Spaziergang durch die Vorstadt von anno dazumal
Gang der Erinnerungen (Teil 2)

Das ehemalige Anwesen „Goldener Stern“, Talstraße 42. Archiv: Hahn
  • Das ehemalige Anwesen „Goldener Stern“, Talstraße 42. Archiv: Hahn
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Von Doris Hahn

Neustadt. Zu einen „Gang der Erinnerungen“ durch die Vorstadt des letzten Jahrhunderts möchte die Neustadterin Doris Hahn, 1938 in der „Weststadt“ geboren, unsere Leserinnen und Leser einladen. In den kommenden Wochen werden wir ihre umfangreichen Aufzeichnungen im Rahmen einer Serie interessierten Lesern zugänglich machen und damit vielleicht den ein oder anderen Neustadter dazu animieren, selbst zur Feder zu greifen und uns an seinen Erinnerungen an das alte Neustadt teilhaben zu lassen.

Wir kommen an die Ecke zur Arndtstraße. Die Brüder Gottlob und Alois Willem betrieben dort die Wirtschaft „Zur frischen Quelle“ mit Getränkehandel. Im „Schwenkhaus“ wurde sogar rote und grüne Limonade selbst abgefüllt. Bier holte man mit dem „Stein“ am Außenschalter der Wirtsstube.
Hier fällt mir eine kleine Geschichte ein. Es war nach dem Krieg und die „Besatzungsmacht“ hatte Ausgangssperre verhängt. Nach 18 Uhr durfte man als Zivilist das Haus nicht mehr verlassen. Doch bekanntlich kennt Durst keine Verbote. Die Terrasse meines Elternhauses grenzte an den Hof der Gastwirtschaft Willem und mein Vater hatte eine Idee: Er nahm ein Seil, band eine Aluminium-Milchkanne daran und ließ sie in Willems Hof gleiten. Mit Bier gefüllt, wurde sie wieder hochgezogen und der Abend war gerettet.
Ein Blick in die Arndtstraße erinnert uns an das Transportgeschäft von Adam Sauer (später Hans Busch). Wenn die großen Lastwagen unterwegs waren, konnten wir Kinder, sollten aber nicht, herrlich auf „Sauers Platz“ spielen. Ebenfalls in der Arndtstraße wohnte der Malermeister Bugert, gegenüber die Eheleute Ludwig. Wichtig für die Selbstversorger: Ludwigs hatten eine Dosen-Abschneid- und Zumach-Maschine. Und vergessen werden darf in der oberen Arndtstraße auch nicht die Pinselfabrik Fischer.
Zurück zur Talstraße: Gegenüber dem „Goldenen Stern“, im Haus Talstraße 42, waren das Fuhrunternehmen Ludwig Kessel mit diversen Lastwagen (auch Holzvergaser) und einer selbstfahrenden Holzschneidemaschine und später die Schlosserei Albert Kalker angesiedelt.
Dann kam das Anwesen der Speditionsfirma Gebrüder Nenninger. Lastwagen in verschiedenen Stärken und Pferdefuhrwerke belebten das Gelände, welches bis zum Kohlplatz und dem Speyerbach reichte. Hier war die Pferdeschwemme und die Tiere wurden zum Reinigen „in die Bach“ getrieben. Ehrfürchtig besahen wir als Kinder auch den Leichenwagen der Firma Nenninger, wenn er, von zwei schwarzen geschmückten Pferden gezogen, den Weg zum Friedhof nahm.
Auf der gleichen Straßenseite, vor dem Anwesen Zwick, befand sich die Elektrowerkstatt Diesing. Im Anwesen der Familie Zwick (erst Sago- dann Nudelfabrik) erinnern wir uns an die Wagnerei Krämer, die Küferei Ruff (später Amalienstraße) und die Färberei und Reinigung Wieser (später Wiederhold). Die Sprengung des Fabrikschornsteins vor einigen Jahren ist uns noch in Erinnerung.
Ich danke Ihnen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mit mir diesen Rundgang zu machen.
Vielleicht erinnern auch Sie sich wieder an Menschen, die hier gelebt haben und die man im Laufe der Jahre einfach vergessen hat.
Bestimmt kommen Bilder und Erinnerungen zurück und Sie finden Gesprächspartner, die sagen: „Weeschd noch“ oder fragen: „wie waren des frieher do?“

Fortsetzung folgt

Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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