Die Kunsthalle Mannheim hat einen neuen Direktor
„Ich möchte Menschen mitnehmen und begeistern“
von Peter Engelhardt
Mannheim.Der Däne Johan Holten ist seit dem 1. September der neue Direktor der Mannheimer Kunsthalle und damit nach einer kurzen Vakanz der Nachfolger von Dr. Ulrike Lorenz, die seit August als Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar vorsteht. Sowohl Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz wie auch Kulturbürgermeister Michael Grötsch freuen sich über den neuen Mann auf der Kommandobrücke. Die exzellent aufgestellte Kunsthalle Mannheim mit visionären Konzepten in die Zukunft zu führen, ist die Aufgabe von Johan Holten, der er sich gerne stellt.
Im Gespräch mit dem Wochenblatt spricht der begeisterungsfähige Däne über seine künstlerische Kindheit, den Standort Mannheim und seine Vision.
???: Wann kamen Sie erstmals mit Kunst in Berührung?
Johan Holten: Relativ früh in meinem Leben. Ich hatte relativ kunstinteressierte Eltern, die aber beruflich etwas ganz anderes gemacht haben, und so kam ich schon als Kind mit Museen und Theater in Berührung. Mein erster Museumsbesuch war wahrscheinlich im weltberühmten Museum Louisiana in Humlebaek, nördlich von Kopenhagen. Meine Großeltern wohnten in unmittelbarer Nähe des Museums. Mit sechs Jahren habe ich zudem das Musical Oliver Twist gesehen und die tanzenden Kinder fand ich großartig und habe begonnen zu tanzen. Ich war zehn Jahre lang an der Königlichen Dänischen Ballettschule in Kopenhagen und von 18 bis 22 vier Jahre lang als Tänzer in Hamburg.
???: Was macht Kunst mit Ihnen?
Holten: Wenn etwas, das man schon kennt, durch die Betrachtung eines Kunstwerkes neue Horizonte und Perspektiven entstehen lässt, dann ist das für mich ein wahrhafter Erweckungsmoment.
???: Lässt sich Kunst immer in einen gesellschaftlichen Kontext einbinden?
Holten: Manchmal, aber nicht immer. Der Erweckungsmoment, von dem wir eben sprachen, kann in zahlreiche neue Bereiche führen. Eine Richtung führt zu Themen, die in einem breiten politischen Kontext mündet. Kunst hat so gesehen auch eine gesellschaftliche Vorreiterrolle. Künstler setzen Zeichen und diese Botschaften werden durch die Museen in die Gesellschaft hineingetragen. Manche dieser Botschaften versickern, aber andere bahnen sich ihren Weg und werden mitunter zu einem wegweisenden gesellschaftlichen Symbol. Damit wird Kunst manchmal, aber nicht immer, zu einem Spiegel unserer Gesellschaft.
???: Sehen Sie Ihre neue Position in Mannheim als Herausforderung?
Holten: Es ist ein sehr spannendes Umfeld. Baden-Baden, wo ich vorher als Direktor die dortige Kunsthalle geleitet habe, ist weniger urban. Diese neue Kunsthalle hier in Mannheim ist dagegen ein fantastisches Gebäude in einer interessanten Stadt. Entscheidend für mich ist jetzt, was wir in diesem neuen Museumsgebäude zeigen. Diversität ist als Stichwort für mich ganz wesentlich. Wir wollen die Globalisierung und Vielfältigkeit unserer heutigen Gesellschaft zeigen.
„Die Klassische Moderne ist die DNA der Kunsthalle“
???: Sind Sie eher ein Mensch der Moderne?
Holten: Ich liebe es, direkt mit Künstlern zu arbeiten und gemeinsam Projekte zu entwickeln. Deshalb ist die zeitgenössische Kunst wohl auch mein Schwerpunkt. Aber die Klassische Moderne ist die DNA der Kunsthalle Mannheim und wird das auch unter meine Leitung bleiben.
???: Was ist Ihre Vision für die nächsten Jahre?
Holten: Zunächst bin ich hier als Direktor der Kunsthalle Mannheim für die nächsten fünf Jahre angestellt. Primär ist mein Ziel, in diesem Zeitraum mit den „Innereien“ zu glänzen – also der Kunst – und viele interessante Ausstellungen anzubieten. Die Kunsthalle Mannheim ist eine große Institution mit vielfältigen Möglichkeiten – und darin liegt eine Chance für die Stadt. Ich hoffe, dass das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht, und dass wir die bereits erreichte Aufmerksamkeit sogar noch steigern können.
???: Bemerkenswert ist Ihr großer Enthusiasmus….
Holten: Das ist Johan Holten pur – vielleicht sogar eine Spezialität von mir. Ich setze meine Begeisterung gerne ein, um Menschen mitzunehmen und sie zu begeistern. Meine Vorgängerin war ja auch sehr energetisch.
???: Wie gut kennen Sie Mannheim?
Holten: Ich kenne Mannheim ganz gut, ich war ja einige Jahre lang als Direktor am Heidelberger Kunstverein.
???: Wie entspannen Sie sich von Kunst und Kultur?
Holten: Ich laufe sehr gerne den Berg hoch mit vollem Tempo. Aber ich schaue mir in meiner Freizeit auch gerne andere Ausstellungen an und lese viel. pete
„Die Klassische Moderne ist
die DNA der Kunsthalle“ Große Matisse-Ausstellung ab 27. September
Autor:Peter Engelhardt aus Mannheim |
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