Neuer Deutscher Jazzpreis in Mannheim
Finalisten stehen fest
Mannheim. Am 1. und 2. April geht der Neue Deutsche Jazzpreis in die 15. und vorerst letzte Runde. Eine Fachjury traf eine Vorauswahl von 11 Bands aus insgesamt 184 Bewerbungen, die drei Finalist*innen für die Wettbewerbskonzerte wurden von Kurator Lars Danielsson ausgewählt. Am Abend der Wettbewerbskonzerte entscheidet das Publikum über die Vergabe des mit 10.000 Euro dotierten Bandpreises. Die Veranstaltungen finden jeweils um 20 Uhr in der Alten Feuerwache Mannheim statt.
Aus insgesamt 184 Bewerbungen wählte der diesjährige Kurator und ACT-Künstler Lars Danielsson mit Unterstützung einer achtköpfigen Fachjury in einer anonymisierten Blindauswahl die Finalist*innen für den Bandwettbewerb des Neuen Deutschen Jazzpreises 2022. „Die drei Bands sind in diesem Jahr sehr unterschiedlich besetzt. Wir dürfen uns daher auf einen ausgesprochen vielseitigen Konzertabend freuen. Außerdem präsentieren wir in der letzten Ausgabe des Neuen Deutschen Jazzpreises eine spannende, jüngere Jazzgeneration, von der wir in Zukunft noch viel hören werden“, sodie Zweite Vorsitzende der IG Jazz Rhein Neckar e.V., Sängerin und Jurymitglied Juliana Blumenschein.
Die Pianistin und Komponistin Olga Reznichenko(*1989) gründete ihr aktuelles Trio 2018 und ist seitdem mit Maximilian Stadtfeld (Schlagzeug) und Lorenz Heigenhuber (Kontrabass) kontinuierlich auf und abseits der Bühne aktiv. Ihr neues Trio feierte bei einem Engagement im Hot Club in Lissabon öffentlich Premiere. Während der deutschen Lockdowns gab die Band einige hochwertige Streaming-Konzerte, unter anderem im Kölner Loft-Studio. Das kommende Album des Olga Reznichenko Trios, Somnambule, wird im Frühjahr 2022 bei Traumton Records erscheinen. Die Stücke der klassisch geschulten Pianistin zeigen starken Gestaltungswillen, spielen mit Einflüssen aus klassischer Moderne, Minimalismus und modernem Jazz. Sie verbinden intuitive Ansätze mit klaren Vorstellungen zu Stimmungen und Klangfarben. Komplexe harmonische und rhythmische Strukturen, subtile und kraftvolle
Momente sowie melodische Anknüpfungspunkte ergeben eine persönliche Ästhetik.
Der 26-jährige Kontrabassist Felix Henkelhausengründete sein Quintett, in dem neben ihm auch Wanja Slavin (as, cl) Uli Kempendorff (ts, cl), Valentin Gerhardus (p, synths) und Leif Berger (dr) zu hören sind, im Jahr 2016, als er begann, anlässlich eines Konzertes Stücke für ein fünfköpfiges Ensemble zu schreiben. Henkelhausen stell sich dabei nicht in den Vordergrund, es geht ihm viel mehr um das Erschaffen einer musikalischen Gestalt, eines Klangkörpers, der nicht auf ein Individuum festgemacht werden kann, sondern nur durch die Konstellation der fünf Protagonisten zustande kommt. Sein jüngst erschienenes Album "Misantrophic Tendencies" spiegelt sein gekränktes Verhältnis zur Menschheit und die Grausamkeiten, die diese Spezies begeht, zeigt aber auch seine Liebe zum Menschen und das Potenzial der schöpferischen Kraft jedes Individuums, sowie seinen Glauben an eine bessere Gesellschaft und einem gewaltfreies, liebevolles Miteinander.
Mit seiner einzigartigen Besetzung erschafft das Rebecca Trescher Tentet einen erfrischend modernen Sound, der sich experimentell zwischen Jazz und Klassik bewegt. Mit vier veröffentlichten Alben und zahlreichen Konzerten im In- und Ausland konnte das Ensemble in den letzten Jahren einen ganz eigenen und starken Personalstil entwickeln. Die Kritik feiert den Kompositionsstil und die Vielschichtigkeit der Musik mit „mannigfaltigen Klangfarbenmischungen zwischen musikalischem Experiment und sinfonischem Wohlklang“ (Jazzpodium), aber auch, dass die „Grenzen zwischen durchkomponierter, detailreich ausarrangierter Kunstmusik und inspirierter, spontan aus dem Augenblick geschöpfter Improvisation ganz lässig verwischt“ werden (Nürnberger Nachrichten). Außerdem lebt die Musik durch die hochkarätige und wohlüberlegte Zusammenstellung starker Musikerpersönlichkeiten aus der ganzen Republik, die allesamt selbst als Individualisten in der deutschen Jazzszene in Erscheinung treten und sich hier in präziser Abstimmung, gemeinsamer Erfahrung und gegenseitigem Vertrauen immer wieder zu musikalischen Höchstleistungen beflügeln. ps
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.