Prostituierte in Corona-Zeiten in verzweifelter Lage
Lage in Mannheim dramatisch
Mannheim. Mit dem Verbot der Prostitution seit Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich die Lage der Frauen in Mannheim weiterhin dramatisch verschärft. Viele sind mittlerweile völlig mittellos, viele haben auch keinen festen Wohnsitz mehr. Die finanzielle Not treibt die Prostituierten in die Illegalität. Umso wichtiger ist in dieser Zeit die Beratungsstelle Amalie des Diakonischen Werks Mannheim. „Die Zahl der Frauen, die jetzt schnelle und unbürokratische Hilfe brauchen, steigt jeden Tag“, berichtet Julia Wege, Leiterin der Beratungsstelle Amalie.
Private Spenden werden bedeutender
Konkrete Unterstützung kam bisher durch den Nothilfe-Fonds für Prostituierte der Diakonie Baden, der jetzt bis zum 31. Mai verlängert wurde, sowie durch den Nothilfe-Fonds des Diakonischen Werks Mannheim. Mit der finanziellen Soforthilfe wurde einigen Frauen in Mannheim geholfen. „Doch die Töpfe sind langsam leer“, berichtet Julia Wege. Umso bedeutender werden jetzt private Spenden oder auch ganz konkrete Hilfe durch vorbeigebrachte Lebensmittel und Hygieneartikel.
Hilfe durch Lions-Club Metropolregion Rhein-Neckar
Der Frauenclub aus Schriesheim unterstützt bereits seit Jahren die Beratungsstelle Amalie. „Mit Ausbruch der Corona-Krise war uns schnell klar, dass nun vor allem auch Prostituierte in eine ganz schwierige Situation geraten“, sagt Ingrid Bosselmann-Weinland vom Lions-Club Metropolregion Rhein-Neckar. Der Club spendete spontan 500 Euro Soforthilfe.
Zudem sammelten die Frauen auch in ihrem Freundeskreis Lebensmittel und Hygiene-Artikel, die von den Prostituierten dringend gebraucht werden. Die Beratungsstelle hat vor Ort einen kleinen Tafelladen eingerichtet, in dem die betroffenen Frauen sich die benötigten Sachen abholen können. Dabei gelten natürlich die vorgeschriebenen Hygiene- und Schutzmaßnahmen.
Streetwork-Aktion geht weiter
„Viele wissen nicht, wohin sie sich wenden können und sind mit der Situation überfordert“, berichtet Julia Wege. Aus diesem Grund haben die Sozialarbeiterinnen Saskia Sauter und Julia Wege das Hilfskonzept von Amalie angepasst und bringen gepackte Tüten mit Lebensmitteln und Hygiene-Artikeln bei den Frauen vorbei. Die Streetwork-Aktion hat sich in der Mannheimer Neckarstadt wie ein Lauffeuer herumgesprochen.
„In der Dunkelheit geht es immer weiter“
Eine Prostituierte, die anonym bleiben möchte, berichtet von der großen Not der Frauen, die auch nicht mehr rechtzeitig in ihre Heimatländer zurückkehren konnten. Einige arbeiteten jetzt illegal und ungeschützt. „Überall warten Freier, die bieten gerade jetzt mehr Geld für ungeschützten Sex“, erzählt sie. Sie selbst hat Angst vor Corona und verweigert diese „Dienstleistungen“.
Wie ihr geht es vielen. Zudem fallen hohe Mietkosten für die Zimmer an, in denen sie unterkommen konnten. Das Geld müssen sie nach der Krise zurückzahlen. Für manche wird die Corona-Krise aber auch ein Anlass zum Ausstieg. Gerade dann brauchen die Frauen menschlichen Beistand und konkrete Hilfe.
Die Beratungsstelle Amalie berät in Mannheim Frauen, die in der Prostitution arbeiten oder aussteigen möchten und wurde 2013 gegründet. Aufgrund der prekären Armutssituation von vielen osteuropäischen Frauen bietet Amalie Beratung, Begleitung, medizinische Grundversorgung und Ausstiegshilfen an. Amalie wird finanziert durch die Stadt Mannheim, das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg und Eigenmitteln des Diakonischen Werks. ps
Weitere Informationen:
www.amalie-mannheim.de
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.