Neue Kurse beim Kinderschutzbund Mannheim
Familienpaten gesucht
von Peter Engelhardt
Mannheim. Eltern und Kind (er) – eine harmonische Familie in der die wichtigen Dinge gut funktionieren gehört für nahezu alle Menschen zu den wesentlichen Komponenten eines glücklichen Lebens.
Aber es gibt auch viele Familien, in denen tägliche Probleme, diese Gemeinschaften vor große Zerreißproben stellen. Der Alltag ist oftmals beschwerlich und voller Sorgen. Diese Familien sind zumeist überlastet, beruflich überfordert oder haben manchmal auch gar keine Arbeit. Sie haben wenig Zeit für sich und ihre Kinder, müssen sich finanziell zur Decke strecken und am Ende ist zumeist die Mutter alleinerziehend und alleingelassen. Da wünscht man sich schon mal etwas mehr Entlastung im Alltag. Eine Einrichtung oder Person, die kurzzeitig auf die Kinder aufpasst, den berufstätigen Müttern oder überlasteten Familien mit mehreren Kindern beisteht, ihnen zuhört, die einfach da sind, wenn sie gebraucht werden. Dieses Konzept der Familienpatenschaften gehört neben dem Kinder-und Jugendtelefon zu den tragenden und erfolgreichen Säulen des Kinderschutzbundes (KSB). Das „Netzwerk Familienpatinnen und Familienpaten Baden-Württemberg“ wurde im Jahr 2013 als begleitende Maßnahme vom Ministerium für Arbeit und Sozialordnung ins Leben gerufen. Familienpaten bieten Familien sowie werdenden Eltern zeitlich begrenzte und auf Vertraulichkeit basierte Unterstützung um den Familien zu helfen, sie zu stärken und Überforderungssituationen vorzubeugen.
Angeboten wird das Konzept flächendeckend in ganz Deutschland, der Kinderschutzbund Mannheim offeriert dieses Projekt seit 2013 an. Inzwischen ist die Nachfrage derart groß, dass längst nicht alle interessierten Familien ein Familienpate vermittelt werden kann. „Wir registrieren eine verstärkte Nachfrage in den letzten Jahren“, führt Rudy Kupferschmitt, seines Zeichen Geschäftsführer des Kinderschutzbundes in Mannheim, diese Zunahme einerseits auf den größer werdenden Bekanntheitsgrad der Einrichtung zurück, andererseits beobachten er und die Mitarbeiter die Zunahme der Familien und/oder Mütter mit sozialen Belastungen.
Und daher ist es für den Kinderschutzbund Mannheim enorm wichtig mit einem ausführlichen Infoabend neue Kräfte zu akquirieren. Wer sich freiwillig für diese ehrenamtliche und ehrenwerte Aufgabe meldet erhält im Vorfeld eine ausführliche Schulung von insgesamt 50 Stunden. Die Patenschaft dauert maximal eineinhalb Jahre und auch während dieser Zeit gibt es immer wieder Treffen mit den Koordinatorinnen und Fortbildungen innerhalb des Teams. In der Regel besucht man die Familien ein bis zweimal die Woche. „Ganz am Anfang gibt es ein gemeinsames Gespräch mit den Familienpaten und der Familie. Ganz entscheidend ist ja hier, ob die Chemie stimmt zwischen den Parteien,“ erklärt Iris Krämer, erste Vorsitzende der Einrichtung in Mannheim. „Familienpaten müssen offen und flexibel sein und die Philosophie des Kinderschutzbundes Hundertprozent verinnerlichen.“
Persönliche Emotionen der Familienpaten und die eigentliche Aufgabe sind nicht immer einfach zu trennen. Dies sicherlich ein ganz wesentlicher Faktor einer Aufgabe, die mit viel Herz aber auch mit entsprechend überlegtem Verstand angegangen werden muss. Margret Courtin ist schon einige Jahre als Familienpatin tätig. „Mein Pate war zehn Monate alt, die Mutter hatte noch ein weiteres Kind und war alleinerziehend. Ich habe den Jungen bis zu seinem dritten Lebensjahr betreut, “erzählt die engagierte Patin. „Neben der Kinderbetreuung geht es natürlich oftmals auch einfach um die Entlastung der Mütter. Auch diese müssen mal durchatmen und wollen sich auch mal aussprechen,“ weiß Margret Courtin zu berichten. Momentan ist sie Familienpatin eines kleines Mädchen, deren Mutter einen Unfall hatte und froh ist, jemanden an ihrer Seite zu haben. „Die Kleine ist einmal die Woche bei mir und wir verstehen uns glänzend, sie ist glücklich und fühlt sich pudelwohl bei uns. Es ist mitunter anstrengend aber auch erfüllend.“
Auch Oliver Mauritz, Familienpate seit 2016, hat längere Zeit eine türkische Familie betreut. „Der Junge war anfangs sehr schwierig und aggressiv, wir haben uns oft getroffen und inzwischen ist die Familie wieder zusammen und weitestgehend intakt.“ Familienpaten sind da zum Zuhören, zum gemeinsamen Spielen, sie helfen bei den Hausaufgaben und bauen ein Vertrauensverhältnis auf. „Reden ist oft ganz wichtig für die Kinder, nach einem Gespräch geht es den Kindern meistens besser.“
Dafür gibt es auch schon seit vielen Jahren die Nummer gegen Kummer. Diese Telefonberatung für Kinder und Jugendliche, das sogenannte Kinder-und Jugendtelefon ist kostenlos und anonym. Hier können Jugendliche ihre Alltagsängste und Sorgen loswerden: dabei geht es oftmals um Liebeskummer (vornehmlich bei den Mädchen), die Jungs sprechen über Mobbing oder Rivalitäten untereinander, es geht immer auch um Probleme mit den Eltern.
Barbara Kiepe und Magdalene Lösch gehören schon seit vielen Jahren zu den bewährten Kräften am Kinder-und Jugendtelefon: „Die Telefonate gehen maximal eine Stunde, in der Regel jedoch 30 Minuten. Die Kinder, die anrufen, sind zumeist zwischen acht und 18 Jahre alt, entsprechend altersgerecht sind zumeist Sorgen und Ängste.“
Die meisten Ehrenamtlichen sowohl am Telefon wie auch in den Familien sind weiblich. Gegenwärtig sind lediglich drei von sechzehn Familienpaten männlich. Freuen würde sich der Kinderschutzbund Mannheim über jeden, der mit in das Team einstiegen würde, aber wenn es mehr Männer wären, würden sie sich riesig freuen. „Gerade für die männlichen Jugendlichen ist ein Mann meistens ein noch besserer Ansprechpartner,“ sprechen die Verantwortlichen des KSB hier aus langjähriger Erfahrung. pete
Infos:
Infoabend Familienpaten, Montag, 11. November, 18 Uhr.
Kinder-und Jugendtelefon/Elterntelefon: Donnerstag, 7. November, 18 Uhr. Voranmeldungen unter 0621-22011 oder 0621-23034. Mehr Infos unter www.kinderschutzbund-mannheim.de
Autor:Peter Engelhardt aus Mannheim |
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