Leserbrief von Norbert Dreyer
Demokratiefest: Mit den weißen Wanderern im Gespräch

Der Regisseur und Schauspieler Norbert Dreyer | Foto: Robert Schmelka
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Neustadt. Folgende Stellungnahme zum Demokratiefest und den "Weißen Wanderern" hat der Neustadter Regisseur und Schauspieler Norbert Dreyer der Stadtanzeiger-Redaktion zukommen lassen, die wir mit seiner Erlaubnis veröffentlichen.

„Die Gedanken sind frei …“
Verwundert reibt man sich die Augen: Der scheinbar nicht enden wollende Rückstrom weiß gekleideter Menschen vom Hambacher Schloss am 28.05. lässt über mitgetragene Musikboxen Friedens- und Freiheitslieder von Constantin Wecker und Hannes Wader singen, man trägt Fahnen mit der Friedenstaube vor sich her und Weiß ist offenbar die Farbe dieser neuen „Friedensbewegung“. Denn fragt man die Leute – was ich getan habe – nach den Motiven ihrer Wanderung, so hört man: Wir demonstrieren für den Frieden „in diesem schönen Neustadt“, und übrigens sei „der Wein auch sehr gut“! Und: Nein, Trump-Masken, umgedrehte Flaggen in Gold-Rot-Schwarz (als Zeichen u.a. einer antisemitischen Haltung) oder Reichsflaggen habe man auf dem Schloss nicht gesehen. Von Beschimpfungen gegenüber Vertretern des „Bündnis gegen Rechts“ sowie der „Gedenkstätte für NS-Opfer in Neustadt e.V.“ habe man nichts mitbekommen, das seien die üblichen Falschmeldungen der „Mainstreammedien“. Die ganz und gar friedliche Veranstaltung sei von „einzelnen Aktivisten“ bewusst gestört worden. („Haben Sie schon mal was von Unterwanderung gehört?“, so die Rückantwort an mich!)
Am Montagabend (30.05.), als die Weißen ihren „Erfolg vom Samstag“ mit etwa 100 Teilnehmern auf dem Hetzelplatz noch einmal aufleben ließen, ähnliche Eindrücke: Eine durch und durch friedensbewegte Dame singt „Sag mir, wo die Blumen sind“ sowie Lieder des Vormärz und der Hambacher von 1832. Der Zug zum Marktplatz wird von markig-dumpfen Trommelschlägen begleitet. Die Trommel sei doch ein „so schönes Instrument“, bedeuten mir zwei Frauen nach Ende der Veranstaltung mit freundlichem Lächeln. Als ich den Kontext ihrer hier und heute vorgetragenen Lieder in Frage stelle, antwortet mir die Sängerin sinngemäß, das hier – sie deutet dabei auf die weiß gekleideten „Spaziergänger“ – seien doch alles friedliche Menschen, also passten die Lieder so „wunderbar“ hierher. Die Umstehenden pflichten ihr bei, und im übrigen sei Trump (Trump-Masken!) im Januar 2021 vor dem gewaltsamen Sturm auf das Capitol in Washington in den deutschen Medien „falsch übersetzt“ worden, Putin sei nicht in erster Linie verantwortlich für den Krieg in der Ukraine und die deutsche Regierung betreibe zur Zeit eine „Kriegspolitik“ bzw. bereite „den nächsten Krieg vor“. Und die Corona-Maßnahmen in Deutschland seien sowieso Freiheitsberaubung!
Der wendige „Unternehmer“ Wolfgang Kochanek aus Neustadt und „Erfinder“ der weißen Wanderer, der in einem Interview am 30.03.2022 mit Markus Gärtner vom rechtslastigen „Politik Spezial“ („mein Boss Max Otte“) den 28.05. als Tag unter dem Motto „Freiheit“ ansagt, war am Montagabend auf dem Hetzelplatz nicht zugegen. Er hatte seinen Auftritt am Samstag auf dem Hambacher Schloss – umgeben von Bodyguards. Ich nehme an, dass er die vielen Geister, die er rief (und dann doch wieder nicht so wirklich rief), erfreut wahrgenommen hat, aber 30.000 waren es dann doch nicht! Als gebürtiger Neustadter, Jahrgang 1950, würde ich ihn aber gerne fragen, ob er – ebenfalls Bürger dieser Stadt – glaubt, mit der „Freiheitsdemonstration“ am 28.05. Neustadt und dem Hambacher Schloss als einer Wiege der deutschen Demokratie einen Gefallen getan zu haben. Ich glaube das ganz und gar nicht, aber ich bin auch fast sechs Jahre älter als er – und damit für ihn wohl ein alter Mann, dessen kritische Sicht auf die Ereignisse des 28.05. dem von Herrn Kochanek festgestellten „verengten Meinungskorridor in Deutschland“ geschuldet ist. Die Geister, sehr geehrter Herr Kochanek, wär ich für meine Stadt gern wieder los!
Norbert Dreyer, Neustadt

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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