Blitzumfrage der IHK Rhein-Neckar
„Wie beim Rodeoreiten“

36 Prozent der befragten Betriebe nehmen laut IHK staatliche Unterstützungsmaßnahmen in Anspruch, mehr als drei Viertel davon nutzen Kurzarbeitergeld.  | Foto: Gaier
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Mannheim. Die Wirtschaft im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar leidet nach wie vor erheblich unter dem Lockdown. „Vielen Unternehmen fehlt im Herbst 2020 Nachfrage, sei es direkt aufgrund der Corona-Pandemie oder durch den Lockdown, der seit November gilt“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Axel Nitschke zu den Ergebnissen einer Blitzumfrage von Mitte November, an der sich 383 Unternehmen aus dem IHK-Bezirk beteiligt haben. „Das ist wie beim Rodeoreiten. Die Herausforderungen wechseln ständig und unvorhersehbar. Die Planungen von heute wie Hygienemaßnahmen, Umgang mit Quarantäneregeln oder die Umorientierung auf andere Märkte sind morgen obsolet“, sagt Nitschke.

59 Prozent der Betriebe berichten von Nachfragerückgängen. Besonders spüren dies die unmittelbar vom Lockdown betroffenen Betriebe. So erzielen beispielsweise Gastronomen, Hoteliers, die Tagungs-, Event- und Kulturwirtschaft sowie Fitnessstudios so gut wie keine Umsätze mehr. 14 Prozent der Unternehmen berichten von einem Stillstand ihrer geschäftlichen Tätigkeit, die Hälfte davon aufgrund staatlicher Schließungsanordnung, die andere Hälfte aus anderen Gründen wie beispielsweise zu geringer Nachfrage oder dem Ausfall von Mitarbeitern.

„Das Wirtschaftsleben der Region ist eng miteinander verzahnt, so leiden zum Beispiel Zulieferer von Hotels genauso wie Einzelhändler und Dienstleister, die durch geschlossene Restaurants und Cafés weniger Laufkundschaft haben“, erklärt Nitschke. So berichten 40 Prozent der Einzelhändler von Umsatzeinbrüchen von über 25 Prozent. Mehr als jedem vierten Unternehmen macht der Ausfall von Mitarbeitern zu schaffen. „Ob Corona-Infektion, Quarantäne oder sonstige Erkrankungen: Der Personalengpass verstärkt sich und nicht jeder Arbeitnehmer kann von zu Hause aus arbeiten“, kommentiert der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Die Corona-Pandemie wirkt sich negativ auf die finanzielle Lage vieler Unternehmen aus. 38 Prozent der Betriebe gehen aktuell an ihr Eigenkapital und fast ein Viertel der Unternehmen berichtet von Liquiditätsengpässen. „Diese Betriebe schöpfen im Augenblick alle Kreditrahmen aus. Für sie ist wichtig, dass die angekündigten Hilfsgelder möglichst schnell fließen,“ sagt Nitschke mit Blick auf die Novemberhilfen der Bundesregierung, deren Beantragung erst seit dieser Woche möglich ist.

36 Prozent der befragten Betriebe nehmen staatliche Unterstützungsmaßnahmen in Anspruch, mehr als drei Viertel davon nutzen Kurzarbeitergeld. Das heißt im Umkehrschluss: 64 Prozent der Unternehmen profitieren nicht von staatlichen Unterstützungsangeboten. Der IHK-Hauptgeschäftsführer betont, dass es der Staat nicht bei finanziellen Hilfen belassen darf: „62 Prozent der Betriebe fordern den Abbau bürokratischer Hürden und 36 Prozent wollen einen Ausbau der digitalen Infrastruktur.“ Auch steuerliche Entlastungen befürworten die Betriebe: Verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten oder eine Ausweitung des steuerlichen Verlustrücktrags sind für jeweils 29 Prozent der Unternehmen notwendig, um die Wirtschaft zu stützen. ps

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Autor:

Christian Gaier aus Mannheim

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