Durch den Triglav-Nationalpark über die Alpen
Unberührte Natur
Von Markus Pacher
Wandern. Irgendwann sehen wir am Horizont das Mittelmeer sanft im Abendlicht schimmern. Sechs unvergessliche Wandertage liegen hinter uns, die uns quer durch die slowenischen Alpen führten: Willkommen im Triglav-Nationalpark, willkommen in einem der letzten, von der Zivilisation weitgehend unberührten Naturparadiese Europas.
Eindrucksvolle Kalkriesen, spektakuläre Wasserfälle und Schluchten, sattgrüne Alpentäler, kristallklare Seen: Der Triglav-Nationalpark ist das Filetstück des Alpe-Adria-Trails Salzburg-Triest, der in 28 Etappen von der Mozartstadt ans Mittelmeer führt und drei berühmte Nationalparks durchstreift – neben dem Triglav-Nationalpark ist es der Nationalpark Berchtesgaden in Deutschland und der Nationalpark Hohe Tauern.
Transalp: Start in Trvisio
Startpunkt unserer Transalp ist das Bergstädtchen Tavisio am Dreiländereck Italien-Österreich-Slowenien. Gerade mal neun Kilometer trennen uns von der slowenischen Grenze. Wir nutzen die zu einem Radweg umfunktionierte ehemaligen Bahntrasse, um nach Slowenien zu gelangen. Und in Radece machen wir erstmals Bekanntschaft mit der viel gerühmten slowenischen Gastfreundschaft: Unser neuer Freund Gregor, dessen Hotel gerade für den winterlichen Skibetrieb vorbereitet wird und eigentlich offiziell geschlossen ist, zeigt Mitleid mit den beiden müden Wanderern und ihrem treuherzig dreinblickenden Hund Wickie, stellt ihnen kurzerhand ein Zimmer zur Verfügung und kutschiert sie sogar am späten Abend noch in das drei Kilometer entfernte Restaurant. Hilfsbereit und herzlich sind die Slowenen und selbst dort, wo ein dickes rotes „No dogs“ den Eingang ziert, wird fieberhaft nach einer Übernachtungsalternative für Wickie gesucht.
Eine gewaltige scharf gezackte graue, teils hinter Wolkenfetzen verborgene Mauer türmt sich vor unseren Augen auf. Bereits der Auftakt unserer Tour gibt Einblicke in die wilden Bergwelten der Julischen Alpen. Es ist der mächtige Jalovec und seine Kinder, der schönste Berg des Triglav-Nationalparks. Zuvor besuchen wir das Wintersportzentrum Planica mit seinen imposanten Flugschanzen. Hier bereiten sich die Skispringer in einer Flugsimulationskabine auf den Ernstfall vor. Auch mutige Gäste haben die Möglichkeit, in der „Raumkapsel“ das Gefühl der Schwerelosigkeit zu erleben.
Übernachten auf dem Heuboden
Als ebenso spannend wie die Tour selbst erweisen sich die Unterkünfte. In Trenta, dem einzigen Bergdörfchen auf unserem langen Weg in den Süden, landen wir auf einem Biobauernhof und teilen uns die Nacht auf dem Heuboden mit vielen Mäusen. Gegessen wird, was auf den Tisch kommt. So verlangt es unsere strenge Gastgeberin mit ihrem herben älplerischen Charme, der sich nicht jedem auf Anhieb erschließt. Aber das Drei-Gänge-Menü aus den selbsterzeugten Naturprodukten ist unglaublich lecker.
Vor dem Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt. Von Trenta zur Prehodavci-Hütte – das sind über 1.500 Höhenmeter an einem Stück. Jetzt befinden wir uns an einer der schönsten Flecken der Alpen, blicken von der auf einem Felsensporn thronenden Hütte herunter auf das von riesigen Kalkwänden und gigantischen Schuttströmen umschlossene Sieben-Seen-Tal und staunen über die glasklaren, teils von ewigem Schnee glitzernden Bergseen. Angekommen an der Triglav-Hütte werden unsere Strapazen mit einem Teller Nudeln und einem eigens für uns reservierten Winterhaus belohnt. Dort breiten wir uns gemütlich aus und hängen unsere nassen Sachen an den Schnürsenkeln unserer Bergschuhe auf. Wanderherz, was begehrst du mehr!
Am fernen Horizont das Mittelmeer
Vom Globoko-Pass dann erkennen wir mit viel Fantasie bereits das Mittelmeer am fernen Horizont. Jetzt stehen wir quasi an der Kante der Alpen. Noch vier Etappen trennen uns von Triest – einen Hatscher, den wir uns ersparen. Dafür lassen wir uns viel Zeit für eine der beeindruckendsten Schluchten Sloweniens: Mit den Tolmin-Klammen, gelegen im weltberühmten Socca-Tal am südlichen Ende des Triglav-Nationalparks, erwartet uns eine Kulisse wie aus dem Bilderbuch: Steile Felshänge, tosende Kaskaden, türkisfarbenes Wasser, bizarre Steinformationen, waghalsige Pfade – mit einem wahren Paukenschlag endet unsere Traumtour, bevor uns die Zivilisation in die Wirklichkeit zurückholt.
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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