Auftaktveranstaltung der Mannheimer Runde im runderneuten Capitol Mannheim
„Wer stiftet lebt gesünder“
von Peter Engelhardt
Mannheim.Der Stummfilm „Sunrise“ von Friedrich Wilhelm Murnau war am 30. Dezember 1927 die Geburtsstunde des Mannheimer Capitols. Verglichen mit der abwechslungsreichen Geschichte des Mannheimer Kulturtempels nehmen sich die „Zehn Jahre Mannheimer Runde“ eher bescheiden aus.
Doch gerade in jüngster Vergangenheit hat das Capitol wieder mal eine optische Blutauffrischung erfahren dürfen. Und daran hatte die etablierte Mittelstandsvereinigung der Metropolregion wesentlichen Anteil. Und so war es sowohl Capitol-Geschäftsführer Thorsten Riehle wie auch Stefan Kleiber in seiner Funktion als Vorsitzender der Mannheimer Runde eine Freude den Mitgliedern das „neue Capitol“ im Rahmen der ersten Veranstaltung im Kalenderjahr 2019 zu präsentieren.
890.00 Euro hatte der erste Bauabschnitt an Kosten verschlungen, alles generiert über Spenden, Zuwendungen und Sponsoren. Und für die neue Lüftungsanlage fehlt noch immer ein erkleckliches Sümmchen. Zu dem Umbau entschlossen hatte man sich endgültig mit der Entscheidung im Mai 2012 mit einem Grundkapital von 100.000 Euro die Kulturstiftung Capitol Mannheim ins Leben zu rufen. Inzwischen ist das Stiftungskapital ordentlich gewachsen und Thorsten Riehle vergaß nicht darauf hinzuweisen, wie wichtig Stiftungen sind um Einrichtungen wie das Capitol und deren Projekte zu unterstützen: „Kultur ist immer abhängig von verschiedenen Faktoren: vom Ausgehverhalten der Menschen, von der jeweiligen Wirtschaftslage. Wenn die Leute Geld sparen, dann in erster Linie beim Freizeitverhalten.“ Mit der fast schon existenziellen Notwendigkeit diese Stiftung zu gründen war das wesentliche Thema des Abends aufgerufen. Seit wann gibt es und vor allem warum gründet man eine Stiftung? Was kann man damit bewirken und wie viel verschiedene Arten von Stiftungen gibt es überhaupt? Hierzu wusste hauptsächlich Daniela Kobelt Neuhaus einiges zu sagen.
Die stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und gleichzeitig im Vorstand der Bensheimer Karl Kübel Stiftung begann ihre Ausführungen mit einem kurzen historischen Diskurs: „Stiftungen gab es schon in der vorchristlichen Antike. Die Akademie Platons war einer der berühmtsten. Doch bis ins 4. Jahrhundert fehlte ihnen die jedoch Rechtsfähigkeit und die eigene Identität. Stiftungen mussten sich anfänglich immer an eine bestehende Institution anlehnen. Mit Beginn des Mittelalters waren es vornehmlich Kloster und Kirchen, welche sehr zweckgebundene Stiftungen gründeten. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich mehr und mehr Kultur- und Unternehmerstiftungen. Unternehmergeld ins Stiftungen zu überführen, um Unternehmen langfristig zu sichern erfreute sich zunehmender Beliebtheit.“
In einer ausführlichen Power-Point-Präsentation präsentierte Stefan Kleiber dann die wesentlichen Merkmale des Begriffs „Stiftung“: Ein vom Stifter festgelegter Zweck, eine selbstständiges Vermögen sowie eine eigenständige Organisation. Eine einheitliche gesetzliche Definition der „Stiftung“ gibt es nicht.
Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von unterschiedlichen Stiftungen, die je nach Stiftungsart ganz bestimmte gemeinnützige Zwecke und Absichten verfolgen. Seit zwanzig Jahren ist die Zahl der Bürgerstiftungen rasant angestiegen, zumeist handelt es sich jedoch um eher kleinere Stiftungen. Insgesamt gibt es in Deutschland (Stand 2017) 23.000 gemeinnützige Stiftungen, 3329 davon in Baden-Württemberg, damit liegt das „Ländle“ bundesweit auf Platz 3. Für Daniela Kobelt Neuhaus ein klarer Beleg: „In Deutschland gibt es viel Geld und es wird glücklicherweise auch viel Gutes damit getan.“ Interessant ist auch: Trotz Niedrigzinsen hat die Zahl der Stiftungen in den vergangenen Jahren stetig zugenommen.
Der klassische Stifter ist zumeist männlich und hat mindestens das 60. Lebensjahr erreicht. Doch wie vielerorts sind auch hier die Frauen auf dem Vormarsch. Stiftungsthemen, gerade in der heutigen Zeit von aktueller Bedeutung heißen Klimaschutz, Globalisierung und Frauenrechte. So gesehen ist das Stiftungsverhalten der Menschen oftmals auch ein Indiz des sozialen und politischen Zeitgeistes. „Wer stiftet, lebt gesünder,“ so ein weiteres Statement von Kobelt Neuhaus, im nicht ehrenamtlichen Leben von Beruf Heil-Pädagogin.
Neben der Bürgerstiftung sind Treuhandstiftungen, Stiftungen des öffentlichen Rechts und Familienstiftungen besonders beliebt. Gerade die Treuhandstiftung bietet besondere Möglichkeiten: Als Treuhänder hat man Einfluss auf den Stiftungszweck. Als stifterisch engagierteste Unternehmensgruppe in Deutschland geht etwa jede 28. Stiftung auf die Initiative der Sparkassen-Finanzgruppe zurück. Dabei behaupten die Satzungszwecke Soziales und Kultur mit Abstand den Löwenanteil aller Stiftungen.
Für Stefan Kleiber, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Rhein-Neckar-Nord, ist gerade die Stiftung eine Einrichtung , bedürftigen Menschen zu helfen und sozialen Einrichtungen dieser Region die Möglichkeit zu geben notwendige Projekte auf den Weg zu bringen. Mit der Gründung der Stiftung „Bülent Ceylan für Kinder Stiftung“ wurde im Sommer 2017 eine Stiftergemeinschaft der Sparkasse Rhein Neckar Nord ins Leben gerufen. Auch der ehemalige deutsche Schwimmstar, Franziska von Almsick hat sich der Stiftergemeinschaft angeschlossen. Die deutschlandweit bekannte Bloggerin Sally aus der Region möchte in naher Zukunft eine Stiftung gründen.
Auch für das Mannheimer Stadtoberhaupt Dr. Peter Kurz sind die städtischen und kommunalen Stiftungen ein wichtiger Partner: „Auch in Mannheim gibt es viele Stiftungen, von denen gar nicht alle bekannt sind. Wie immer kam es nach der Veranstaltung zum ungezwungenen Get Together. Hier konnte man sich noch austauschen und bei kulinarischen Häppchen den informativen Abend im schönen neuen Capitol ausklingen lassen. pete
Autor:Peter Engelhardt aus Mannheim |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.