Ambulante Hospiz- und Palliativarbeit wird oft ehrenamtlich geleistet
Gemeinsam lachen bis zum Schluss

Ehrenamtlich in Sachen „Sterbebegleitung“ unterwegs: Marion Holz und Marita Hubmann vom Palliativzentrum Neustadt.  Foto: Pacher
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Von Markus Pacher

Neustadt. Im Gesundheitsbereich ist Neustadt an der Weinstraße im Bereich der Ambulanten Hospiz- und Palliativarbeit hervorragend aufgestellt. Ambulante Sterbebegleitung funktioniert allerdings nur mit Unterstützung ehrenamtlicher Mitarbeiter, die im Rahmen einer neunmonatigen Ausbildung auf ihre Aufgaben vorbereitet werden. In Neustadt engagieren sich über fünfzig Menschen ehrenamtlich im Palliativzentrum Neustadt. Markus Pacher sprach mit zwei davon: In einem bewegenden Doppelinterview gewährten uns Marita Hubmann und Marion Holz intensive Einblicke in ihre aufopferungsvolle Arbeit.

??? Frau Holz, wie kam es dazu, sich ehrenamtlich im Palliativbereich zu engagieren?
Marion Holz: Bei fast allen, die in der Palliativarbeit tätig sind, waren persönliche Erlebnisse der Auslöser sich ehrenamtlich zu engagieren. Bei mir war es der plötzliche Kindstod meines Sohnes. Die Erfahrung, dass niemand da ist, der einem in solch einer Situation hilft und dass man sich isoliert fühlt, hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Ein Hinweis des „Ambulanten Hospizes & Palliativzentrum“ über einen Info-Abend zur Ausbildung hat meine Neugierde geweckt. Insbesondere der ambulante Charakter hat mich dabei sehr interessiert. Nach der neunmonatigen Ausbildung und meine Praxiserfahrungen weiß ich heute: Das ist meins - die Arbeit ist sehr erfüllend und man bekommt sehr viel zurück.

??? Und wie war es bei Ihnen, Frau Hubmann?
Marita Hubmann: Hauptberuflich war ich zuvor im Medizinbereich tätig. Schon immer habe ich mich gewundert, wie stark Menschen sind, so etwas auszuhalten. Früh reifte in mir der Entschluss, nach dem Ausscheiden aus meinem Beruf etwas Sinnvolles für meine Mitmenschen zu tun. Die Grundvoraussetzung für ein ehrenamtliches Engagement im Palliativbereich ist, dass man selbst den Mut aufbringt, sich mit der eigenen Sterblichkeit auseinanderzusetzen.

??? Welche Rolle spielen die Angehörigen in der Palliativarbeit?
Marita Hubmann: Ohne Angehörige geht nichts. Meistens melden sich nicht die Betroffenen selbst, um um Hilfe zu bitten, sondern deren Angehörige. Die Zeiten haben sich geändert: Viele Menschen wollen daheim sterben. Aber die Angehörigen haben Angst vor dieser Situation, fühlen sich überfordert. Wir unterstützen sie, damit sie die Aufgaben leisten können.

??? Warum ist ehrenamtliche Palliativarbeit so wichtig?
Marita Holz: Wir müssen alle irgendwann sterben. Jeder muss sich mit dem Sterblichkeitsthema beschäftigen. Für unsere Arbeit interessieren sich viele Menschen und alle finden es gut, was wir machen. Nur die genauen Hintergründe möchten die meisten Menschen lieber ausblenden. Das Thema „Tod“ wird gerne verdrängt. Das Wichtigste für uns ist: Ein Signal zu setzen und allen klar zu machen, dass es Menschen gibt, die bis zum Schluss für einen da sind, die den Mut haben, die Situation gemeinsam auszuhalten, die den Mut haben, zu bleiben. Ohne das Ehrenamt ist die ambulante Palliativarbeit nicht zu bewerkstelligen.

??? Kommt es nicht manchmal zu Meinungsverschiedenheiten oder gar zu Konflikten zwischen Ihnen und den Angehörigen?
Marion Holz: Jede Familienkonstellation ist anders. Man stößt immer auf andere Grundvoraussetzungen. Wir versuchen, jeden dort abzuholen, wo er steht, ohne dabei belehrend zu wirken. Insbesondere die Ehemänner der Patientinnen tun sich schwer, die Endgültigkeit der Situation zu akzeptieren. Wir erklären ganz offen, dass es nur noch darum geht, den Schmerz zu lindern und dass nicht mehr diagnostiziert wird. Das sollte klar ausgesprochen werden. Denn wenn man nicht offen darüber redet, nimmt man den Angehörigen die Möglichkeit, Abschied zu nehmen. In dieser Situation fühlt man sich als eine Art Mediator.
Marita Hubmann: Ja, so sehe ich das auch. Wir sprechen dabei gerne von Weggehende und Dableibende. Diese Vermittlung wollen wir leisten. Die meisten Angehörige wollen die Patienten nicht gehen lassen. Da ist es manchmal gut, Ihnen die Freiheit zu verschaffen, mal einen Kaffee trinken zu gehen, sich mit Freunden zu treffen etc.. Damit sie auch mal abschalten können und nicht immer nur festhalten müssen. Ich selbst hatte nie ein Problem mit Angehörigen. Wir gehen gemeinsam zur Beerdigung und halten auch noch hinterher Kontakt. Dieser Kontakt hält natürlich nicht ewig. Es ist ein allmähliches Loslassen.

??? Wie verbringen Sie die Zeit mit dem Patienten?
Marita Hubmann: Es geht nicht um die Erledigung irgendwelcher praktischer Alltagsdinge, wie manche Angehörigen glauben. Das passiert eher mal ausnahmsweise. Nein, es geht ums Zuhören, Singen, Spazieren gehen oder Vorlesen. Wir wollen uns intensiv einfühlen, was jemand braucht und dabei eine gewisse Normalität vermitteln - eine Situation schaffen, in der ganze normale Dingen besprochen werden und gerne auch gelacht wird.
Marion Holz: Es wird sehr viel über das Leben reflektiert. Man hat einen Menschen vor sich, der sein Leben gelebt hat und nun zurück blickt. Wir gehen mit ihm gemeinsam seine Stationen durch, bringen ihm Achtung und Würde entgegen. Und wir wollen gemeinsam Lachen bis zum Schluss. Das erleichtert das Abschiednehmen.

??? Auf welche Weise erfolgt die Unterstützung durch Ärzte?
Marita Hubmann: Wir können jederzeit die Hauptamtlichen und Ärzte konsultieren. Einmal im Monat haben wird ein Ehrenamtlichen-Treffen. Die Teilnahme ist Pflicht. Dort kann man seine Anliegen vorbringen und Tipps und Ratschläge einholen. Darüber hinaus werden bei jedem Treffen Supervisionen angeboten.

??? Außenstehende interpretieren die Sterbephase als emotionale Ausnahmesituation. Wie finden Sie die Balance zwischen persönlicher Nähe und der notwendigen Distanz zum Patienten?
Marion Holz: Interessanterweise ist das Sterben an sich nicht das Schlimmste. Das Schlimmste gibt es eigentlich nicht. Der Tod gehört zum Leben. Viel schwieriger bei unserer Arbeit sind z. B. die Familienkonstellationen. Man erhält tiefe Einblicke in das Leben der Menschen und deren Konflikte mit ihrer Familie. Entsprechend entpuppt sich die Betreuung manchmal als schwierig und manchmal als eher einfach. Grundsätzlich ist nach seinem Tod der Mensch für mich nicht gestorben. Seine Geschichte und die Erkenntnis ihn gekannt zu haben, bleibt.

??? Aus welchen Lerninhalten besteht die Ausbildung:
Marita Hubmann: Sie dauert neun Monate und enthält ein 60-stündiges Praktikum in einem Altenheim oder einem Palliativzentrum. Hauptsächlich geht es bei der Ausbildung um die Beantwortung von Fragen wie „Warum mache ich das?“, „Wie gehe ich mit dem Thema um?“, „Wie erkennt man einen Sterbeprozess?“, „Wie gehe ich mit Demenz um?“, „Wie spreche ich den Patienten an?“. Darüber hinaus geht es um spirituelle Fragen. Als Referenten stehen uns Seelsorger zur Verfügung. Eine besondere Rolle spielt dabei natürlich das Thema „Trauerarbeit“. Während unserer Ausbildung finden auch Exkursionen statt, zum Beispiel die Besichtigung eines Krematoriums oder eines FriedWalds. Darüber hinaus stehen Unterrichtseinheiten zu Themen wie „Bestattung“ oder „Bestattungsrecht“ auf dem Programm.

??? Gibt es einen Wunsch, den Sie zum Abschluss noch äußern möchten?
Marita Hubmann: Wir wünschen uns auch in Zukunft, dass es Menschen gibt, die den Mut aufbringen, bis zum Schluss zu bleiben und für andere da zu sein.
Marion Holz: Und den Betroffenen und deren Angehörigen wünschen wir den Mut, sich bei uns zu melden und unsere Unterstützung in Anspruch zu nehmen. pac

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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