Interview: Ute Hormuth aus St. Martin und ihr Wasserprojekt
St. Martin/Maikammer. Seit fast zwanzig Jahren leitet die Dirigentin Ute Hormuth die von ihr gegründete „Junge Kantorei St. Martin“. Dieses Jahr stand ihre Chorarbeit ganz unter dem Motto „Wasser“. Zum Höhepunkt und Abschluss des spannenden Projekts werden am 20. November 68 Kinder und Jugendliche in Maikammer die Kantate „Wassermusik“ von Daniel Stickan unter Mitwirkung des Komponisten aufführen. Wir sprachen mit Ute Hormuth unter anderen über ihren musikalischen Werdegang und ihr bevorstehendes Konzert, das in vielerlei Hinsicht als außergewöhnlich bezeichnet werden darf.
Von Markus Pacher
??? Frau Hormuth, wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Thema „Wasser“ zum Chormotto 2022 der Jungen Kantorei zu machen?
Ute Hormuth: Den Ausschlag dafür gab ein Besuch der Fachmesse „chor.com“ in Hannover. Dort durfte ich den bekannten Komponisten und Organisten Daniel Stickan persönlich kennenlernen. Auf dessen „Wassermusik“ für Kinderchor stieß ich bereits einige Monate zuvor über eine CD. Dann kam mir der Zufall zu Hilfe. In Hannover stellte Stickan seine mittlerweile dreißig Mal in Deutschland aufgeführte Wassermusik, eine Auftragskomposition der Hamburger Kinder- und Jugendkantorei, im Rahmen von Workshops und Videopräsentationen vor. Schnell entstand in meinem Kopf die Idee, ihn nach St. Martin einzuladen, um mit ihm und der Jungen Kantorei das Werk aufzuführen. Auch mein Mann Wolfgang zeigte sich von der Idee begeistert und sicherte mir ganz spontan seine Unterstützung zu.
??? Die Zusammenarbeit mit namhaften Künstlern ist ja fast schon zu einem Markenzeichen der Jungen Kantorei geworden.
Ute Hormuth: Ja, das kann man so sagen. In diesem Jahr hatten wir zwei fantastische Projekte mit dem berühmten Calmus Ensemble Leipzig, die tief in ihrer Werkzeugkiste wühlten und uns eine ganze Menge Tipps und Tricks vermittelten. Im Oktober folgte die Umsetzung des Auftragswerkes von und mit Michael Villmow und für März 2023 ist ein Konzert mit der bekannten Gruppe „Spark – die klassische Band“ geplant. Der St. Martiner Pianist Christian Fritz fertigt dazu eine eigens auf die Junge Kantorei und die Band zugeschnittene Komposition an.
??? Die Musik, insbesondere die Leitung von Chören, scheint Ihnen gewissermaßen in die Wiege gelegt. Erzählen Sie uns bitte etwas über Ihre frühen Anfänge.
Ute Hormuth: Ganz viel habe ich meinem leider allzu früh verstorbenen Vater zu verdanken. Er sang alle Volkslieder rauf und runter und begleitete sich dabei selbst mit der Gitarre. Da er ein sehr geselliger Mensch war, hatten wir häufig Besuch von Freunden und es wurde gemeinsam kräftig musiziert. Bei diesen Festen durfte ich dabei sein und hatte die Volkslieder sozusagen seit frühester Kindheit regelrecht inhaliert. Mein erstes Instrument war die Gitarre, später kam die Blockflöte und das Klavier dazu. Mit zwölf Jahren erfuhr ich vom Bischöflich Kirchenmusikalischen Institut in Speyer und absolvierte dort mit 14 Jahren die Aufnahmeprüfung für die dreijährige Ausbildung mit Abschluss „C-Prüfung“. Sehr früh erkannte ich, dass ich die Chorarbeit über alles liebe und so gründete ich bereits während meiner Ausbildung einen Jugendchor, mit dem ich das theoretisch Erlernte direkt in die Praxis umsetzen konnte. Unterbrochen wurde meine Chorarbeit in St. Martin lediglich durch einen beruflich bedingten Aufenthalt in Singapur, wo ich gleichfalls einen Chor gründete, der übrigens noch heute existiert. Nach meiner Rückkehr gründete ich 2003 einen Kinderchor, aus dem die heutige Junge Kantorei St. Martin erwuchs.
??? Um was geht es in der „Wassermusik“ von Daniel Stickan, was erwartet die Hörerinnen und Hörer?
Ute Hormuth: Daniel Stickan möchte in spielerischer und tonmalerisch verständlicher Weise demonstrieren, was Wasser alles sein kann: gefroren als Eis und Schnee, als fließendes Wasser in Gestalt von Flüssen und Meeren oder als heißer Dampf oder kühle Wolke. Gleichzeitig soll anhand dieser drei Aggregatzustände eine Brücke zur Trinität, verkörpert durch Gottvater, Sohn und dem Heiligen Geist, geschlagen werden. Auf der Bühne stellen wir dazu drei auf Säulen stehende große Schalen auf, die die drei Zustände des Wassers visualisieren, während der Chor versucht, das Wasser tonmalerisch dazustellen. Wir wollen mit unserem Chorprojekt den Kindern das Element Wasser und den verantwortungsvollen Umgang damit näherbringen - es geht uns vor allem darum, den Kindern Respekt vor der Schöpfung und vor der Natur zu vermitteln.
??? Wie viele Kinder werden auf der Bühne stehen?
Ute Hormuth: Auftreten werden die drei Chöre der Jungen Kantorei, also der Vorchor, der Kinderchor und der Jugendchor, so dass das Publikum mit 68 jungen Sängerinnen und Sänger rechnen darf, die die Wassermusik komplett auswendig vortragen werden. Begleitet werden sie dabei von einem reichen Instrumentarium bestehend aus Klavier, Clavichord und Truhenorgel, das vom Komponisten höchstpersönlich bedient wird sowie einem Tam-Tam, einem Glockenspiel und einem Cajón [Anmerk. d. Red.: eine aus Südamerika stammende Kistenorgel]. Außerdem werden die teilweise mit Heulschläuchen und Blubberrohren ausgestatteten Kinder neben ihrem Gesang das spektakuläre, von Lichtinstallationen begleitete Klangspektakel zusätzlich bereichern.
??? Neben den drei Jugendabteilungen der Jungen Kantorei leiten Sie ja auch noch den aus ehemaligen, dem Jugendalter entwachsenen Mitgliedern bestehenden Ad-hoc-Chor. Das sind also vier Proben pro Woche, hinzu kommen zahlreiche Auftritte, Konzertreisen, Probenwochenenden etc.. Leidet bei diesem enormen zeitlichen Aufwand nicht manchmal ihr sonstiges Privatleben. Oder in anderen Worten: Was sagt ihr Mann dazu?
Ute Hormuth: Wolfgang singt selbst im Chor mit und unterstützt mich, wo er nur kann, hält mir den Rücken frei für meine musikalische Arbeit. Er ist der große Organisator im Hintergrund, egal ob es sich dabei um die Beantragung von Fördergeldern, um die Pressearbeit, um die Planung und Durchführung unserer Reisen oder um technische Dinge handelt. Die Junge Kantorei ist unser gemeinsames Ding.
??? Sie widmen sich seit fast vierzig Jahren der Chorarbeit. Kann man als „alter Hase“ noch etwas dazulernen?
Ute Hormuth: Ja, auf jeden Fall. Demut, Dankbarkeit und der Wille, sich ständig weiterzuentwickeln – das alles bedeutet mir sehr viel. Deshalb gehe ich gerne auf Fortbildung oder besuche Fachmessen wie die eingangs erwähnte chor.com in Hannover. Außerdem freue ich mich, dass wir über die Mitgliedschaften beim Chorverband der Pfalz und dem Deutschen Chorverband Pueri Cantores, dem auch international verknüpften Verband der deutschen Kinder- und Jugendchöre, bei dem ich das Amt der 2. Vorsitzenden in der Diözese begleite, gut vernetzt sind und über diese wertvolle Impulse erhalten.
??? Noch eine abschließende Frage zum Konzert. Lohnt sich der Besuch auch für Erwachsene oder handelt es sich dabei um ein reines Kinderevent?
Ute Hormuth: Aufgrund der tonmalerisch geschickten und spannenden Umsetzung des Themas „Wasser“ werden Kinder und Erwachsene gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Auch wegen seiner überschaubaren Dauer von etwa 45 Minuten empfiehlt sich unser Konzert als ideales Familienevent.
Konzerttipp
Konzert „Wassermusik – eine Kantate über die Schöpfung und das Mysterium der Trinität“ am Sonntag, 20. November, 17 Uhr, in der Katholischen Kirche St. Kosmas und Damian in Maikammer, Weinstraße 23. Der Eintritt ist frei, eine Voranmeldung ist nicht erforderlich, um Spenden wird gebeten.
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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