Interview der Woche
Im Gespräch mit Peter Eidel

Peter Eidel | Foto: Markus Pacher
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Neustadt.Mit seinem schwarzen, breitkrempigen Zimmermannshut gehört er zum Stadtbild dazu wie die Metzgergasse und die Stiftskirche. Peter Eidel ist ein echtes Kind der Stadt. Seit frühester Jugend interessiert er sich für alte Sachen. Dabei sieht sich der jung gebliebene 68-jährige Restaurator und Antiquitätenhändler nicht in erster Linie als Sammler historischer Güter, sondern vor allem als deren Bewahrer. Seine große Liebe gilt dabei der Altstadt, ihren alten Mauern und geschichtsträchtigen Fachwerkhäusern. Peter Eidel ist Mitglied der IgB (Interessengemeinschaft Bauernhaus) und als deren Gebietsansprechpartner ein überregional gefragter Experte für historische Bauten.

??? Wie und wann entstand ihr Interesse für alte Häuser und Antiquitäten?
Peter Eidel: Schon meine Eltern haben sich für alte Sachen interessiert, haben alte Möbel von meiner Familie in Ehren gehalten und mit mir Freilichtmuseen besucht - und damit bereits in meiner Kindheit das Interesse geweckt.

??? Was hat sie an dem historischen Anwesen Metzgergasse 3 besonders gereizt?
Peter Eidel: Eigentlich zunächst gar nichts. Ich wohnte damals in einer Wohngemeinschaft in Neustadt und meine Idee war, zusammen mit meinem Bruder ein altes preisgünstiges Haus zu beziehen und mit ihm eine eigene WG zu gründen. Damals veräußerte die Stadt Neustadt einige denkmalgeschützte Gebäude, darunter das Objekt „Metzgergasse 3“. Anfänglich rieten mir Architekten davon ab, in diesen „verbauten Kasten“, in diesen „Hasenstall“ zu investieren. Was mich letztendlich an dem Anwesen faszinierte, war die alte, exotisch anmutende Deckenkonstruktion, die mir deutlich älter erschien als die üblichen Lehmwickeldecken. Mein Interesse an dem Objekt war geweckt und ich ließ mich nicht mehr davon abbringen.

??? Sie sind von Hause aus gelernter Radio -und Fernsehtechniken. Wie sind sie zu ihrem jetzigen Beruf als Restaurator und Antiquitätenhändler gekommen?
Peter Eidel: Mein Vater hatte mich dazu gebracht, eine Radio -und Fernsehtechnikerausbildung zu machen. Ich war zwar fasziniert von der Radio- und Fernsehtechnik, aber niemals wirklich erfolgreich in diesem Beruf. Mein Lehrer in der Hauptschule hatte mir damals erklärt, dass ich mit drei Berufen leben werde: Einen Beruf lernen, einen ausüben und mit einem anderen Beruf alt werden. So war es dann auch. 1974 hatte ich wegen eines alten Möbelstücks eines Bekannten bei einem Neustadter Antiquitätenhändler angerufen. Aus den Gesprächen mit ihm hat sich mein Interesse für das Restaurieren alter Möbel entwickelt und ich fand eine Anstellung bei ihm.

??? Was interessiert sie am Restaurieren am meisten?
Peter Eidel: Der Restaurator wird bei seiner Arbeit mit den unterschiedlichsten Anforderungen konfrontiert. Das geht über die verschiedensten Stilrichtungen und Designs über unterschiedlichste Materialien und vielfältige konstruktivistische Aspekte – es ist ein weites und abwechslungsreiches Berufsfeld. Dabei geht es vor allem um größtmögliche Authentizität. Das Möbel wieder so herzustellen, dass es gut funktioniert. Dass die Schubladen gut laufen, Türen gut schließen und dass das Möbel hinterher so ordentlich ist, dass man jederzeit seine Unterhosen reinlegen kann. Es muss einfach appetitlich für den Benutzer sein. Und trotzdem sollte dabei gleichzeitig sein Alter ablesbar sein. Es soll authentisch wirken und nicht wie eine Replik aussehen.

??? Erzählen Sie uns von ihrem weiteren Projekt in Lachen-Speyerdorf.
Peter Eidel: Es ging um ein altes marodes Bauernhaus, das abgerissen werden sollte. Mittlerweile bin ich froh, dass mir das der BUND und Lachener Leute mit der Gründung des Projekts 51 vom Kreuz genommen haben. Da habe ich jeden Tag ein Halleluja gesungen, weil ich wusste, dass sich fachkundige Menschen um die Geschichte kümmern.

??? Zurück zur Metzgergasse 3. 1991 hat das Projekt an Fahrt gewonnen. Was war passiert?
Peter Eidel: Dr. Peter Karn vom Landesdenkmalamt hatte damals das Objekt liebgewonnen. Er war der Meinung, dass man daran gut die Stadtentwicklungsbauphasen ablesen kann. Wir profitierten damals über eine maßgebliche Förderung vom Landesdenkmalamt. Von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz kamen 235.000 Tausend Euro, weitere kleinere Beträge kamen von der Stadt. 1994 folgten die ersten dendrochronologischen Proben. Damals ging ein großes Raunen durch die Presse, da man der Meinung war, auf das älteste Fachwerkhaus der Pfalz gestoßen zu sein. Mittlerweile hat man 25 weitere Häuser aus dem gleichen Zeitraum lokalisiert. Heute gilt es als das viertälteste Haus in Neustadt. Die Parzelle selbst ist stadtgründerzeitlich und spiegelt die gesamte Geschichte Neustadts wider. Wir befinden uns hier in einem Gebiet, das seit der Steinzeit besiedelt ist.

??? Warum liegt ihnen der Erhalt von alten Häusern so am Herzen?
Peter Eidel: Weil das unsere Wurzeln sind. Das ist unsere Kulturgeschichte. Alte Häuser sind keine beweglichen Kulturgüter. Ein Haus kann man nicht in eine Vitrine legen. Die Vitrine eines Hauses ist seine Umgebung, die man pfleglich behandeln muss. Man darf damit nicht im kapitalistischen Sinne hausieren. Mit der Idee des rein ökonomischen Ertrags fahren wir die Menschheit an die Wand. Die Wertschätzung ideeller Güter sollte immer im Vordergrund stehen.

Das historische Anwesen "Metzgergasse 3"

Im Gebäude hat sich die Konstruktion des 14. Jahrhunderts vom Erdgeschoss bis zum Dach durchgängig erhalten. Spätere Eingriffe betreffen in erster Linie eine im frühen 17. Jahrhundert zur Straßenseite vorgesetzte Raumreihe, die jedoch nur in Teilen in den alten Bestand widerspiegelt. Zwischen den Unterschichten der auskragenden Deckenbalken erkennt man barocke bemalte Putzfelder. 2001 bis 2003 hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bei der statischen Sicherung der Fachwerkkonstruktion geholfen und unterstützt seit 2005 die Arbeiten an der Fassade und den Fenstern des Gebäudes.

Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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