Bis 6. Februar in Citykirche Konkordien
Kunst während Mannheimer Vesperkirche
Mannheim. Eine Art Klagemauer, ein leuchtender Würfel, der Altar illuminiert, Wolken ziehen am Kreuz vorbei – „die Kirche scheint wie verwandelt“, sagt ein Besucher, der während der Vesperkirche regelmäßig zu Gast ist, sie leuchte und es fühle sich noch gemütlicher an. „Aufsehen“ ist das doppeldeutige Motto der diesjährigen 25. Mannheimer Vesperkirche, und nicht ohne Grund, animierte es auch die beiden Künstler Alexander Kästel und Fritz Stier auf Wunsch der beiden Pfarrerinnen zum Jubiläum eine besondere Kunstaktion ins Leben zu rufen: Ähnlich der Klagemauer in Jerusalem findet sich ab sofort auch in der Citykirche Konkordien die Möglichkeit Ängste, Sorgen, Nöten oder auch Wünsche in ein Mikrofon einzuflüstern. Eine Audiodatei zeichnet alles Gesagte auf, was später wieder an gleicher Stelle hörbar ist. An anderer Stelle findet sich auf dem Altar ein sogenannter White Cube, im Inneren ein Buch mit leeren Seiten, in das geschrieben werden darf. Zu sehen sind die Arbeiten noch bis 6. Februar 2022.
Kunst entsteht in der partizipativen Aktion
„Die Idee war schnell geboren“, erzählt Fritz Stier. „Unsere Kunst wollten wir allerdings gar nicht zeigen, wir wollte eine Art soziale Intervention, den Menschen die Möglichkeit bieten sich zu äußern.“ Eine Art Sprachrohr denen Menschen bieten, die sonst nicht gehört werden. Fritz Stier, der Mannheimer Künstler und Kurator, steht bereits seit Jahren mit dem Team der Citykirche Konkordien in Verbindung. Zum 25-jährigen Jubiläum sollte es – so der Grundgedanke – in jedem Fall eine größere Kunstaktion geben. Eigene Arbeiten, eine Fotoreportage, sah auch Alexander Kästel, der mit am Projekt beteiligt ist, partout nicht im Mittelpunkt. „Es sollte partizipativ sein, zum Mitmachen einladen“, bestätigt auch Kästel. „Die Kunst soll hier Entstehen und den Menschen eine Bühne geben“. „Wofür haben Sie Angst“, „wen würden Sie gerne mal wieder treffen“, „was wollten Sie werden, als Sie Kind waren“, sind beispielweise Fragen, die im Kubus beantwortet werden dürfen. Und dabei stellt der Gang zum Altar – sichtbar, exponiert – schon ein Akt des „Empowerments“ dar, wie Kästel sagt, denn da wo eigentlich Pfarrer oder Dekane stehen, darf sich der Besucher bewegen und äußern.
Zudem zeigt die Citykirche Konkordien noch bis Anfang Februar unter dem Titel „Bytheway“ Werke des Künstlerduos Sourati. Zu sehen sind die Murals – überdimensionierte Wandbilder, wie man sie auch in Mannheim oft an Hausfassaden sieht. „Ein Glück für unsere Gäste während der Vesperkirche, eintauchen zu dürfen in eine eigene Welt, die verlockt, die die Fantasie anregt“, sagt Anne Ressel, Pfarrerin und Teil des Leitungsteams der Vesperkirche. Hinter dem Duo steckt der Buchillustrator Mehrdad Zaeri und seine Frau, die Fotografin Christina Laube.
Die 25. Mannheimer Vesperkirche wird am 9. Januar 2022 um 10 Uhr mit einem feierlichen Gottesdienst mit Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und Dekan Ralph Hartmann eröffnet und endet am 6. Februar 2022. Die durch Spenden finanzierte Vesperkirche wird getragen von der Evangelischen Kirche in Mannheim mit ihrem Diakonischen Werk. Infos: www.vesperkirche-mannheim.de, Foto: Alexander Kästel. jela
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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