Trompeter trifft Blumepeter
Thomas Siffling wird Mannemer Bloomaul 2023
Von Peter Engelhardt
Mannheim. „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“ heißt ein Bestseller von Eric Malpass aus dem Jahre 1965. Doch spätestens eine Stunde später gestaltet sich der Tagesbeginn der Familie Siffling ganz anders. Dann durchdringen fröhliche und kräftige Trompetentöne das musikalische Haus in L7, 7a. „Morgens ist die beste Zeit zum Üben,“ so Thomas Siffling über sein tägliches Trompetentraining. „Wenn ich einen Tag nicht übe, fühlt es sich nicht gut an, zwei Stunden müssen es schon sein.“
Dank dieser frühmorgendlichen Beharrlichkeit hat es der designierte 53. Bloomaulordensträger der Stadt Mannheim geschafft, im Laufe der Jahre europaweit zu den Besten seiner Zunft zu gehören. Doch neben Talent, Ausdauer und tagtäglichem Trainingsfleiß gab es im Leben des gebürtigen Karlsruhers schon in frühester Jugend Menschen, die eine gewisse „Mitschuld“ trugen, dass die Musikerlaufbahn von Thomas Siffling einen derartigen Verlauf nahm.
Nicht nur dass der Großvater mütterlicherseits schon Musik zu Stummfilmen komponierte, die Familie Siffling war schon immer kulturaffin. Im Alter von zehn Jahren brachte Siffling die ersten Töne aus dem Blechblasinstrument und von da an waren die beiden unzertrennlich. Klassisch aufgewachsen am musischen Helmholtz-Gymnasium in Karlsruhe war er von Beginn an ein fester Bestandteil von Orchester und Big Band. Während sich die Eleven auf die klassische Musik konzentrieren sollten, gab es mit dem engagierten Pfarrer Horst-Günther Rothe einen Freund des Jazz. „Er hat versucht, uns diesen Musikstil näherzubringen, er war ein echter Förderer,“ erinnert sich Thomas Siffling.
Musikalisch fühlte er sich in der Big Band am wohlsten, da konnte er improvisieren, da spielte er die ersten Soli. So kam er dann auch zu seinen ersten öffentlichen Auftritten. Mit der Klassik wurde er nicht so richtig warm und so lag es auf der Hand, dass der Jazz und die Trompete sein zukünftiges Musikerleben bestimmen würden. Der Professor der Hochschule Karlsruhe, Adolf Weresch, gleichzeitig auch klassischer Trompeter am Staatstheater der badischen Fächerstadt hatte dafür nicht allzu viel Verständnis. Während Siffling für die Schule ein überschaubares Interesse zeigte, führten ihn die gemeinsamen Konzerte mit der Big Band schon frühzeitig in aller Herren Länder. Bereits heute mit 50 Jahren kann der Genussmensch Siffling auf eine sehr erfolgreiche musikalische Vita zurückblicken. Er hat im Laufe der vergangenen Jahrzehnte nicht nur seinen eigenen Stil (weiter)entwickelt sondern sein besonderes Engagement lag darin, das musikalische Spektrum des Jazz wieder vermehrt salon- und gesellschaftsfähig zu machen. „Wir wollen den Jazz als hörbaren Musikstil für alle zugänglich machen“, sagt Thomas Siffling. Mit seinem sehr guten Netzwerk und seinem exzellenten Ruf als Trompeter sowie seinem Talent als künstlerischer Berater, Kurator und kreativer Denker ist das auf jeden Fall gelungen.
Obwohl für seine Hobbies wie Motorradfahren und Fußball wenig Zeit bleibt ( „Habe privat auch gern mal einfach meine Ruhe)“ hat er sich 2018 mit seinem Engagement als Geschäftsführer und künstlerischer Leiter des Jazzclubs Ella & Louis noch zusätzliche Arbeit ans „Bein genagelt“: „Wenn ich ehrlich bin, wusste ich am Anfang nicht auf was ich mich da einlasse, aber schon als junger Kerl habe ich mit meinen Kumpels davon geträumt im fortgeschrittenen Alter mal eine Jazzkneipe aufzumachen.“ Das Projekt im Keller des Mannheimer Rosengarten hätte ursprünglich auf mehrere künstlerische Schultern verteilt werden sollen, aber am Ende war es Thomas Siffling, der das ganze allein auf den Weg brachte: „Der Name Ella & Louis ist mir im Skilift eingefallen, der Name sollte Lust auf Jazz machen.“
Obgleich er nahezu jeden Morgen nach getaner musikalischer Arbeit ab neun Uhr im Büro sitzt hat er es nicht bereut: „Wir haben fast immer ein volles Haus, wir werden mehr und mehr angenommen und unser Ziel ist es einer der besten Jazzclubs Deutschlands zu werden. Natürlich ist Mannheim nicht New York und nicht London, aber die Musikszene in der Metropolregion ist sehr gut und vielfältig. Wenn ich etwas anpacke, dann will ich da auch erfolgreich sein, das ist mein persönlicher Anspruch,“ hat der neue Würdenträger auch zukünftig konkrete Vorstellungen.“
Den Rücken frei hält ihm seit über 20 Jahren seine Ehefrau Nicole, eine waschechte Mannheimerin. Am kommenden Sonntag kann sie ihm aber erst mal auch nicht helfen: da muss Thomas Siffling die fast ein Pfund schwere Bronzeskulptur ganz alleine um den Hals tragen. Und wie viele seiner prominenten Vorgänger wird auch der leidenschaftliche Musiker ein würdiger Vertreter dieser höchsten bürgerlichen „Mannemer“ Auszeichnung sein.
Weitere Informationen:
Neu ist auf jeden Fall der Veranstaltungsort: Aufgrund der Bauarbeiten am Goetheplatz findet die Verleihung diesmal am Sonntag, 19. Februar 2023 im NTM Tanzhaus Käfertal in der Galvanistraße statt.
Autor:Christian Gaier aus Mannheim |
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