel geht jetzt öfter in die Schule.“ Es ist angedacht, die Aktion mit Hund zukünftig auch in der Bibliothek anzubieten.
Und wie entstand ihre Motivation für dieses Ehrenamt? „Ich habe davor jahrelang die Krabbelgruppe und Flohkiste in Friedrichsfeld geleitet, kannte dadurch die Kinder und Muttis im Dorf. Der Vorstand wurde dadurch auf mich aufmerksam und hat mich angesprochen, ob ich mich engagieren möchte. Ich war schon als Kind hier in der Bücherei, habe aber erst dann die Geschichte, warum es diese Bücherei überhaupt gibt, mitbekommen. Dieser Ort lebt von so einem Förderverein. In Friedrichsfeld gibt es in dieser Hinsicht tatsächlich wenig. Umso wichtiger ist es, dass die Bibliothek weiter besteht.“
Ein Ort der Begegnung in Friedrichsfeld
„Ich bin total gerne draußen, auch mit meiner eigenen Familie. Deshalb liegen mir diese naturbezogenen Aktionen besonders“, berichtet Fischer. Zu Buga-Zeiten hat sie zum Beispiel eine Samenkugel-Börse angeleitet. Für die Erwachsenen gab es in der Bibliothek eine Samenbörse, da entstand die Idee einer Samenkugel-Aktion, bei der die Kinder ihre eigenen Samenbomben herstellen und in selbst gestalteten Tüten abgeben und gegen eine andere eintauschen konnten.
Das Engagement in der Bibliothek bedeutet Mailin Fischer viel. „Ich bin hier aufgewachsen und tatsächlich sieht es noch genauso aus. Es hat etwas, das am Leben zu erhalten. Deshalb finde ich es so wichtig, dass die Bücherei als Konstante im Ort da ist. Die Kinder sollen lesen – das ist so wichtig! Gerade jetzt an Regentagen kann man sich hier aufhalten und die Kinder beschäftigen sich. Für die Älteren ist das hier ein richtiger Treffpunkt mit regelmäßigen Begegnungsmöglichkeiten, wie der Reihe ’Kaffee mit Buch’.“
Die Rolle der Bibliotheken in unserer Gesellschaft ist für Fischer eine essentielle: „Sie sind ein Ort der Begegnung für Jung und Alt und aus allen sozialen Schichten. Wer lesen kann, dem öffnet sich die Welt. Egal in welchem Alter – ohne zu lesen, kommt man nicht weiter.“
Eigene Traditionen schaffen
Was das Thema Ehrenamt angeht, sieht Mailin Fischer den Willen, sich zu engagieren als zum Teil wenig präsent. Um gerade jüngere Menschen auf das Thema aufmerksam zu machen, geht Fischer immer wieder ins Gespräch, um dafür zu sensibilisieren, wie wichtig es ist, das Angebote weiter bestehen. „Wenn man sich mit etwas identifiziert und damit aufgewachsen ist, ist das sicherlich einfacher, sich einzubringen, als wenn man neu in einen Ort zieht“, so ihre Vermutung. „Dann nutzt man eben die Angebote, die da sind, aber es ist nichts, was man an 'Tradition' aus Kindertagen erhält. Für viele ist es vermutlich auch ein Zeitfaktor, sich verpflichtend an etwas zu binden.“ Etwas „Gewachsenes“ motiviere einen da schon mehr. Ihr Aufruf deshalb: „Eigene Traditionen schaffen!“
Kommende Veranstaltungen:
Samstag, 12. Oktober, ab 10.30 Uhr: Plausch in der Bibliothek – Buch und Crêpes. Die Bibliothek lädt zum Plausch über Lieblingsbücher bei einer Tasse Kaffee und Crêpes ein. An diesem Morgen kann man sich in gemütlicher Atmosphäre mit Gleichgesinnten über Bestseller oder Bücher, die einem am Herzen liegen, austauschen – oder man stöbert einfach ein bisschen im Bestand der Bibliothek. Anmeldung erwünscht.
Samstag, 19. Oktober, von 14 bis 17 Uhr: Spielzeug-Flohmarkt für und von Kindern. Der Jugendtreff Friedrichsfeld und die Stadtbibliothek-Zweigstelle Friedrichfeld präsentieren am Kerwesamstag den zweiten Spielzeug-Flohmarkt für und von Kindern. Der Flohmarkt findet in den Räumlichkeiten des Jugendtreffs und der Bibliothek statt. Highlights sind unter anderem das Glücksrad, Waffeln und Zuckerwatte. Anmeldegebühr: ein gebrauchtes Spielzeug. Anmeldung im Jugendtreff und in der Stadtbibliothek. Die Standplätze sind begrenzt.
Donnerstag, 31. Oktober: Zu Halloween plant die Bibliothek wieder eine besondere Aktion für kleine Gruselfans. Weitere Informationen gibt es zeitnah. [sic]
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.