Konvertierter Uhu im Turm der Mannheimer Konkordienkirche
Gefiederter Neubürger
Mannheim. Im Turm der evangelischen CityKirche Konkordien hat sich ein Uhu eingenistet, der letztes Jahr im katholischen Dom zu Speyer geschlüpft war. „Ein konvertierter Uhu ist der beste Uhu der Welt“, schmunzelt Gemeindepfarrerin Anne Ressel. Ab Mitte Februar könnten zwei bis drei Eier im Nest liegen.
Dr. Gerhard Rietschel, der Naturschutzbeauftragte der Stadt Mannheim, staunte nicht schlecht, als der Bewegungsmelder der Kirchturm-Kamera am 22. Dezember neue Bilder aus dem hohen Horst schickte. Rietscher, der seinerzeit das Vogelbeobachtungsprojekt initiierte, hatte mit den Wanderfalken gerechnet, die dort seit 1994 brüten. Doch im Horst gelandet war ein Uhu, ein „Bubo bubo“, eine geschützte Vogelart. „Der Uhu ist der Chef“, sagt Rietschel, die Wanderfalken mussten den Platz räumen und haben inzwischen ein Ausweichquartier im Fernmeldeturm bezogen.
„Für Mannheim ist es sehr ungewöhnlich, mitten in der Stadt einen Uhu zu haben“. Der Uhu, erläutert Rietschel, sei ein „Kulturfolger“. Die Population der einst vom Aussterben bedrohten Vogelart hat sich vermehrt, auch mit menschlicher Hilfe. Er findet im urbanen Umfeld ein optimales Beuteangebot. „Er kann sich die Tauben von den Dächern pflücken“. Der Uhu ernährt sich von Tauben, Krähen und auch von Ratten. „Doch so tief muss er gar nicht runterfliegen, er findet auf den Dächern genug Beute“, weiß Rietschel.
Inzwischen hat der Uhu Gesellschaft von einem Weibchen. Seither geht es im Turm hoch her. „Der Uhu hat sich gar nicht mehr eingekriegt vor lauter Gebalze, tagelang war Geschrei“, so Rietschel. Der Uhu versorgt sie mit Beute: „Er verwöhnt seine Angebetete, die ihn ziemlich schlecht behandelt“. Das Weibchen ist größer als das Männchen und gehe, so Rietschel, ziemlich rabiat mit dem Männchen um. Dennoch, wenn alles gut gehe, legt sie Mitte Februar zwei bis drei Eier. „Es ist ein Abenteuer, wir sind sehr gespannt, wie es sich weiterentwickelt“, sagt Rietschel, denn der Uhu ist noch sehr jung. Da der Vogel beringt ist, weiß Rietschel, dass er im letzten Jahr im Dom zu Speyer (Baubeginn zwischen 1024 und 1030) geschlüpft ist. Nun ist der Uhu vom größten Kirchenbau der damaligen Welt übergesiedelt zum höchsten Kirchturm in Mannheim: Mit 96 Metern bestimmt der Turm der evangelischen Konkordienkirche auch heute noch die Stadtsilhouette.
Gemeindepfarrerin Anne Ressel kann den Kirchturm und damit auch den Uhu von ihrem Balkon aus beobachten. Tagsüber zieht er sich irgendwo zurück, nachts kommt er ins Nest. „In der Dämmerung ruft er laut.“ Sie freut sich über den seltenen Gast und meint, dass ein konvertierter Uhu der beste Uhu der Welt sei. Wer den Uhu im Kirchturm sehen möchte, findet auf Youtube unter „Uhu Konkordien“ mehrere Videos. dv
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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