Sommer zum zweiten Mal in Folge zu trocken - Erntedank bekommt angesichts dieser Entwicklung eine neue Bedeutung
Eine gute Ernte in der Region
Erntedank. Einmal im Jahr, in Deutschland am ersten Sonntag im Oktober, steht das Erntedankfest auf dem Programm. Hierzulande gehen Katholiken und Protestanten an diesem Tag in die Kirche, wo der Altar in der Regel mit Früchten, Saisongemüse und Getreide geschmückt ist. In manchen Landstrichen finden traditionell Erntedankumzüge statt. Heute ist dieser alte Brauch bei weitem nicht mehr so in der Gesellschaft verankert wie zu jenen Zeiten, als die landwirtschaftlichen Produkte der Region für die Menschen noch existenziell wichtig waren. Schon in vorchristlichen Zeiten dankten die Menschen ihren Göttern für eine gute Ernte.
Ein Umstand könnte dafür sorgen, dass sich das Bewusstsein für die Ernte hierzulande auch jenseits der christlichen Kirchen schärft: der Klimawandel. Der Sommer ist vorbei, und zu Beginn des Herbstes ziehen rund um das Erntedankfest viele Erzeuger von Obst und Gemüse Bilanz. Diese fällt nicht zuletzt angesichts steigender Temperaturen und längerer Trockenheit eher gemischt aus. So wird manche Ernte in diesem Jahr hinter den Erwartungen zurückbleiben. Der drittwärmste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 und der ausbleibende Regen haben ihre Spuren hinterlassen. So sind zum Beispiel nicht alle Obstbauern mit der Apfelernte zufrieden.
In jedem Fall stellen die sich wandelnden klimatischen Bedingungen die Obst- und Gemüsebauern hierzulande vor echte Herausforderungen. Ihren unermüdlichen Einsatz wissen immer mehr Verbraucher zu schätzen. Schließlich müssen Obst und Gemüse vom regionalen Erzeuger keine weiten Wege zurücklegen, ihr Kauf trägt also nachhaltig zur Schonung des Klimas bei. Diese besondere Wertschätzung lässt sich als neue Art von Erntedank interpretieren, den die Menschen mit leckeren Herbstgerichten gerne genießen.
Apropos Essen: Das Erntedankfest wird auch in anderen Ländern „köstlich“ gefeiert. In den USA zum Beispiel ist „Thanksgiving“ ein staatlicher Feiertag, den man mit Freunden, Familie und dem obligatorischen Truthahn begeht. In Schottland kommt zu diesem Anlass der Hotchpotch auf den Tisch, ein kräftiger Eintopf mit Blumenkohl, Wirsing, Möhren und Bohnen sowie Lammfleisch. So lässt sich auch hierzulande eine alte Tradition neu erfinden. Ob als klassischer Erntedank oder international inspiriertes Thanksgiving: Das gemeinsame Feiern mit Familie und Freunden ist eine wunderbare Gelegenheit, das zu genießen, was uns die Natur in all ihrer Vielfalt zu bieten hat. Und wenn die Zutaten dafür dann noch vom Erzeuger aus der Region kommen, fühlt man sich beim Erntedank/Thanksgiving rundum zu Hause. ps
Autor:Laura Seezer aus Mannheim |
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