Drei Zimmer voller Nächstenliebe
Mannheimer schaffen Wohnraum für Geflüchtete
Mannheim. In die Wohnung im Pfarrhaus Gethsemane ist eine Familie aus der Ukraine eingezogen. Dafür war einiges an Vorarbeit erforderlich. Angepackt haben Protestanten und Katholiken im Mannheimer Stadtteil Waldhof gemeinsam mit einem starken Netzwerk von ehrenamtlich Helfenden. „Uffm Waldhof“, heißt es im ökumenischen Team, „hält man zusammen und man arbeitet zusammen“. Diese gemeinsame Aktion steht exemplarisch dafür.
Eine Familie mit fünf Söhnen im Alter von zwei bis 17 Jahren ist in die Wohnung im Pfarrhaus in der Wiesbadener Straße eingezogen. Die Familie kommt aus Odessa und hatte über eine Freundin der Mutter Kontakt nach Mannheim. Der Vater ist mit dabei, denn ab drei Kindern dürfen Männer die Ukraine verlassen. Die Familie lebt nun in einer Wohnung, in der viel Hilfsbereitschaft, Solidarität und Tatkraft aus dem Stadtteil Waldhof stecken. „Wir sind glücklich darüber, dass wir so konkret helfen können“, sagt Uwe Grundei vom Caritasverband Mannheim, der die technische Koordination im Caritas-Zentrum-St. Franziskus leitet. Bei ihm und Gemeindepfarrer Sam Lee laufen die Fäden dieser Aktion zusammen. Die großzügige Hilfsbereitschaft, so Pfarrer Sam Lee, sei beeindruckend. „Christ:innen sind Menschen, die helfen. Und auf dem Waldhof helfen wir zusammen.“
Die Initiative für diese Wohnungsaktion ging vom Ältestenkreis der evangelischen Gemeinde aus. „Wir auf dem Waldhof-Luzenberg reden nicht viel, wir handeln“, sagt Ältestenkreisvorsitzende Waltraud Esser. „Das Miteinander ist und war uns schon immer wichtig.“ Der Impuls sprang schnell über. Dank engster Zusammenarbeit im Stadtteil konnte die Wohnung in kurzer Zeit hergerichtet werden. Vor allem im vorderen Teil des Hauses, wo es im August 2019 im Gemeindebüro gebrannt hatte, musste einiges getan werden. Es galt, Böden zu legen, Wände zu verputzen und zu streichen. Außerdem fehlten eine Küche sowie die Wohnungseinrichtung. Vermittelt durch Uwe Grundei vom Caritas-Zentrum fing in kurzer Zeit ein fachkundiges Team mit der Arbeit an. “Es ist beglückend zu erleben, dass sich so viele hier tatkräftig an die Seite der Geflüchteten stellen,“ sagt Grundei.
Ein starkes Stück Waldhof
Um neue Böden sowie das Verputzen und Streichen der Wände hat sich die Firma Farbenhaus Bissantz unentgeltlich gekümmert. Die erforderliche Farbe spendete der Malerbetrieb Heiko Jäger. Beim Streichen haben auch der Hausmeister vom Caritas-Zentrum-St. Franziskus sowie ein ehrenamtlicher Maler mitgewirkt. Die erforderlichen Möbel, ebenfalls gespendet, kamen hauptsächlich vom Sozialkaufhaus und Caritas-Inklusionsbetrieb Fairkauf. Der Stadtteilservice Nord (Gemeinschaftswerk) hat sich um den Transport der Möbel sowie um die Grundreinigung der Wohnung gekümmert. Zur finanziellen Unterstützung der Familie wurde die Kollekte in den Gottesdiensten an Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern für sie erbeten. Dafür wurden Osternester gebastelt und Marmelade gekocht.
An einem Aktionstag am 23. April hat das Team aus Helfer:innen der evangelischen Gemeinde Waldhof-Luzenberg, der katholischen Gemeinde St. Franziskus und vom Caritasverband Mannheim alles eingeräumt und aufgebaut. Eine Wohnung, die bereits mit Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft angefüllt ist, als die Familie aus Odessa sie erstmals betrat. Auch beim Ankommen kann die Familie mit den Menschen aus dem Stadtteil rechnen: So werden Ehrenamtliche der evangelischen Gemeinde und der katholischen Gemeinde die Familie begleiten im Alltag. „Menschen beizustehen, die in Not sind, ist tätige Nächstenliebe und stärkt auch uns selbst“, ist Waltraud Esser überzeugt. dv
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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