Das Schultagebuch von Lehrer Karl Meißner (1949-1960)
Erinnerungen an die Ostschule (Teil 1)
Von Markus Pacher
Neustadt. In seinem Schultagebuch erinnert sich Karl Meißner an seine Zeit als Lehrer an der West- und Ostschule zwischen 1949 und 1960. Nach dem Kriegsende unterrichte er zunächst bis zum Sommer 1949 an der Schillerschule, bevor er an seinen Wohnort versetzt wurde. Das Wochenblatt veröffentlichte seine Aufzeichnungen in neun Folgen und freute sich dabei über die große Resonanz zahlreicher ehemaliger Schülerinnen und Schüler, die sich an den Lehrer Karl Meißner erinnerten.
Nach Ende der Sommerferien 1949 trete ich meinen Dienst in der Westschule, in der ich von 1926-1928 als Schulamtsbewerber tätig war, an. Mit mir am gleichen Tag beginnt der Heimatschriftsteller und Dichter Leopold Reitz und ein Nachkurser von mir, Ludwig Lösch aus Altdorf.
Lag in Haßloch die Schulmisere anfänglich in der zu geringen Zahl von Lehrern, so besteht das Übel hier im Mangel an Räumen. Im ganzen Stadtgebiet stehen der Volksschule nur zwei Schulen zur Verfügung, die West- und Talschule. Da die Ostschule von den Franzosen beschlagnahmt ist, müssen die Kinder aus dem Stadtteil Winzingen den weiten Weg zur Westschule auf sich nehmen. Auch die Berufsschule hat sich mit einigen Klassen hier eingenistet. Ein einigermaßen geordneter Betrieb ist nur möglich, wenn alle Klassen im Schichtunterricht geführt werden, also durch doppelte Belegung der Säle. Damit niemand bevorzugt oder benachteiligt wird, muss jede Lehrperson die Hälfte der Woche im Wechsel mit einem Kollegen einmal vormittags und einmal nachmittags unterrichten.
Da ich mit Ludwig Lösch denselben Stundenplan habe und er täglich nach Altdorf fährt, nützen wir das Ende des Nachmittagsunterrichts aus, um noch in einer Gaststätte ein Gläschen Wein zu trinken, bis sein Bus geht.
Mit der personellen Lage kann die Schule zufrieden sein. Es sind noch eine Reihe älterer Kollegen da, die ich schon von früher kenne und von den einige kurz vor ihrer Pensionierung stehen: Herr Stichter, im Nebenberuf Sänger, Herr Frech, Nachbar auf der Hambacher Höhe und nebenbei Winzer, Herr van der Mühl, dessen 5. Klasse ich übernehme, Herr Fritz, der bei der Entnazifizierung eine unrühmliche Rolle gespielt hat, später Schulleiter der Ostschule wird und Herr Strasser, der die Leitung der Westschule hat. Von den Damen sind mir aus meiner ersten Neustadter Zeit Fräulein Pfeifer bekannt, Schwester des späteren Regierungspräsidenten und Fräulein Ohler, die ältere der beiden schon genannten Schwestern. pac
Fortsetzung folgt
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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