Die erste Bundesgartenschau, der Maimarkt auf dem Mühlfeld und ein neues Stadthaus
Fünf Jahrzehnte im Rückblick
1972 Mit der Kurt-Schumacher-Brücke, einer 434 Meter langen Hängekonstruktion an einem 84 Meter hohen Pylon, wird ein zweiter Rheinübergang im Stadtgebiet geschaffen.
1974 Die Stadtwerke (SMA) und die Verkehrsbetriebe (MVG) werden als Aktiengesellschaften in eine GmbH unter dem Namen Mannheimer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (MVV) eingebracht. 1999 erfolgt der Börsengang der MVV Energie AG. Die Berufsakademie am Coblitzweg nimmt ihren Betrieb auf.
1975 Vom 18. April bis 19. Oktober Die Bundesgartenschau 1975 fand in Mannheim statt und bescherte der Stadt einen Rekord. Mit 8,1 Millionen Besuchern war sie die bis dahin am stärksten besuchte Bundesgartenschau. Das 68 Hektar große Gartenschaugelände verteilt sich auf Luisen- und Herzogenriedpark. Anlässlich der Bundesgartenschau wurden die Planken 1975 im östlichen Teil einschließlich der Heidelberger Straße in eine Fußgängerzone umgestaltet.
1976 Mit dem Bau der Schnellbahnstrecke Mannheim – Stuttgart wird begonnen. 1991 wird der ICE-Linienverkehr aufgenommen, der die Fahrzeit auf 40 Minuten verkürzt. Das Zentralinstitut für seelische Gesundheit in J5 wird als Modelleinrichtung gemeindenaher psychiatrischer Versorgung und Forschung eröffnet.
1979 Die Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, 1978 aus der Akademie für Berufsberatungsfachkräfte hervorgegangen, bezieht den Neubau in Neuostheim.
1981 Auf Initiative des 1976 gegründeten Vereins „Frauen helfen Frauen“ wird ein selbstverwaltetes Frauenhaus eröffnet. Seit 1987 ist diesem ein Fraueninformationszentrum zur ambulanten Beratung angegliedert. Auch das Heckert-Stift in Trägerschaft der Caritas bietet seit 1981 misshandelten Frauen Zuflucht.
1983 Der Erweiterungsbau der Kunsthalle am Friedrichsplatz wird eröffnet. 1999 werden in den Räumen des Tiefbunkers unter der Kunsthalle weitere Ausstellungsflächen eingeweiht.
1985 Der Maimarkt, größte regionale Ausstellung für Landwirtschaft, Handel, Handwerk und Industrie in der Bundesrepublik, findet erstmals auf dem neuen Gelände im Mühlfeld statt. Nach der Renovierung des Hauptbahnhofs (bis 1985) wird seit 1993 auch der Bahnhofsplatz (seit 1995 Willy-Brandt-Platz) neu gestaltet. Zwischen 1999 und 2001 wird der Hauptbahnhof erneut gänzlich umgebaut.
1987 Nach langen Diskussionen und einem Bürgerentscheid (1986) wird mit dem Neubau eines Stadthauses auf dem Quadrat N1 am Paradeplatz begonnen. Die gleichzeitige Umgestaltung des Paradeplatzes wird 1993 mit der Wiederaufstellung der restaurierten Grupello-Pyramide abgeschlossen. Die Jüdische Gemeinde weiht ihr Gemeindezentrum mit Synagoge in F3 ein. Die Stadt bekommt eine Frauenbeauftragte wegen der Gleichstellung von Mann und Frau.
1988 Das Reiß-Museum erhält in D5 einen Neubau für die Abteilungen Archäologie und Völkerkunde. 2003 beginnt der Umbau
des Zeughauses in C5. bereits seit 1986 unterhält es das Museumsschiff auf dem Neckar. 1992 wird das Haus von der Unesco als Europäisches Museum des Jahres ausgezeichnet.
1993 Mit dem Bau der „B-Linie“, einer Straßenbahnverbindung vom Hauptbahnhof über den Lindenhof nach Neckarau-West, beginnt die Mannheimer Verkehrsgesellschaft AG (MVG) ihre größte Neubaumaßnahme nach dem 2. Weltkrieg. Der regelmäßige Verkehr auf der Strecke wird 1995 aufgenommen. 1999 wird die Linie bis zur Rheingoldhalle ausgebaut.
1994 Das umgebaute Carl-Benz-Stadion an der Theodor-Heuss-Anlage wird seiner Bestimmung übergeben. Der Fahrlachtunnel, der die Bahnlinie am Neckarauer Übergang unterquert und eine direkte Straßenverbindung von den Rheinbrücken zur Autobahn unter Umgehung der Innenstadt herstellt, wird in Betrieb genommen. Die Kulturmeile Mannheim wird eröffnet.
1996 Mit dem ersten Spatenstich beginnen die Bauarbeiten für den Stadtteil Wallstadt-Nord, ein Musterprojekt für ökologischen Wohnungsbau.
1998 Die Mannheimer Bürgerstiftung wird ins Leben gerufen.
2000 Zur Bekämpfung von Schwerpunktkriminalität werden Abschnitte der Fußgängerzone von der Kurpfalzbrücke bis zum Paradeplatz mit Videokameras überwacht.
2001 Curt Engelhorn, ehemaliger Gesellschafter der Boehringer Mannheim GmbH, errichtet eine Stiftung für das Reiß-Museum, das in Reiss-Engelhorn-Museen (REM) umbenannt wird. Im Luisenpark wird ein chinesischer Garten mit Teehaus eingeweiht.
2002 Mannheim wird Standort der ersten Popakademie, die 2003 ihren Studienbetrieb aufnimmt und 2004 einen Neubau an der Hafenstraße bezieht.
2003 Auf den Planken vor dem Quadrat P2 wird ein Glaskubus mit den Namen von 2240 Opfern des NS-Regimes errichtet. In der Hafenstraße wird das Existenzgründerzentrum Musikpark Mannheim mit rund 2000 Quadratmeter Fläche für Büros, Proberäume und Studios eingeweiht.
2005 Die Verkehrsunternehmen der Städte Heidelberg, Ludwigshafen und Mannheim schließen sich in der Rhein-Neckar-VerkehrGmbH (RNV) zusammen. Die Region Rhein-Neckar-Dreieck mit Mannheim im Zentrum, siebtgrößter wirtschaftlicher Ballungsraum in Deutschland, wird als „Europäische Metropolregion“ anerkannt. Die seit 2004 im Bösfeld errichtete Multifunktionsarena, die 15.000 Personen Platz bietet, nimmt als SAP Arena ihren Betrieb auf.
2006 Mit einer feierlichen Fahrt durch die Metropolregion werden die zwei neuen Stadtbahnstrecken eingeweiht, eine Linie führt nun von Heidelberg nach Kirchheim und die Linie 6 a vom Planetarium durch die Gottlieb-Daimler-Straße über den Dehofplatz bis zur SAP-Arena. Im Beisein von Oberbürgermeister Gerhard Widder wird das Richtfest für die neue Hautklinik am Universitätsklinikum gefeiert. OB Gerhard Widder übergibt die für 7, 3 Mio. Euro sanierte Breite Straße der Öffentlichkeit.
2007 Ein Jahr lang feiert Mannheim die Verleihung der Stadtrechte am 24. Januar 1607. Ein Festakt, ein Bürgerfest, ein Literaturfest und die Schlossfestspiele im frisch renovierten Mannheimer Barockschloss waren einige der Höhepunkte. Auch Kunsthalle und Universität feiern einen runden Geburtstag: Beide werden 100 Jahre alt und nutzen ihre Jubiläen zu eigenen Festveranstaltungen.
2008 Das Jahr 2008 steht für das Mercedes-Benz Werk Mannheim der Daimler AG ganz im Zeichen eines großen Jubiläums: Vor 100 Jahren beginnt an diesem Ort die Produktion im neu gebauten Werk der Aktiengesellschaft Benz & Cie., Rheinische Gasmotoren-Fabrik in Mannheim.
2009 Im Beisein von Baden-Württembergs Umweltministerin Tanja Gönner wird der neue, 117 Millionen Euro teure Müllkessel 6 der Müllverbrennungsanlage der MVV auf der Friesenheimer Insel in Betrieb genommen. Die Stadt eröffnet im Beisein von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und Bürgermeister Lothar Quast am Paradeplatz eine Klimaschutzagentur, zur kostenlosen Beratung Mannheimer Bürger, Schulen, Vereine, Kirchen sowie kleiner und mittelständischer Unternehmen. Beraten wird zu den Themen Energiesparen, Energieeffizienz, erneuerbare Energien und Klimaschutz. Nach 28 Monaten Bauzeit wird der für 31 Millionen Euro neugebaute Neckarauer Übergang im Beisein des Oberbürgermeisters Dr. Peter Kurz offiziell eingeweiht. Der Neckarauer Übergang führt über die 14-gleisige Bahntrasse und verbindet das Zentrum mit den südlichen Stadtteilen. Die neue Stahlbrücke ist gelb und 96 Meter lang, 28 Meter breit und wiegt 1900 Tonnen.
2010 Das Landesmuseum für Technik und Arbeit benennt sich um in „Technoseum“. Bis zum 10. Januar verzichtet das Haus auf Eintrittsgelder. Die Eishockey Weltmeisterschaft 2010 wird in Köln und in der Mannheimer SAP-Arena ausgetragen. Im Finale besiegt Tschechien Russland mit 2:1. Dritter wird Schweden. Die deutsche Mannschaft erreicht Platz 4. Bei der Europameisterschaft in Barcelona gewinnt Verena Sailer von der MTG Mannheim mit persönlicher Bestzeit von 11,10 Sekunden die Goldmedaille beim 100-Meter-Lauf.
2011 Das 125-jährige Jubiläum des Automobils erlebt seinen Höhepunkt im Automobilsommer 2011 mit einer Welturaufführung des Komponisten Marios Joannou Elia, der Autosymphonic. Unter anderem treten die Söhne Mannheims auf. Untermalt wird das Großereignis mit einer großen Lasershow des Künstlers Horst Hamann rund um den Wasserturm. Rund 17 000 Besucher verfolgen das Konzert, bei dem 80 Automobile, ein Sinfonieorchester, Chor, Kinderchor und Vokalensemble zusammenwirken.
2012 Der letzte Bewohner des amerikanischen Benjamin-Franklin-Villages, Sergeant Howard, zieht aus der Kaserne aus. Damit steht das Viertel, in dem zum Teil bis zu 8000 Menschen untergebracht waren, komplett leer. Für die künftige Nutzung beauftragt die Stadt vier Architekturbüros, die einen Masterplan erarbeiten sollen. Bundespräsident Joachim Gauck besucht den 98. Deutschen Katholikentag und trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Der Katholikentag stand unter dem Leitwort „Einen neuen Aufbruch wagen“ und wurde von 80.000 Menschen besucht.
2013 Ab Jahresbeginn kann die Umweltzone in der Innenstadt nur noch mit grüner Feinstaubplakette befahren werden, die gelbe Plakette läuft aus. Zur Wiedereröffnung des Billingbaus der Kunsthalle findet ein viertägiges „Grand Opening“ statt. Die Besucher haben unter anderem die Möglichkeit, bei kostenlosem Eintritt das renovierte Gebäude in geführten Rundgängen zu besichtigen und an weiteren Veranstaltungen wie Illuminationen oder Vorträgen teilzunehmen. Nach elf Tagen endet der 400. Maimarkt. Insgesamt besuchten 353 000 Menschen die Verbrauchermesse. Damit kann im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs von 11 000 Besuchern verzeichnet werden.
2014 Im Mitzlaff-Bau der Kunsthalle finden die beiden letzten öffentlichen Veranstaltungen statt, bevor der Bau im Sommer abgerissen wird. Im Bürgerforum wird das Modell der neuen Fassade präsentiert. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, Stiftungsratsvorsitzender Dr. Manfred Fuchs und Kunsthallendirektorin Dr. Ulrike Lorenz informieren über die Neubauplanungen. Im Anschluss findet die von den ARTgenossen veranstaltete „ARTriss-Party“ statt. Das Goethe-Institut feiert im Beisein des Ersten Bürgermeisters Christian Specht sein Richtfest auf dem Gelände des ehemaligen Vögele-Areals. Die Stadt hat für 11,3 Millionen Euro rund die Hälfte des gesamten Vögele-Geländes gekauft.
2015 Der neue Block 9 des Großkraftwerk Mannheim AG (GKM) wird im Beisein von Grüne Umweltminister Franz Untersteller offiziell eingeweiht. Die Kritiker der Zeitschrift „Opernwelt“ küren erstmals das Nationaltheater Mannheim zum „Opernhaus des Jahres“. Zudem erhält das Nationaltheater die Auszeichnung der besten Uraufführung („Esame di mezzanotte“).
2016 Bei einem Festwochenende wird das 140-jährige Jubiläum des Hauptbahnhofs gefeiert. Die Deutsche Bahn und das Stadtarchiv zeigen auf Stellwänden großformatige historische Ansichten - Konzerte, Theater und ein Kinderfest gehören zum Programm. Über 250 000 Menschen kommen in die Innenstadt und ins neu eröffnete Shopping-Center Q 6/Q 7 zum verkaufsoffenen Sonntag. Die Stadtbahn Nord-Trasse von der Bonifatiuskirche in den Käfertaler Wald beziehungsweise zum Waldfriedhof wird eingeweiht. Die Strecke ist 6,4 Kilometer lang.
2017 Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der Ministerpräsident Baden-Württembergs, Winfried Kretschmann, sind Ehrengäste bei der offiziellen Schlüsselübergabe der Mannheimer Kunsthalle. Die Tage der offenen Tür im Neubau der Mannheimer Kunsthalle beginnen mit einem großen Besucheransturm. Am Samstag gibt es ein abwechslungsreiches Programm, am Freitag und Sonntag ist ohne Sonderprogramm geöffnet. Am Montag erfolgt die offizielle Schlüsselübergabe an die Stadt Mannheim. Ein Wochenende lang feiert Mannheim die Erfindung des Laufrads durch Karl Freiherr von Drais. Das Festival „Monnem Bike“ bildet mit rund 150 000 Menschen und über 100 Programmpunkten den Höhepunkt des Jubiläumsjahrs. Die baden-württembergische Landesregierung feiert im Trafowerk in der Boveriestraße das 200. Jubiläum des Fahrrads. Vor rund 300 geladenen Gästen spricht Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Er nennt Karl Freiherr von Drais erste Fahrt mit seinem Laufrad eine „Jungfernfahrt“, die „den Urknall der individuellen Mobilität“ markierte. Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz sagt bei der offiziellen Einweihung der neuen Hauptfeuerwache: „Es ist die größte Investition in die Sicherheit, die Mannheim bislang vorgenommen hat. Auch Innenmister Thomas Strobl ist zum Festakt gekommen.
2018 Die Kunsthalle eröffnet ihren Neubau. Beim Eröffnungswochenende kommen 32.000 Besucher*innen in den Hector-Bau. Sie können bei freiem Eintritt das Haus besichtigen, an Künstlergesprächen, Vorträgen oder Workshops teilnehmen. Neben der Dauerausstellung ist eine Schau mit Fotografien des Kanadiers Jeff Wall zu sehen, der auch an der Eröffnung teilnimmt. Der Besucherandrang ist am Eröffnungswochenende enorm, zeitweilig müssen aus Sicherheitsgründen die Türen geschlossen werden. Mit einem Festakt im Beisein von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz wird das Stadtarchiv („Marchivum“) im umgebauten Ochsenpferchbunker in der Neckarstadt in Betrieb genommen. Der einst größte Hochbunker Mannheims war in zweijähriger Bauzeit für 18,4 Millionen Euro zum Archiv umgebaut worden. Neben dem Archiv sollen im Gebäude zukünftig auch eine stadtgeschichtliche Ausstellung und ein NS-Dokumentationszentrum untergebracht werden. Die Diskuswerferin Shanice Craft vom MTG Mannheim holt mit 62,46 Metern EM-Bronze in Berlin. Grün-Weiss Mannheim feiert die siebte deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte.
2019 Die Sternwarte erhält nach 160 Jahren ihr historisches Aussehen wieder, indem eine Kuppel aus Kupferblech auf ihrem Dach angebracht wird. Der Grundstein für die Sternwarte wurde 1772 gelegt. 1859 wurde die Kuppel der Sternwarte abgebaut. Finanziert wird die neue Kuppel über die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die 100.000 Euro zur Verfügung stellt. Der SV Waldhof gewinnt sein letztes Spiel in der Regionalliga Südwest gegen Mainz 05 II im Carl-Benz-Stadion 1:0 und steigt damit in die 3. Liga auf. In der Verlängerung des fünften Final-Spiels gewinnen die Adler Mannheim 5:4 und werden Deutscher Eishockey-Meister.
2020 Das Kaufhaus Galeria Karstadt Kaufhof in N7 hat seinen letzten Öffnungstag. 40 Filialen werden im Zuge betrieblicher Sparmaßnahmen bundesweit geschlossen. Rund 75 Menschen verlieren durch die Schließung in N7 ihre Arbeit. Das Neubaugebiet auf dem Gelände der früheren amerikanischen Wohnsiedlung Benjamin-Franklin-Village wird offiziell zu einem Stadtteil Mannheims erklärt. Der bebaute Teil des neuen Stadtteils „Franklin“ gehört zum Stadtbezirk Käfertal, der Grünzug zum Stadtbezirk Feudenheim. Casterfeld und Pfingstberg, beide Teile von Rheinau, werden ebenfalls zu eigenen Stadtteilen. Stephany Goschmann, Geschäftsführerin der Mannheimer Ausstellungsgesellschaft, muss aufgrund des Verbots von Großveranstaltungen wegen der Corona-Pandemie den Maimarkt absagen. Damit findet er erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg nicht statt.
Autor:Peter Engelhardt aus Mannheim |
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