Geißbockfestspiele 2023 - Gut gehörnt und gut gebeutelt

Die Festgesellschaft rund um das jüngst getraute Ehepaar Miriam und Errol Buchmann mit Bock Emil. | Foto: Eva Bender
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  • Die Festgesellschaft rund um das jüngst getraute Ehepaar Miriam und Errol Buchmann mit Bock Emil.
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Lambrecht. An Pfingstsonntag und Pfingstmontag fanden in Lambrecht die Geißbock-Festspiele statt. Ein Spektakel der Extraklasse, das nur alle fünf Jahre stattfindet. Wer an diesem Pfingstwochenende also leider verhindert war, muss sich etwas gedulden, bis es wieder so weit ist.
In diesem Jahr war das Schauspiel auf der schönen Freilichtbühne auf dem Tuchmacherplatz jedenfalls ein Riesenerfolg. Bei bestem Wetter und toller Bewirtung lieferten ca. 120 Mitwirkende ein grandioses Schauspiel ab. Die Geschichte der Stadt wurde in dem vom Lambrechter Ernst Schäfer 1931/32 verfassten Festspiel von den Akteuren mit viel Humor und einem Rollenspiel, das an keiner Stelle langweilig wurde, in acht Bildern hervorragend präsentiert.

Zum Inhalt des Geißbockfestspiels:

In acht Bildern wird die Geschichte der Lambrechter Geißbocktradition nachgespielt.

Bild 1: Gründung des Klosters St. Lambrecht durch den Grafen Otto von Worms und seine Gattin Judith zu Ehren des heiligen Lambertus.
Bild 2: Szene aus der Klosterschule. Die Klosterschülerin Adelheid entflieht mit ihrem hoch zu Ross gekommenen Liebsten, dem wilden Ritter Heinrich von der nahen Burg Spangenberg.
Bild 3: Die Bürgermeister von St. Lambrecht und Deidesheim tragen ihren Streit um die Weiderechte im Deidesheimer Wald Kaiser Ruprecht vor, der die „Feuerköpfe“ beruhigt.
Bild 4: Der Schultheiß von St. Lambrecht führt die wallonischen Neubürger vor Kurfürst Friedrich III. und den Pfalzgrafen Johann Casimir und bitten um Asyl für die wallonischen Flüchtlinge.
Bild 5: In dramatischer Darstellung werden Krieg, Hunger und Pest personifiziert. Eine Szene mit Landsknechten und einem Wirt zeigt, was die Menschen im Dreißigjährigen Krieg erdulden mussten. Das Bild klingt aus mit einer frohen Friedensszene.
Bild 6: Der Franzosenkaiser Napoleon I. und sein Minister entscheiden im Feldlager in Burgos (Spanien) über die Beschwerde von Deidesheim, dass St. Lambrecht den Tributbock weiterliefern muss, und zwar „un bouc bien cornu et bien capable“.
Bild 7: In köstlichem Pfälzer Dialekt geht es um die Beauftragung des jüngsten Lambrechter Bürgers mit der Lieferung des Tributbockes nach Deidesheim. Dabei will ihn seine jungangetraute Gattin begleiten, was dazu führt, dass neuerdings beide Eheleute den Bock führen.
Bild 8: Ehepaar und Bock erleben in Deidesheim bittere Enttäuschung, denn der Rat der Weinstadt verweigert die Annahme des Geißbocks, weil er erstens nach Sonnenaufgang angekommen ist und zweitens nicht den Vorschriften entspreche. Es gibt einen heftigen Disput mit köstlichen Einzelszenen echten Pfälzer Humors.

Im Anschluss an die Festspiele wurde der "echte" Bock an das jüngst getraute Ehepaar Lambrechts übergeben, die den Tributbock "dienstags nach der Pfingst vor Sonnenaufgang" an der Ortsgrenze von Deidesheim abliefern müssen. Dieses Brauchtum wird trotz einiger Streitigkeiten bis heute gepflegt. Alljährlich liefert Lambrecht an Pfingstdienstag einen Geißbock nach Deidesheim. Dieser wird dann auf der Rathaustreppe von Deidesheim öffentlich versteigert. Punkt 18 Uhr wird der Zuschlag erteilt.
Seit dem Jahre 1977 muss der jüngste Bürger nicht mehr alleine nach Lambrecht laufen. Aus Anlass der Tausend-Jahr-Feier wurde ein Geißbockmarsch initiiert. Abmarsch für die Wanderung ist seither um 5.30 Uhr, um auch rechtzeitig um 10 Uhr an der Ortsgrenze von Deidesheim einzutreffen.

Im Anschluss an die Pfingstmontag-Aufführung spielte die Band "Sempre 4 ever" zur Unterhaltung. [bev]

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Autor:

Eva Bender aus Neustadt/Weinstraße

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