Zuschauerdasein zu Zeiten von Corona/ Existenzbedrohung des Handballsports
Das Zuschauerdasein in Zeiten von Corona und die Nöte der Handballvereine
Zuschauereinnahmen im Handball sind notwendig um die Existenz zu gewährleisten. Selbst die Großen wie die Rhein Neckar Löwen, der THW Kiel, um nur zwei zu nennen, können auf Dauer nicht ohne entsprechende Zuschauereinnahmen überleben. Sponsoren hin, Sponsoren her.
Noch dramatischer gestaltet sich die Zuschauersituation in der Damenbundesliga. Rund 420 Zuschauer in Bietigheim versus Wildungen(Vipers) beim 35:25, 250 in Göppingen , die sich in der riesigen EWS-Arena verloren, 366 in Buxtehude beim Match gegen Neckarsulm, wo einigermaßen Stimmung aufkam, 197 zahlende Zuschauer in Buchholz, in Ketsch verloren sich 150 auf den Rängen, das Doppelte wäre kein Problem gewesen und in Mainz ging gar nichts, gar keine Zuschauer.
Die Entscheidung der Länderchefs und der Kanzlerin vom letzten Donnerstag (3.9.) erst Ende Oktober eine Arbeitsgruppe über die Wiederzulassung von größeren Zuschauermengen befinden zu lassen, war und ist für die Handballclubs der Ersten und Zweiten Liga der Herren und der Damen ein schwerer Schlag, zumal sie so auch nicht entsprechend planen können. Stichwort Anzahl der Dauerkarten. Denn wenn ich, wie das die Herrenligen tun, erste Ende Oktober erfahre, wieviele Fans ich gnädiger Weise im November in die Halle lassen darf, kann ich mit dem Dauerkartenverkauf auch erst dann starten, weil ich bpw. in Baden-Württemberg im Moment nur 500 Personen in die Halle lassen darf, was bei einem Testspiel zwischen dem TBV Stuttgart und den Rhein Neckar Löwen zu 450 Zuschauern geführt hat. Die restlichen 50 Personen waren die Spieler beider Mannschaften, die Betreuerteams, die Schiris...
"Wenn wir ständig neue Rahmenbedingungen bekommen, dann arbeiten wir ins Leere hinein. Da würde ich mir eine andere Kommunikation wünschen und dass wir auch eine größere Verlässlichkeit bekommen", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann. Zitiert nach HANDBALLWOCHE vom 1.9.2020.
Die mangelnde Verlässlichkeit, die katastrophale Non-Kommunikation der überregionalen und regionalen Politik und damit auch die Nicht-Planbarkeit, und das seit Wochen, ist für die Handball-Ligen und die Vereine nur noch schwer zu akzeptieren (Euphemismus), stellt sie doch immer mehr eine unzumutbare Zumutung dar, zumal es ja um zahlreiche Existenzen geht.
"Aussagen, dass wir erst im Januar beginnen sollen, sind aberwitzig. Wir brauchen Action, unser Sport muss sofort auf die Bildfläche zurückkommen, ansonsten werden wir große Probleme haben, diese Sportart weiter zu betreiben." Michael Roth / Olympia-Silber im Handball / 1984
Michael Roth mag, wie auch sein Bruder Uli (dito Silbermedaille Handball/ Olympia 1984), dramatisieren, aber je länger diese Einschränkungen, Beschränkungen, diese Nonkommunikationen andauern, man kann auch von null Empathie der Politik sprechen, um so existenzbedrohender wird die ganze Geschichte. Zumal es lange dauern wird , bis der letzte Zuschauer wieder gewonnen ist.
Der Autor trainiert seit einigen Wochen wieder in seinem Fitness Studio und stellt fest, dass erst ganz allmählich viele Trainingskameraden zurückkehren...Bei den Zuschauern wird das ähnlich sein. Frühestens in der Saison 2021/22 ist wieder von normalen Verhältnissen auszugehen, da die Polititik offensichtlich auf einen wie auch immer gearteten Impfstoff wartet/hofft und so lange entsprechende Normalisierungsprozesse (schwedisches Modell) hinauszögert. Unbegreiflicherweise auch Angst schürt (2.Welle) und den Virus, der bei Risikopatienten sicherlich gefährlich ist und tödlich sein kann, zu einem Supermonster aufbauscht.
2017/18 starben ca.25 000 Menschen an einer Grippe. Gab es damals einen Lockdown ? Gab es Quarantäne-Situationen ?
Die Handballvereine der Ersten und der Zweiten Liga, nätürlich auch die tieferklassigen, sollten den Druck massiv erhöhen (Medien/Presse), um verhältnismäßige, rationale Zustände in den Hallen wiederherzustellen. Was nicht bedeutet, dass das Corona-Virus geleugnet werden soll, ganz im Gegenteil, aber die Verhältnismäßigkeit ist definitiv nicht gewahrt und die Vereine haben ja entsprechende Hygiene-Konzepte entwickelt, die - siehe Testspiele - tragfähig sind.
Hier lassen wir dann noch Jennifer Kettenmann , Geschäftsführerin der Rhein Neckar Löwen, zu Wort kommen, die befürchtet, dass das erste Heimspiel der Löwen nicht in der SAP Arena stattfinden kann, sondern in einer kleineren Halle der Region, um die Unkosten in Grenzen zu halten . 500 Personen pro Halle bis Ende Octobre ist ja der derzeitige Stand für Württemberg.
Jennifer Kettenmann: "Spiele ohne Zuschauer oder mit einer durch Auflagenbedingten, nur sehr geringen Anzahl sind für uns, wie für viele andere Klubs der Liga, wirtschaftlich nur schwer machbar und wären in der Arena nicht denkbar." Zitiert nach BILD "Müssen die Rhein-Neckar-Löwen umziehen ?" / 4.September 2020
Die Spiele der Damenhandball-Bundesliga am Wochenende (5.+6.9.) haben bewiesen, dass die Hygiene-Konzepte funktionieren, die Normalisierung sollte, ja muss voranschreiten.
Gehen wir zwei Klassen tiefer in die Dritte Handball-Liga , Beispiel TSG Hassloch/Pfalz.
150 Personen dürfen im Moment nach der letzten Corona-Verordnung von Rheinland Pfalz in die Halle, das wäre in knapp 4 Wochen die legendenumwobene Pfalzhalle (Fassungsvermögen offiziell 1350). Die TSG-Halle hat lediglich ein Fassungsvermögen von 600, deshalb der Wechsel in die Pfalzhalle.
Da auch die Spieler, die Betreuer, das Trainerteam, die Schiedsrichter und die Zeitnehmer zu den 150 Personen , die in der Halle sein dürfen , zählen, verblieben 70 maximal 80 zahlende Zuschauer, womit noch nicht einmal die Unkosten (u.a. Schiedsrichter/ Spesen) refinanziert wären.
Noch unsinniger ist die derzeitige Corona-Verordnung a la Rheinland Pfalz, dass sich im Spielfeldraum während der Partie nur 30 Personen aufhalten dürfen. Da beide Teams 16 Spieler melden dürfen ...ist diese Anordnung allein schon deshalb nicht umzusetzen.
Der Verein, das gilt auch für die palatinischen Handballvereine SV Zweibrücken, für TuS Dansenberg usw., hofft auf die neue Corona-Verordnung vom 15.September und darauf, dass dann mindestens 500 Personen sich in der Pfalzhalle "tummeln" dürfen und damit gut 400 zahlende Zuschauer ( ca. 3500.- Euro Einnahmen).
Ob die dann tatsächlich kommen, die TSG hatte letzte Saison je nach Gegner 350- in den Derbys bis zu 600 zahlende Zuschauer), wird man dann sehen, so mancher ist durch die Corona-Hysterie nachhaltig eingeschüchtert. Beim Damenhandballlbundesliga-Match Buxtehuder SV versus Neckarsulmer Sport Union waren 366 Zuschauer ante portas. 430 hätten in die Halle gedurft, Corona lässt grüßen.
Zu hoffen bleibt also, dass die Verhältnismäßigkeit allmählich wiederhergestellt wird, dass die Politik, sei sie überregional, sei sie regional oder kommunal, den Weg zur Normalisierung mutiger einschlägt und die Handballvereine nicht in den Ruin treibt.
Sollte nämlich am 15.9. mit der neuen rheinland-pfälzischen Corona-Verordnung keine Verbesserung der Zuschauersituation gegeben sein ( 500 Personen / Halle) dann drohen auf Dauer nicht nur in Haßloch die Lichter auszugehen, sondern bei etlichen Vertretern der Dritten Liga.
Man denke nur an die Fahrten der Dansenberger, Haßlocher und Zweibrücker Handballer nach Krefeld, Gummersbach (Gummersbach 2), um dort dann, Stand heute (NRW) , vor 300 Zuschauern zu spielen. Man denke auch daran, dass die Spieler in der Dritten Liga nicht umsonst spielen, auch wenn sie bedingt durch Corona Einbußen hinnehmen mussten...
Siehe zur Thematik auch den Rheinpfalz-Artikel von Jochen Willner, Lokalsport/ Mittelhaardter Rundschau vom Mittwoch, den 2.Sept.2020: "Wir brauchen definitiv Einnahmen"
Zum guten Schlusse lassen wir noch den Shooting Star der letzten EM Timo Kastening, der jetzt für die Melsunger auf Rechtsaußen die Konter fahren wird, zu Wort kommen:
"Es wird wahrscheinlich auch zukünftig so sein, dass mal jemand in Quarantäne muss,. Es bringt nichts zu jammern. Wir werden sehen, ob wir überhaupt mit der Liga starten können. Ich bin es fast schon leid, jedes Szenario immer wieder durchzuspielen." zit. nach Handballwoche vom 1.9.2020
Dem ist nichts hinzuzufügen...
Wolfgang Merkel
Autor:Wolfgang Merkel aus Haßloch |
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