Weiberfastnacht: Wenn Frauen das Regiment übernehmen
Weiberfastnacht: Mit der Weiberfastnacht beginnt der Karneval, Fastnacht, Fasching oder auch fünfte Jahreszeit genannt so richtig: Bunt, laut und voller Lebensfreude! Dieser Tag gehört traditionell den Frauen und ist ein ausgelassener Mix aus Rebellion, Humor und jeckem Treiben. Ob Krawattenabschneiden, Rathausstürmung oder fröhliches Schunkeln – hier regieren die Frauen und lassen es ordentlich krachen. Was einst als Symbol weiblicher Selbstermächtigung begann, hat sich zu einem der lebendigsten Tage im Karnevals-Fastnachtskalender entwickelt. Doch wo liegen die Ursprünge dieser Tradition, und was macht die Weiberfastnacht so besonders? Ein tiefer Blick in Geschichte und Bräuche gibt die Antwort.
Warum heißt es Weiberfastnacht?
Der Begriff „Weiberfastnacht“ setzt sich zusammen aus „Weib“, einem alten Wort für Frau, und „Fastnacht“, der Nacht vor Beginn der Fastenzeit. In vielen Regionen wird sie auch als Weiberfasching, Altweiberfastnacht oder Schmutziger Donnerstag bezeichnet – letzteres, weil früher an diesem Tag geschlachtet und überschüssiges Fett für den Winter haltbar gemacht wurde.
Wann ist Weiberfastnacht?
Weiberfastnacht fällt immer auf den Donnerstag vor Aschermittwoch. Damit markiert sie den Startschuss um 11.11 Uhr für die heiße Phase des Karnevals, auch bekannt als die „tollen Tage“.
Die Termine für die nächsten Jahre: 27. Februar 2025, 12. Februar 2026, 4. Februar 2027, 24. Februar 2028, 8. Februar 2029, 28. Februar 2030, 20 Februar 2031, 5. Februar 2032, 24. Februar 2033, 16. Februar 2034
Wonach richtet sich der Termin für Fastnacht, Karneval oder Fasching?
Der Termin für Fastnacht, auch Karneval oder Fasching genannt, richtet sich nach dem Osterdatum, das wiederum auf den Mondkalender basiert. Ostern wird immer am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling gefeiert. Von dort aus werden die Termine für Fastnacht wie folgt abgeleitet:
Aschermittwoch
Der Beginn der christlichen Fastenzeit liegt 46 Tage vor Ostersonntag (40 Fastentage plus 6 Sonntage, an denen traditionell nicht gefastet wird).
Aschermittwoch markiert das Ende der närrischen Tage und den Beginn der Fastenzeit.
Fastnacht/Karneval/Fasching/Fasnacht
Die Höhepunkte der Fastnachtszeit, die sogenannten „tollen Tage“, beginnen am Donnerstag vor Aschermittwoch (Weiberfastnacht, Altweiberfasching) und enden am Faschingsdienstag, dem Tag vor Aschermittwoch.
Rosenmontag
Rosenmontag fällt auf den Montag vor Aschermittwoch und ist der zentrale Feiertag mit großen Umzügen und Feiern.
Die gesamte Fastnachtszeit beginnt traditionell schon am 11. November um 11.11 Uhr, doch die „heiße Phase“ startet erst in den Tagen vor Aschermittwoch.
Wie wird die Weiberfastnacht noch genannt?
Je nach Region trägt dieser Tag unterschiedliche Namen:
Köln und Rheinland: Weiberfastnacht oder Wieverfastelovend
Schwäbisch-Alemannischer Raum: Schmotziger Donnerstag (Schmotz steht für Fett), schmotzige Dunschtig
Aachen: Fettdonnerstag
Koblenz: Schwerdonnerstag
Schwaben: Weiberfasnet oder Weiberfasching
Traditionell werden an diesem Tag fettige Leckereien wie Fasnachtsküchle, Krapfen oder Mutzen gegessen.
Die Fastenzeit: Ursprung und Bedeutung
Die christliche Fastenzeit beginnt am Aschermittwoch und dauert 40 Tage bis Ostern. Sie erinnert an die 40 Tage, die Jesus in der Wüste verbrachte. Ursprünglich war während dieser Zeit nur eine Mahlzeit am Tag erlaubt, und Fleisch, Eier sowie tierische Produkte waren tabu. Eine kuriose Anekdote: Die katholische Kirche erlaubte den Verzehr von Bibern, da sie aufgrund ihres beschuppten Schwanzes als Wassertiere galten! Heute verzichten viele Menschen während der Fastenzeit auf Süßigkeiten, Alkohol oder andere Genussmittel.
Was macht man an Weiberfastnacht?
Symbolische Machtübernahme: Frauen stürmen Rathäuser und übernehmen symbolisch das Regiment.
Straßenkarneval: Auf Straßen und in Kneipen wird fröhlich verkleidet gefeiert.
Krawatten abschneiden: Frauen schneiden Männern die Krawatten als Zeichen der Entmachtung ab – dafür gibt es als Trost ein „Bützchen“ (Küsschen).
Woher kommt der Brauch?
Die Ursprünge der Weiberfastnacht reichen ins Jahr 1824 zurück: Wäscherinnen aus Beuel bei Bonn legten an diesem Tag ihre Arbeit nieder, um sich gegen die Ungerechtigkeiten ihrer Zeit zu wehren. Sie kritisierten humorvoll, dass ihre Männer das Geld lieber in Kneipen verprassten, statt es nach Hause zu bringen. Aus diesen Protesten entstanden die sogenannten „Wieversitzungen“, bei denen Frauen ihren Platz im Karneval einforderten.
Marktfrauen, Wäscherinnen und Arbeiterinnen sollen sich nach anderen Berichten im18. Jahrhundert auf dem Alter Markt in Köln ihre Hauben vom Kopf gerissen und durch die Luft geschmissen haben.
Ist Weiberfastnacht ein Feiertag?
Im Rheinland gilt die Weiberfastnacht zwar nicht offiziell als Feiertag, wird jedoch wie einer zelebriert. In Büros, Schulen und Geschäften läuft meist alles auf Sparflamme – die Jecken haben das Sagen!
Gibt es Weiberfastnacht auch im Ausland?
Altweiberfastnacht, wie sie im deutschen Karneval bekannt ist, ist vor allem im deutschsprachigen Raum und in angrenzenden Regionen verbreitet. Allerdings gibt es ähnliche Traditionen in anderen Ländern, bei denen Frauen eine zentrale Rolle spielen oder die Fastnachtszeit auf besondere Weise gefeiert wird. Hier einige Beispiele:
Schweiz
„Schmotziger Donnerstag“: Im schwäbisch-alemannischen Raum der Schweiz wird der Schmutzige Donnerstag gefeiert. Der Fokus liegt auf Karnevalsbräuchen mit Umzügen und Maskeraden. Frauen übernehmen hier nicht wie in Deutschland symbolisch die Macht, aber das Fest hat dennoch einen ähnlichen Hintergrund.
Frankreich
Mardi Gras: Obwohl die Weiberfastnacht in Frankreich als solche nicht existiert, steht der „Fette Dienstag“ (Mardi Gras) in Städten wie Nizza im Mittelpunkt des Karnevals. Frauen spielen keine explizite Hauptrolle, doch die ausgelassene Stimmung und die farbenfrohen Umzüge erinnern an Elemente des deutschen Karnevals.
Belgien
Binche und Aalst: In belgischen Städten wie Binche und Aalst gibt es während der Karnevalszeit ähnliche närrische Traditionen. Frauenstürme oder Krawattenabschneiden sind hier nicht verbreitet, doch der Karneval ist für alle Geschlechter ein Anlass zum ausgelassenen Feiern.
Italien
Carnevale di Venezia: Der Karneval in Venedig ist weltberühmt, doch Frauen spielen keine besondere Rolle wie bei der Altweiberfastnacht. Maskenbälle und prachtvolle Kostüme prägen das Fest.
In einigen Regionen gibt es „Frauenabende“, bei denen Frauen besondere Feierlichkeiten organisieren.
Spanien
Karneval in Cádiz und auf Teneriffa: Die spanischen Karnevalshochburgen feiern groß und ausgelassen. Frauen haben hier oft eine prominente Rolle in den Umzügen und Wettbewerben, aber es gibt keine Tradition wie das Krawattenabschneiden oder Rathausstürme.
Brasilien
Karneval in Rio de Janeiro: Der brasilianische Karneval ist weltweit bekannt für seine Paraden und Samba-Tänzerinnen. Frauen stehen hier oft im Rampenlicht, doch die Feierlichkeiten drehen sich nicht um symbolische Machtübernahme oder spezifische Frauen-Traditionen.
Weiberfastnacht: Fazit
Altweiberfastnacht in der spezifischen Form, wie sie in Deutschland gefeiert wird, ist eine regionale Besonderheit. Im Ausland gibt es keine direkten Parallelen, aber ähnliche Traditionen, die Frauen in den Mittelpunkt stellen, finden sich gelegentlich in europäischen oder südamerikanischen Karnevalsbräuchen.
Weiberfastnacht ist mehr als ein Tag des Karnevals: Sie ist ein Fest der Lebensfreude, des Humors und der Solidarität. Also Krawatten weg, Gläser hoch und Alaaf, Helau, Ahoi!
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Autor:Kristin Hätterich aus Mannheim |
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