Glocken- und Orgelweihe in der Magdalenenkapelle in Mannheim-Straßenheim
Mannheim. Ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung ist die wohl älteste Kapelle auf heutiger Mannheimer Gemarkung – die Magdalenenkapelle in Straßenheim. 1408 erstmals urkundlich erwähnt wurde das Kirchlein 2019 bis 2021 umfassend saniert und erhält nun am Sonntag, 6. August, eine neue, zweite Glocke und eine Truhenorgel. Beide werden in einem Festgottesdienst um 11 Uhr durch Mannheims katholischen Stadtdekan Karl Jung nach einer Prozession gesegnet und geweiht.
„Die Weihe der Glocke ist als krönender Abschluss der Sanierungsarbeiten der Magdalenenkapelle zu sehen“, erläutert Jürgen Anselmann. Er ist 1. Vorsitzender des Fördervereins Magdalenenkapelle Straßenheim, durch dessen Initiative zusammen mit zahlreichen Unterstützern die Sanierungsmaßnahmen wie auch die Anschaffung der Orgel und der Guss der neuen Glocke ermöglicht wurde.
Die neu gegossene Glocke wird vom Hof Bach, Hirschländerweg 4, in einem Pferdewagen zur Magdalenenkapelle in Straßenheim gefahren. Wer sie begleiten möchte, kann sich ab 10.30 Uhr direkt am 1,2 Kilometer entfernten Startpunkt Hof Bach oder ab der Kreuzung Straßenheimer Straße Ecke Ortsstraße (Höhe Wasserturm) für die letzten 200 Meter bis zur Kapelle anschließen. Bei beiden Anlaufstellen sind Parkmöglichkeiten vorhanden. Die Segensfeier für Orgel und Glocke beginnt direkt nach der Prozession um 11 Uhr in der Magdalenenkapelle.
„Die Glocken sollen läuten, weit über„s Land hinaus“
Historische Aufzeichnungen belegen, dass neben der vorhandenen Glocke in der Kapelle bis zum ersten Weltkrieg eine zweite aus dem Jahre 1844 von Carl Riedel, Wiesental, existierte. Die Verantwortlichen vermuten, dass sie eingeschmolzen wurde. Spuren in der Decke zeigen heute noch, wie das entsprechende zweite Zugband geführt wurde, denn auch diese Glocke wurde - wie die noch Vorhandene - manuell geläutet.
Die neue Magdalenenglocke wurde von der Glockengießerei Bachert angefertigt. Sie wiegt etwa 100 Kilogramm und hat einen Durchmesser von 56 Zentimeter. Die Glockenzier besteht zum einen aus dem Bibelvers „Leben in Fülle! Joh 10,10“ in Anlehnung an die bereits vorhandene erste Glocke und entsprechend der Ziele des Fördervereins Magdalenenkapelle Straßenheim e. V., die Kapelle mit Leben zu füllen. Zum zweiten wurde ein Relief eingearbeitet, das Maria Magdalena mit Myrrhe-Gefäß zeigt. Also die erste Zeugin der Auferstehung Jesu Christi mit einem Friesband aus Blüten und Ranken als Parallele zur 1. Glocke. Die neue Glocke wurde rein über Spendengelder an den Förderverein finanziert.
Die Glocke soll am Donnerstag, 3. August, in den Glockenturm eingehängt werden und erklingen.
Den Klang der neuen Truhenorgel der niederländischen Orgelbauer Henk und Niels Klop müssen die Mitfeiernden nicht warten. Sie wird mit ihren viereinhalb Registern den Kapellenraum direkt mit unverwechselbarem Klang erfüllen, und damit die singende Gemeinde in Gottesdiensten begleiten. Auch sie konnte mit Unterstützung gespendeter Gelder angeschafft werden und ist zudem ein exzellentes Konzertinstrument. Denn zum Konzept des Vereins gehören unter anderem Konzertreihen.
Die Magdalenenkapelle hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Seit wann es eine Kirche im Ort gab, ist nicht genau bekannt. Überliefert ist aber ein Stiftungsbrief aus dem Jahr 1408, in dem die adlige Metze von Neipperg die bestehende Kapelle mit Gütern ausstattete und das Patronatsrecht dem Wormser Domkapitel übertrug, so dass die Kapelle im Jahr darauf zur Pfarrkirche erhoben wurde. Im Zuge des Dreißigjährigen Kriegs wurde die reformierte Pfarrei aufgehoben und für den nun wieder katholischen Gottesdienst war Ladenburg zuständig. Nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg scheint die Kapelle über mehrere Jahrzehnte nicht mehr genutzt worden zu sein. Erst unter Kurfürst Carl Theodor wurde sie wieder renoviert und 1750 vom Wormser Weihbischof von Merle zu Ehren Maria Magdalenas, erneut geweiht. 1814 wurde Straßenheim von Viernheim aus pastorisiert, ab 1817 von Heddesheim und schließlich wurde 1913 Wallstadt zuständig (Christ-König-Kirche - Katholische Seelsorgeeinheit Mannheim Maria Magdalena). Wobei sie auch hier lange in einem Dornröschenschlaf lag. Aus diesem hat sie der Förderverein der Magdalenenkapelle gemeinsam mit der Kirchengemeinde im Jahr 2015 endgültig geweckt. hät/red
Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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