Johan Holtens Ausstellung "Umbruch"
Neues Kapitel in Geschichte der Mannheimer Kunsthalle

Anita Rée: Bildnis Hildegard Heise, 1927, Hamburger Kunsthalle, Elke Walford.  | Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2020
  • Anita Rée: Bildnis Hildegard Heise, 1927, Hamburger Kunsthalle, Elke Walford.
  • Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2020
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Mannheim. Die aktuelle Krise, in die unsere Gesellschaft global gestürzt wurde, verdeutlicht stärker denn je – wie schnell uns radikale Umbrüchen erschüttert können, Brüche mit gewohnten Werten, Normen und dem Erwartbaren. Daher erscheint es jetzt drängender denn je, das Ausstellungsprojekt „Umbruch“ nach der plötzlich verordneten, mehrwöchigen Schließung der Kunsthalle Mannheim zu präsentieren.

Mit seiner ersten Sonderausstellung als neuer Kunsthallen-Direktor macht Johan Holten den inhaltlichen Umbruch erfahrbar, den er auf den äußeren baulichen folgen lässt. Seit Eröffnung des Neubaus 2018 ist das Kapitel Umbau an der Kunsthalle abgeschlossen. Nun wird sich erneut ein Gerüst durch die Räume des Museums ziehen, doch diesmal als Teil der Ausstellungsarchitektur.

Drei Schwerpunkte liegen der Ausstellung zugrunde. Mit dem ersten Kapitel möchte Holten, rund 100 Jahre nach der legendären Mannheimer Ausstellung „Neue Sachlichkeit“, drei weibliche Positionen dieser 1925 in Mannheim geprägten Stilrichtung in den Fokus rücken, die lange übersehen wurden. So werden die Selbstporträts der Künstlerin Hanna Nagel (1907-1975) zusammen mit einer Vielzahl ihrer bislang selten gezeigten graphischen Werke, die sich zum Teil im Depot der Kunsthalle Mannheim befinden, ausgestellt. Ihre Arbeiten fokussieren auf - damals wie heute - virulent gesellschaftliche Themen wie Frauenrechte und Gleichberechtigung. Ergänzt werden diese durch Werke der Berliner Künstlerin Jeanne Mammen (1890-1976), die besonders unangepasste Außenseiterexistenzen der 1920er-Jahre in ihren Arbeiten festhielt. Zu Nagel und Mammen gesellen sich die Bilder der Hamburgerin Anita Rée (1885-1933), die mit ihren eindringlichen Porträts zu den bedeutenden künstlerischen Positionen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gezählt werden muss.

Das zweite Kapitel nimmt den gesellschaftlichen Umbruch in den Blick. Hier spielen das Medium Video und das Mittel der Performance eine zentrale Rolle. Präsentiert wird etwa der überwältigende Film des französischen Künstlers Clément Cogitore, der mit Street-Dancern diverser sozialer und ethnischer Hintergründe gearbeitet hat, um diese, mitten auf der Bühne der berühmten Pariser Oper de la Bastille tanzen zu lassen. Zu den Klängen der 1735 komponierte Barock-Oper „Les Indes Galantes“ des französischen Komponisten Jean-Philippe Rameau vermischen sich kulturell heterogene Bestandteil der gegenwärtigen französischen Gesellschaft zu einem spannungsreichen Ganzen. Daneben verarbeitet der dänisch-iranische Filmemacher Masar Sohail in „The Republic of T.M.“ seine migrationsgeprägte Biografie. Was als Gangsterfilm im Stil von „Scarface“ beginnt, nimmt, statt im Gewaltexzess zu münden, eine unerwartete Wendung. Auch die rumänische Künstlerin Alexandra Pirici nimmt das Thema der Umbrüche unserer Gegenwart auf, die sie in ihrer Arbeit „Re-Collection“ mit zehn Tänzer*innen visualisiert. Mit eigens entworfenen Masken vor Nase und Mund der Performer, verdeutlicht Piricis Arbeit, wie die aktuelle Corona-Pandemie bis in die Kunst vordringt. Die Intervention wird während der gesamten Eröffnungswoche inmitten der Ausstellung aufgeführt – zwischen den Gerüsten, den starken bildnerischen Positionen der 20er Jahre und den Skulpturen einer neuen, globalen Bildhauerinnengeneration, die schließlich das dritte Kapitel dieser Ausstellung bilden.

Darin bringt Johan Holten drei jüngere bildhauerische Positionen zusammen, deren eigens für die Kunsthalle Mannheim geschaffenen Werke für die berühmte Skulpturensammlung des Museums angekauft werden. Zu diesen Positionen zählt die deutsch-türkische Künstlerin Nevin Aladağ, die sich in der internationalen Kunstszene durch ihre einzigartigen Klangkörper einen Namen gemacht hat und auf der documenta 14 vertreten war. Für die Mannheimer Kunsthalle wird sie ein Instrument schaffen, das man nicht nur sehen, sondern im Rahmen drei begleitendender Konzerte auch hören kann. Eine weitere spektakuläre skulpturale Installation stammt Kaari Upson, die aus einem weniger beeindruckenden Vorort von Los Angeles stammt und ihre Biographie zum Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Arbeit werden lässt, wie 2019 auf der Biennale in Venedig. Die in Peking lebende und arbeitende Künstlerin Hu Xiaoyuan wird diese beiden Positionen mit einer mehrteiligen Skulptur vervollständigen, die ihre endgültige Form erst in den Tagen vor Eröffnung in den Räumen der Kunsthalle finden wird. ps

Autor:

Christian Gaier aus Mannheim

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