Adler-Mannheim-Trainer Pavel Gross im Interview - Start der Saison 2020/21 Anfang November
„Von mir aus könnte es morgen losgehen!“

Trotz aller Unsicherheiten freut sich Pavel Gross auf die neue Spielzeit.  foto: engelhardt
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  • Trotz aller Unsicherheiten freut sich Pavel Gross auf die neue Spielzeit. foto: engelhardt
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Mannheim. Es war ein abruptes Ende der Saison. Angesichts der drohenden Corona-Epidemie vollzog die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) ihren Lockdown unmittelbar nach der Hauptrunde Ende März. Keine Playoffs, kein offizieller Deutscher Meister 2020. Bereits wenig später begannen sich die Verantwortlichen mit dem Beginn und dem Procedere der neuen Spielzeit zu beschäftigen.

von Peter Engelhardt

Klar von Beginn an: „Geisterspiele“ in deutschen Eishockeyarenen wären für diese Liga und diesen Sport nicht realisierbar gewesen. Der Vollkontaktsport Eishockey lebt von Zuschauereinnahmen und Emotionen. Beide unentbehrliche Komponenten.

Nach langen Überlegungen hat nun die „Task Force Eishockey“, bestehend aus DEL und dem Deutschen Eishockey Bund (DEB) ein Maßnahmen-und Hygiene-Konzept erarbeitet, welches es nun in den jeweiligen Vereinen sinnvoll umzusetzen gilt.
Trotz der langen Pause, vieler Unwägbarkeiten sowie der längst noch nicht bewältigten Trauer um Legende und Urgestein Udo Scholz entwickelt sich auch bei den Mannheimer Adlern wieder eine gewisse Vorfreude auf die neue Spielzeit. Bis zum offiziellen Beginn Ende November ist zwar noch eine ganze Weile hin, aber Adler-Trainer Pavel Gross hat sich schon während seines Urlaubs mit der neuen Spielzeit und all den sportlichen und sonstigen Begleitumständen beschäftigt. Der positiv besessene Eishockey-Lehrer könnte schon morgen loslegen. Das Wochenblatt sprach mit ihm über eine bevorstehende Saison bis zu deren Beginn sich noch so manches ändern kann.

???: Wie sehen Sie die gegenwärtige Corona-Situation?
Pavel Gross: Ich möchte das gar nicht so bewerten, so eine Situation ist für alle das erste mal und daher sehr schwierig im Umgang. Ich denke, wir haben bislang das beste daraus gemacht. Für die verantwortlichen Politiker hierzulande war das wahrhaft keine leichte Aufgabe. Es hatte ja keiner Erfahrung. Nach allem was man jetzt so weiß, glaube ich, dass wir auch zukünftig mit diesem Virus leben müssen. Er gehört jetzt zu unserem Leben, darauf müssen wir uns einstellen. Ob es zu einer zweiten oder dritten Welle kommen wird, weiß momentan niemand, aber der Umgang ist wohl wie mit einer Grippe. Man darf es nicht verharmlosen, aber man sollte auch nicht überreagieren. Es wird sicher das ein oder andere Schutzkonzept geben.

???: Was sagen Sie zu den vielen Verschwörungstheorien?
Gross: Davon halte ich wenig. Es wird immer welche geben, die meinen, alles besser zu wissen. Das ist menschlich.
???: Kann man sich unter den gegebenen Umständen optimal auf die neue Spielzeit vorbereiten? Ist sie anders als in den Jahren zuvor?
Gross: Wir haben im Vorfeld bereits mit der Mannschaft gesprochen und werden Anfang August mit dem Training auf dem Eis beginnen. Wir haben dann Eis in der Südhalle der SAP Arena und werden mit einem Mix aus Trockentraining (Kraft und Ausdauer) und Eis die Saisonvorbereitung starten.

???: Was sagen Sie zur Terminierung des Saisonstarts und wie sehen Sie diesem Auftakt entgegen?
Gross: Ich sehe die ganze Sache mit gemischten Gefühlen. Niemand weiß heute, wie sich die Lage in drei Monaten darstellt. Wir brauchen die Zuschauer, das gehört einfach zum Eishockey dazu. Red Bull Leipzig hat im Fußball ein Sicherheitskonzept vorgelegt, 60 % Auslastung im Stadion. Die Frage bleibt: wie gut ist das vorgegebene Hygiene-Konzept für die Vereine der DEL umsetzbar. Wenn es für manche Vereine im November nicht lukrativ genug ist, wollen sie vielleicht nicht mehr spielen.

???: Haben Sie trotzdem Lust auf die neue Spielzeit?
Gross: Absolut, ich habe große Lust auf die neue Saison, von mir aus könnte es morgen losgehen. Die Pause war mir schon viel zu lange, da wird man ja depressiv zuhause. Wir beginnen jetzt mit dem Training und den Videovorbereitungen. Unser erster großer Pflichttermin ist am 7. und 14. Oktober in der Champions League gegen Grenoble.

???: Wie ist der personelle Stand der Vorbereitung?
Gross: Mit Jason Bast, Felix Brückmann und Stefan Loibl haben wir ja schon drei Neuzugänge. Bis zum 15. Juli war ja ein ligaweiter Transfer-Stopp. Die Zeiten sind grundsätzlich sehr unsicher und somit ist auch unser Handlungsspielraum ein wenig eingeengt. Jetzt steht der Saisonstart fest, wir sind vorbereitet auf dem Markt schnell zu reagieren. Borna Rendulic hat uns verlassen, aber an einem Verbleib von Miksa Järvinen sind wir sehr interessiert.

???: Auch über den Modus wurde aufgrund des engen Zeitfensters schon mehrfach gesprochen und diskutiert. Welchen Modus halten Sie für sinnvoll?
Gross: Wenn wir ab November spielen und alle ausgefallenen und verlegten Veranstaltungen in der SAP Arena nachgeholt werden sollen, dann werden wir einen ganz blöden Spielplan haben. Wahrscheinlich Sonntag, Montag und Dienstag dreimal hintereinander zuhause und dann eine Woche nur auswärts. Es wird sehr sehr eng werden, zum trainieren bleibt dann sowieso kaum noch Zeit. Die Playoffs will man auf alle Fälle spielen, da wird ja bekanntermaßen das Geld verdient. Eine Saison nur mit Hauptrunde wäre der „worst case.“

???: Udo Scholz ist nicht mehr da - Sie haben ihn 25 Jahre erlebt- woran denken Sie rückblickend, wenn Sie an Udo denken?
Gross: Für mich bleibt in allererster Linie hängen wie viel er für die Adler getan hat, gerade in den letzten Jahren. Er war überall engagiert, er war ein echtes Aushängeschild, davor habe ich sehr viel Respekt. Er war immer gut gelaunt, positiv und freundlich. Erinnern kann mich auch noch als ich vor vielen Jahren mit Wolfsburg zu einem Spiel nach Mannheim kam, da hat Udo vor Spielbeginn die Starting Six von Wolfsburg präsentiert und die Adler hat er glatt vergessen. Die waren ganz irritiert. (pe)

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Autor:

Peter Engelhardt aus Mannheim

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