Heimische Amphibien sind auf Unterstützung bei ihrer Wanderung angewiesen
BUND/NABU. Mit den ersten Frühlingsanzeichen werden die Amphibien im Land wieder aktiv. Ab einer Bodentemperatur von sechs oder mehr Grad starten Frösche, Kröten und Molche auf ihren teils kilometerlangen Weg zu den Laichgewässern. Spring- und Grasfrösche machen den Anfang. Es folgen Erdkröten und Molche. Ab März werden dann auch Feuersalamander ihre schon voll entwickelten Larven absetzen.
In Zeiten von Dürren und trockenen Sommern geht es den heimischen Amphibien zunehmend schlechter. Selbst ehemals häufige Arten wie Erdkröte und Grasfrosch sind in ihren Beständen stark zurückgegangen. „Viele Amphibienwanderstecken sind von Straßen zerschnitten. Damit die Tiere sicher von ihren Winterlebensräumen zu den Laichgewässern gelangen, sind sie auf die Hilfe von Aktiven im Amphibienschutz angewiesen“, betont Sarah Christmann, Projektleiterin Amphibienschutz beim BUND Baden-Württemberg. Deswegen sind jetzt wieder mehr als 50 BUND-Gruppen in ganz Baden-Württemberg im Einsatz und errichten Krötentunnel oder Schutzzäune. Auch die NABU-Gruppen im Land betreuen 137 Amphibienzäune und sorgen dafür, dass die Tiere statt auf der Straße in Eimern landen. Sie tragen während der Wanderungszeit der Amphibien jede Nacht die Tiere über die Straßen und setzen sie hinter den Schutzzäunen wieder aus. So können sie ihren Weg zu den Laichgewässern sicher fortsetzen.
Appell: Fuß vom Gas und vorsichtig fahren!
Trotz des unermüdlichen Einsatzes vieler BUND- und NABU-Gruppen gibt es an den meisten Straßen im Land weder Zäune noch Tunnel. „Dadurch fallen nach wie vor hunderte Tiere dem Straßenverkehr zum Opfer“, beklagt Sarah Christmann. Oft verharren Amphibien bewegungslos im Licht von Scheinwerfern und geraten so unter die Räder. Daher sollten Autofahrerinnen und -fahrer auf Straßen mit Amphibienwarnschildern jetzt besonders aufpassen. „Fahren Sie bitte vor allem bei Dunkelheit, wenn es draußen feucht ist und die Temperaturen auch nachts wieder bei über fünf Grad liegen, besonders rücksichtsvoll“, appelliert Sarah Christmann. „So schützen Sie die wandernden Tiere und die vielen ehrenamtlichen Amphibienschützerinnen und -schützer, die ihnen beim Queren der Straße helfen.“ Je nachdem, wie die Temperatur sich entwickelt, kann sich die Amphibienwanderung über mehrere Wochen ziehen.
Helfen Sie mit!
Wer mithelfen möchte, ist gerade jetzt in der Hochphase der Amphibienwanderungen sehr willkommen! Möchten Sie mithelfen, Amphibien zu retten? Oder haben Sie einen Straßenabschnitt mit einer Amphibien-Wanderung entdeckt, um den sich niemand kümmert? Wenden Sie sich gerne an die nächste BUND- oder NABU-Gruppe, um zu erfahren, wie Sie helfen können.
Einsatz für Frosch, Kröte, Molch & Co.
Der Schutz der 19 heimischen Amphibienarten sind dem BUND und dem NABU in Baden-Württemberg ein zentrales Anliegen. „Dreizehn dieser Arten sind inzwischen gefährdet. Auch ehemals häufigen Arten machen Klimawandel, Trockenheit, der schlechte Zustand der Laichgewässer und die Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft zunehmend zu schaffen“, erklärt Sarah Christmann. Aus diesem Grund setzen sich nicht nur etliche BUND-Gruppen im Land für den Schutz der Amphibien ein.
Im vergangenen Jahr wurde zusätzlich das Projekt „220 Amphibiengewässer“ ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden und Landschaftserhaltungsverbänden sollen dabei 220 Gewässer im ganzen Land für Amphibien saniert werden. „Zahlreiche ehrenamtliche Amphibienschützerinnen und -schützer meldeten dafür innerhalb kürzester Zeit etliche Gewässer und unterstützen auch tatkräftig bei der Umsetzung der Maßnahmen vor Ort“, freut sich Christmann. Diese zielen explizit auf die ehemals häufigen Arten wie Erdkröte und Grasfrosch und sollen deren Rückgang entgegenwirken. „Darüber hinaus soll ein landesweites Schutzprogramm angestoßen werden und ein Netzwerk aus im Amphibienschutz Engagierten im Haupt- und Ehrenamt entstehen“, betont die Amphibienexpertin.
Landesweites Schutzprojekt für Amphibien
Das Projekt „220 Amphibiengewässer“ wird vom BUND Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Amphibien-Reptilien-Biotopschutz Baden-Württemberg (ABS) und dem NABU Baden-Württemberg durchgeführt und durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft gefördert. Es ist im Juli 2022 gestartet und hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Ziel des Projekts ist, dem dramatischen Rückgang der ehemals häufigen heimischen Amphibien entgegenzuwirken, indem die Sanierung von 220 Amphibien-Gewässern in ganz Baden-Württemberg vorangetrieben und ein langfristiges Amphibienschutzprogramm angestoßen wird.red
Weitere Informationen:
Weitere Informationen finden Interessierte unter: www.bund-bawue.de/amphibien und www.bund-bawue.de/amphibienprojekt
Autor:Jessica Bader aus Mannheim |
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