Aus dem Schultagebuch von Karl Meißner (Teil 5)
Erinnerungen an die Ostschule Neustadt

Die Lehrer der Ostschule im Jahre 1958.   | Foto: Archiv: Markus Pacher

Neustadt.In seinem Schultagebuch erinnert sich mein Großvater Karl Meißner an seine Zeit als Lehrer an der West- und Ostschule zwischen 1949 und 1960. Nach dem Kriegsende unterrichte er zunächst bis zum Sommer 1949 an der Schillerschule in Haßloch, bevor er an seinen Wohnort versetzt wurde und gegen Ende seiner Schulzeit die Hans-Geiger-Schule auf der Hambacher Höhe leitete. In loser Folge möchten wir die Aufzeichnungen von Karl Meißner unseren Leserinnen und Lesern zugänglich machen. Sie bilden ein wichtiges Dokument zum Unterrichtssystem im Nachkriegsdeutschland.

Von Markus Pacher

In der Organisation des Schulwesens hat sich nichts geändert. Nach wie vor besteht die Dreigliederung in Volks-, Mittel- und Oberschule. Das aber entspricht nicht mehr einem echten Demokratieverständnis, nach dem jeder Bürger das gleiche Recht auf Bildung hat.
Wo sind nun die Kräfte, die das Bildungswesen in neue Bahnen lenken? Von den Regierungen ist nicht allzu viel zu erwarten. Sie gehen den Weg des geringsten Widerstandes und oft entscheidet in Bildungsfragen nicht der Kultur- sondern der Finanzminister.
Es darf zum Lobe der Lehrerschaft gesagt werden, dass sie sich zum Fürsprecher und Mahner für ein neues, der Zeit angepasstes Bildungssystem einsetzt. Demnächst werden die früheren Lehrerverbände, wie sie vor dem Dritten Reiches bestanden, wieder ins Leben gerufen.
Ich erinnere mich gut des Tages, als sich Lehrer aus allen Teilen der Pfalz in Kaiserslautern versammeln, um einen neuen Verein zu gründen. Der Saal der „Alten Eintracht“ kann die Männer rund Frauen nicht fassen, so viele sind gekommen. Wir müssen in die Fruchthalle umziehen, die in kurzer Zeit bis auf den letzten Platz gefüllte ist. Erfahrene Schulmänner wie die Schulräte Liest, Zweibrücken und Zimmermann aus Neustadt treten auf. Unter dem Beifall der vielen Hunderte wird der neue „Pfälzische Lehrerverein “ gegründet, der sich später mit den Kollegen aus dem Rheinhessischen zusammenschließen zu einem Verband Rheinland-Pfalz. Ein Anschluss an den bayerischen Berufsverband kommte wegen der Neugliederung des Bundesgebietes nicht mehr in Frage.
Es soll hier vorweg genommen werden, dass im Laufe der nächsten Zeit die Entwicklung weiterschreitet mit der Bildung einen gesamtdeutschen Lehrerverbandes. Ein für die Zukunft schwerwiegender, für manche Kollegen schockierender Schritt wird einige Jahre später durch den Eintritt in den großen Deutschen Gewerkschaftsbunds getan. Als Gewerkschaft „Erziehung und Wissenschaft“ (GEW) glaubt die Mehrzahl der Lehrer ihre Interessen besser vertreten zu können und hofft bei ihren Forderungen nach einem zeitgemäßen Bildungswesen von dem großen Heer der Arbeitnehmer mehr Verständnis zu finden. pac

Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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