Vorstellung der Polizeiliche Kriminal- und Verkehrsunfallstatistik 2023 des Polizeipräsidiums Mannheim
Mannheim/ Heidelberg/ Rhein-Neckar-Kreis. Polizeiliche Kriminal- und Verkehrsunfallstatistik 2023 des Polizeipräsidiums Mannheim
Zuständig für: Stadtkreis Heidelberg, Stadtkreis Mannheim und Rhein-Neckar-Kreis Broschüre hier downloaden: https://ppmannheim.polizei-bw.de/wp-content/uploads/sites/8/2024/04/PKS_20231.pdf
Bilanz der Polizeilichen Kriminalstatistik 2023:
Am 12. April stellte das Polizeipräsidium Mannheim die Polizeiliche Kriminal- und Verkehrsunfallstatistik im Rahmen einer Pressekonferenz vor. Polizeivizepräsidentin und Leiterin der Kriminalpolizeidirektion Ulrike Schäfer und der stellvertretende Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Polizeirat Nicolas Schütz erläuterten dabei die Entwicklungen im Berichtsjahr 2023. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des im Jahr 2014 neu gegründeten Polizeipräsidiums Mannheim stellten Beide die Zahlen in einen größeren Zusammenhang. Gegenüber dem Vorjahr 2022 ergab sich in den zwei Stadtkreisen Mannheim und Heidelberg sowie im Rhein-Neckar-Kreis ein heterogenes Bild. Auch deliktspezifisch zeigten sich große Unterschiede, mit sowohl positiven wie auch negativen Entwicklungen. "Das Polizeipräsidium Mannheim nimmt diese Entwicklungen auf. Wir passen unser Vorgehen stetig an die sich verändernden Gegebenheiten und Phänomene an und erarbeiten dabei ganzheitliche Konzepte, um ein Mehr an Sicherheit für die Bevölkerung in der Metropolregion zu erreichen", so die Polizeivizepräsidentin Ulrike Schäfer.
Allgemeine Kriminalitätsentwicklung:
2023 wurden insgesamt 68.843 Straftaten im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Mannheim registriert. Das bedeutete im Vergleich zum Vorjahr 2022 eine Zunahme um 5,7 %. Diese lag damit fast gleichauf mit jener des Bundes mit einem Plus von 5,5 %, aber deutlich unter der Steigerung des Landesdurchschnitts Baden-Württemberg von 8,1%. Gemessen am 10-Jahresmittelwert von 69.320 Straftaten lagen die Zahlen für 2023 um 0,7 % unter dem Durchschnitt. 2014, im ersten Jahr des neu geschaffenen Polizeipräsidiums Mannheim, lag die Zahl der Gesamtstraftaten bei 68.333, also nur knapp unterhalb des Niveaus von 2023. Bis zum Vor-Corona-Jahr 2019 wuchsen die Straftaten aus 70.115 Fälle an. Damals lag die Gesamtzahl folglich um über 1200 Straftaten höher. Pandemiebedingt sanken die Werte auf 65.744 Fälle im Jahr. Gemessen am Zehnjahresmittelwert von 69.320 Straftaten ergab sich immer noch ein Rückgang um knapp 0,7 Prozent.
Kriminalitätsschwerpunkte
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Straftaten gegen das Leben
In diesem Bereich sanken die Zahlen um 25,5 %. Am stärksten zeigte sich dieser Trend in Heidelberg mit -35,7 %, gefolgt vom Rhein-Neckar-Kreis (-26,7 %) und Mannheim (-18,2 %). Bedeutsam ist die hohe Aufklärungsquote von 92,1 %, die gegenüber 2022 sogar noch um 5,8 % gesteigert werden konnte. Bei den vollendeten Tötungsdelikten gelang es überdies alle Fälle aufzuklären. Bei knapp drei Viertel der Taten handelte es sich um Beziehungstaten und bei fast der Hälfte der Fälle (44,7 %) wurde ein Messer eingesetzt.
Sexualstraftaten
2023 setzte sich der Trend der Zunahme bei den Sexualstraftaten der letzten Jahre fort. Die Gesamtzahl stieg um 9,8 % an. Hierbei ist zu beachten, dass die Steigerung zum überwiegenden Teil durch das Verbreiten pornografischer Inhalte durch Jugendliche und Kinder im Internet oder über Messenger-Dienste zu Stande kam. So zeigte sich in diesem Bereich bei der Tatverdächtigengruppe der Kinder ein Zuwachs von 47,8 %. Bei den Jugendlichen erhöhte sich die Zahl um 7,5 %. Bei den Sexualstraftaten im öffentlichen Raum sank die Zahl hingegen um 9,3 %, darunter Vergewaltigungen (-14,0 %) und sexuelle Belästigungen (-6,0 %). Die Aufklärungsquote verbesserte sich um 2,6% auf 86,0 %.
Raub und Räuberische Erpressung
Bei den Raubstraftaten gab es einen deutlichen Anstieg um 51,8 % auf 495 Fälle. In diesem Deliktbereich werden auch räuberische Diebstähle erfasst. Hierunter fallen beispielsweise Ladendiebstähle, bei denen eine auf frischer Tat festgehaltene Person Gewalt anwendet, um sich im Besitz des gestohlenen Guts zu erhalten. Räuberische Diebstähle hatten mit 149 Fällen einen signifikanten Anteil an den Gesamtzahlen des Deliktbereichs. In Heidelberg erhöhte sich die Zahl der räuberischen Diebstähle um 73,3 % auf 52 Delikte. In Mannheim waren es 67 Fälle bei einem Zuwachs von 52,3 %. Im Rhein-Neckar-Kreis stiegen die Zahlen um 87,5 % auf 30 Delikte an. Die die Gesamtschadenssumme aller Raubstraftaten nahm um 7,1 % zu und erhöhte sich auf 594.212 Euro.
Eigentumsdelikte
Zwar stiegen die Eigentumsdelikte 2023 um 6,6 % gegenüber dem Vorjahr auf 23.486 Fälle an, jedoch lagen die Fallzahlen noch unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 24.623 Fällen. Analog ist die Entwicklung bei den Wohnungseinbrüchen erkennbar. Einerseits ergab sich hier ein Zuwachs von 31,2% auf 601 Fälle, andererseits liegt dies weit unter dem Niveau des Zehnjahresdurchschnitts von 941 Fällen. Zunehmend gehen diese Straftaten auf das Konto von überregional agierenden Tätergruppierungen. Zu beachten gilt, dass ein Großteil der Taten, nämlich 42,2 % der Fälle, im Versuchsstadium blieben. Die Aufklärungsquote im Polizeipräsidium Mannheim liegt 3,2 % über dem Landesschnitt Baden-Württembergs.
Straßenkriminalität
Nicht nur gegenüber dem Vorjahr sanken die Fälle der Straßenkriminalität um 5,9 %, sondern auch gegenüber dem Zehnjahresdurchschnitt, nämlich mit einer Abnahme von 13,7 %. Besonders signifikant war der Rückgang bei den Sachbeschädigungen um 32,3 % und bei den besonders schweren Fällen des Diebstahls aus Kraftfahrzeugen um 27,4 %. In diesem Deliktsbereich kam der Gruppe der Jugendlichen eine gesonderte Rolle zu. Sie machten hier 15,8 % aller Tatverdächtiger aus, wohingegen ihr Anteil bei den Gesamtstraftaten lediglich bei 9,2 % lag. Der Alkoholkonsum spielte bei der Tatbegehung eine große Rolle. So standen 22 % aller Tatverdächtigen bei der Tat nachweislich unter Alkoholeinfluss.
Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum
Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum machten mit 3.244 Fällen nur einen sehr kleinen Teil der Gesamtstraftaten aus. Gegenüber 2022 stieg die Zahl der Delikte um 12,7 %. Bei den Tatverdächtigen zeigte sich eine deutliche Zunahme bei den Jugendlichen mit einem Plus von 19,3 % und bei den Heranwachsenden mit einem Plus von 23,1 %. In 8,0 % der Delikte, also in 260 Fällen, kam ein Messer zum Einsatz. Die Gruppe der tatverdächtigen Jugendlichen bei den Messerdelikten wies mit 58,3 % einen erheblichen Zuwachs auf. Aggressionsdelikte im öffentlichen Raum wurden überwiegend von männlichen Tatverdächtigen verübt. Ihr Anteil betrug 85,0%, bei Messerdelikten sogar 92,6%. Auch hier, ähnlich wie im Bereich der Straßenkriminalität, spielte der Alkoholkonsum bei der Tatbegehung eine gewichtige Rolle. So standen 27,8% aller Tatverdächtigen bei der Tat nachweislich unter Alkoholeinfluss.
Gewaltkriminalität
Die Gewaltkriminalität verzeichnete 2023 im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von 9,9 %. Damit lag er leicht über dem landesweiten Trend von 8,8 %. Bei den Tatverdächtigen handelte es sich mit einem Anteil von 87,5 % hauptsächlich um Männer. Bezogen auf das Alter der Tatverdächtigen waren Jugendliche und Heranwachsende überproportional vertreten. Insbesondere bei den Heranwachsenden zeigte sich mit einem Plus von 16,4 % eine deutliche Zunahme gegenüber dem Vorjahr. Mit 26 % war mehr als ein Viertel aller Tatverdächtigen bei der Tatausübung alkoholisiert.
Rauschgiftdelikte
Die Zahl der Rauschgifttoten sank 2023 deutlich um 34,8 % und somit auf 15 Personen. Trotz der um 10,6 % gesunkenen Fallzahlen erhöhten sich die Mengen der sichergestellten Betäubungsmittel. So stiegen sie bei Amphetamin um 87 % auf 36 kg, bei Haschisch um 377 % auf 57 kg und bei Marihuana um 74 % auf 101 kg. Auch die sichergestellte Bargeldmenge wuchs an und zwar um 74 % auf 231.788 Euro. Die Aufklärungsquote lag beim Polizeipräsidium Mannheim mit 93,9 % noch über der landesweiten Quote von 92,1 %.
Gewalt gegen Polizeibeamte
Die Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte nahm auch 2023 zu. Sie stieg gegenüber dem Vorjahr um 8,5 %. Bei den Taten wurden 333 Beamtinnen und Beamte leicht verletzt, 3 von ihnen schwer. Obwohl es einen Zuwachs in der Tatverdächtigengruppe der Jugendlichen um 10,7 % und der Heranwachsenden um 18,8% gab, blieben Erwachsene mit einem Anteil von 84,1% an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen die dominierende Gruppierung. Alkohol spielte bei der Tatbegehung eine signifikante Rolle. So standen 46,7 % aller Tatverdächtigen bei der Tat nachweislich unter Alkoholeinfluss.
Allgemeine Verkehrsunfallentwicklung:
Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Mannheim stieg 2023 um 4,2 % auf 28.611 an. Bei der Zahl der Verletzten war ein Rückgang erkennbar. Es wurden 2.794 Menschen leicht verletzt und damit 81 weniger als noch im Jahr zuvor. Auch die Zahl der Schwerverletzten reduzierte sich. Mit 377 Personen waren dies 14,5 % weniger als im Jahr 2022. Entgegen der Entwicklung bei Verletzten stieg die Anzahl der Unfalltoten im Vergleich zum Vorjahr von 15 auf 28 an. Bei diesen Zahlen sind Unfälle, die sich auf den Bundesautobahnen ereigneten, nicht berücksichtigt, da sie gesondert ausgewiesen werden.
Verkehrsunfallschwerpunkte:
Insgesamt ereigneten sich im Jahr 2023 1,8 % weniger Unfälle mit Fußgängern als noch im Vorjahr. Die Anzahl reduzierte sich von 333 auf 327. Unfälle. Bei den Getöteten kam es 2023 erneut zu einem Anstieg von 5 auf 8 Personen. Unter den 277 verletzten Personen waren auch 49 mit schweren Verletzungen.
Bei den Fahrrad-Unfällen (inclusive Pedelec, umgangssprachlich als E-Bikes bezeichnet) war eine Reduzierung um 1,1 %, von 1.349 auf 1.334 festzustellen. 2023 verletzten sich bei diesen Unfällen 1026 Personen, was eine geringfügige Abnahme gegenüber dem Vorjahr mit 1.068 Verletzten bedeutet. Die Zahl der Schwerverletzten sank von 136 auf 132. Eine Steigerung gab es allerdings bei den tödlichen Fahrradunfällen. 2023 kamen 9 Personen dabei ums Leben. 2022 lag die Zahl noch bei 3.
Der gestiegene Anteil von E-Scootern im Straßenverkehr machte sich auch in der polizeilichen Verkehrsunfallstatistik bemerkbar. So kam es insgesamt zu 159 Verkehrsunfällen mit Beteiligung eines E-Scooters, was einem Zuwachs von 33,6 % entspricht. Dabei wurden dabei 13 Menschen schwer und 87 leicht verletzt. Es kam 2023 niemand bei einem Unfall mit einem E-Scooter ums Leben.
Zu den Hauptunfallursachen 2023 gehörte eine nicht angepasste Geschwindigkeit mit einem Anteil von 19,7 %. Dadurch kamen 13 Personen ums Leben, was 46,4 % aller tödlichen Verkehrsunfälle entspricht. Weitere Hauptunfallursachen waren ein mangelnder Sicherheitsabstand mit einem Anteil von 11,1 %, die Missachtung der Vorfahrt mit 10,1 % und die Beeinflussung durch Alkohol mit 9,1 %. Bei Alkoholunfällen kamen im Jahr 2023 fünf Menschen ums Leben, was bedeutet, dass bei 17,8 % aller tödlichen Verkehrsunfälle Alkohol im Spiel war.
Polizeipräsidium Mannheim
Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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