Infotafel an geheimnisvoller Ruine
Josephskapelle im Neustadter Wald

Kaum zu sehen ist das große Holzkreuz auf dem Gelände der Josephskapelle.  Foto: Markus Pacher
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  • Kaum zu sehen ist das große Holzkreuz auf dem Gelände der Josephskapelle. Foto: Markus Pacher
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Neustadt.Die Josephskapelle zählt zu den „Lost Places“ im Neustadter Wald, obgleich der Prädikatswanderweg „Pfälzer Weinsteig“ an ihr vorbeiführt. Seit neuestem erinnert eine Info-Tafel an die Bedeutung des Baudenkmals als Dokument privater Frömmigkeit im 18. Jahrhundert.

Von Markus Pacher & Klaus Hünerfauth

Aufgestellt wurde sie von Naturschutzwart Bernd Hoos von der Abteilung Landwirtschaft und Umwelt der Stadtverwaltung Neustadt und der Auszubildenden Sina Decker. Der Text und die Gestaltung stammt von dem stellvertretenden Abteilungsleiter Klaus Hünerfauth, das Holzgestell aus Kastanie hat der Forstbetrieb geliefert.

Zerstörung durch die Franzosen 1793/94

Die Kapellen-Ruine liegt im ehemaligen Haardter Wald in ca. 295 Meter Höhe am Südosthang des Bergsteins zwischen der Welsch-Terrasse und der Wolfsburg. Die in den 30er-Jahren des 18. Jahrhunderts erbaute Kapelle steht auf einer künstlich angelegten, fast 25 Meter langen und zehn Meter breiten Hangterrasse, die damals noch unbewaldet war. Stifter und Bauherr war Pater Joseph Scherer von Hohencreutzberg, ein laut Hünerfauth früh erblindeter Sohn einer einflussreichen und wohlhabenden Neustadter Familie. Die Weihe der Kapelle erfolgte 1736. Im Zuge des Kirchensturms französischer Revolutionstruppen wurde das Kirchlein zum Jahreswechsel 1793/94 zerstört. Teile des Trümmerschutts wurden zur Weiterverwendung als Baumaterial abtransportiert. Mit dem Beginn des Tourismus gegen Mitte des 19. Jahrhunderts und den Bemühungen des Neustadter Verschönerungsvereins war die Josephskapelle unter anderem wegen ihrer damals noch freien Aussicht ein beliebtes Ausflugsziel. Nachdem sie lange in Vergessenheit geraten war, regte 1975 die Bezirksgruppe des Historischen Vereins eine Aufwertung der Kapelle an. 1984 begann die Fördergemeinschaft Haardt ohne Genehmigung der Stadt mit der Freilegung der Kapellenruine, woraufhin die Denkmalschutzbehörde ihre Arbeiten einstellte.

Vorbild war die Grabeskirche in Jerusalem

2008 wurde die Josephskapelle als Kulturdenkmal in die Denkmaltopographie des Landes Rheinland-Pfalz aufgenommen.
Zum Baulichen schreibt Klaus Hünerfauth: „Der Bauplan von 1733 mit geometrisch fehlerhafter Ansicht aus Südosten zeigt einen Saalbau mit kurzem, nahezu quadratischem Schiff und zwei Jochen, Kreuzgrat- oder Kreuzrippengewölbe sowie pro Joch zwei Fenster in der ungewöhnlichen Form gleichseitiger Dreiecke. [...] Ursprünglich war der Bau eines ’Heiligen Grabes’ nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem vorgesehen. Den Hinweis Liesenbergs (1919) auf die Existenz eines Kellergewölbes können aber bisher weder Pläne noch Geländefunde bestätigen. Als Baumaterial wurde Gelber Haardter Sandstein aus der unmittelbaren Umgebung, daneben vereinzelnd flache Ziegelsteine zum Ausgleich der Lagerfugen verwendet. Die Kapelle war ursprünglich verputzt.“

Josephskapelle-Gedicht von Johannes Hüll

Klaus Hünerfauth verweist in der Infotafel auf den Neustadter Essigfabrikanten, Dichter und Touristik-Pionier Johannes Hüll (1828-1907), der seit 1874 in der „Amalienburg“ („Hülsburg“) in den Weinbergen zehn Minuten unterhalb wohnte. Die Kapelle ist mehrfach Gegenstand seines dichterischen Schaffens. Auf der Infotafel können die Wanderer sein Gedicht „An der Kapelle“ bewundern.

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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