Interview der Woche
Jan Burgers von der BI Seilbahn Hambach
Von Markus Pacher
Hambach.Seit ein paar Jahren kursiert die Idee des Baus einer Kabinen-Seilbahn zum Hambacher Schloss. Dazu hat sich eine Bürgerinitiative gegründet. Hauptmotor der Interessengemeinschaft ist der aus Den Haag stammende und seit zwanzig Jahren in Hambach lebende pensionierte Agraringenieur Jan Burgers. Wir sprachen mit dem 67-jährigen leidenschaftlichen Befürworter des Projekts über den momentanen Stand der Dinge.
??? Herr Burgers, eine Seilbahn zum Hambacher Schloss. Sorry, das klingt zunächst nach einem Aprilscherz. Wann ist die Idee entstanden und wer hat die Sache ins Rollen gebracht?
Jan Burgers: Schon lange existieren Überlegungen, wie man den Transfer zum Schloss vom Individualverkehr befreien könnte. Vor drei Jahren hatte die Stadt versucht, bei einer Bürgerveranstaltung zum Thema „Dorfentwicklungsplan“ das E-Shuttle-Projekt schmackhaft zu machen. Die Hambacher zeigten sich beunruhigt, da die Strecke über die Enggasse und Freiheitsstraße führen sollte. Das gab für uns den Anstoß, über Alternativ-Lösungen nachzudenken.
??? Wer ist „uns“?
Jan Burgers: Das sind meine Nachbarn aus dem betroffenen Gebiet, also Anwohner von der Freiheitsstraße, Bergsteinstraße etc.. Daraus ist eine Bürgerinitiative entstanden, die mittlerweile von einer großen Anzahl von Bürger*innen unterstützt wird. Unser Ziel ist die Schaffung einer Verkehrsstrategie, die Dorf- bzw. Schlossverkehr, Tourismus und Dorfentwicklung bündelt. Im November 2018 stellten wir in einem Bürgergespräch mit Oberbürgermeister Marc Weigel erstmals unsere Seilbahn-Idee vor.
??? Wie war die Reaktion?
Jan Burgers: Die Stadt äußerte zunächst ihre Bedenken zum Projekt, beurteilte es als unwirtschaftlich und wegen der Schneise durch den Wald als Naturkatastrophe. Immerhin erklärte man sich bereit, mal zu schauen, was an der Idee dran ist.
??? Wie ging’s weiter?
Jan Burgers: Wie erwartet ist danach nichts passiert. Uns wurde schnell klar, dass wir selbst die Arme hochkrempeln müssen. Das Ergebnis unserer Arbeit war eine 62-seitige Machbarkeitsstudie.
??? Was steht da drin?
Jan Burgers: Unter anderem, dass die Umsetzung der Seilbahn-Idee grundsätzlich machbar ist. Dazu waren zwei Seilbahnunternehmen vor Ort. Die haben sich das angeguckt und sind beide zu dem Schluss gekommen, dass das unter anderem aufgrund des geringen Höhenunterschieds und der überschaubaren Belastung für die Bürger funktionieren könnte. In der Machbarkeitsstudie werden natürlich ausführlich Bus- und Tunnel-Alternativen vorgestellt. Letztere ist allerdings schon längst vom Tisch.
??? Welche technischen Optionen gibt es?
Jan Burgers: Als Bergstation kommt nur der Parkplatz am Ritterberg unterhalb des Schlosses in Frage, während wir beim Standort der Talstation über zwei Optionen verfügen: Option 1 ist der Platz an der Dammstraße, nördlich vom Schwimmbad. Option 2 der Platanenplatz neben dem Alten Schulhaus an der oberhalb gelegenen Weinstraße.
??? Und die Kosten?
Jan Burgers: Dazu haben wir Wirtschaftlichkeitsrechnungen in Zusammenarbeit mit einer Bank erstellt. Hinzu kommt ja unter anderem noch der Bau eines Parkhauses, das wir mit einer Photovoltaikanlage versehen möchten.
??? Wie reagierte die Stadt auf die Machbarkeitsstudie?
Jan Burgers: Im Oktober 2019 erfolgte eine Präsentation im Stadtrat. Die Stadt erklärte sich danach bereit, ein Gutachten zu bezahlen.
??? Wie ist der momentane Stand der Dinge?
Jan Burgers: Kurzfristig und als Übergangslösung ist ein Bus-Shuttle-Service in Planung, der den Bau eines Parkhauses und einer Streckensperrung beinhaltet. Wir werden uns diesbezüglich weiterhin gegen eine Streckenführung über die Freiheitsstraße wehren.
??? Und wie stehen ihrer Ansicht nach langfristig die Chancen für das Seilbahn-Projekt?
Jan Burgers: „Mit Träume fängt die Realität an“ lautet unser Motto. Das heißt nicht, dass wir mit dem Kopf durch die Wand wollen. Wenn es eine gute Bus-Lösung gibt, sind wir auch zufrieden. Im Fall des Baus einer Seilbahn rechnet die Stadt mit zehn Jahren. Die Gutachter sprechen von fünf Jahren. Wenn es zu rechtlichen Auseinandersetzungen kommen sollte, könnte das allerdings ewig dauern. Als nächsten Schritt müssen wir die betroffenen Grundstückseigentümer definieren und im Gespräch herausfinden, ob sie das mittragen. Erst dann können wir sagen, ob es eine realistische Chance gibt.
??? Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung?
Jan Burgers: Auf unsere letzte Flyer-Aktion erhielten wir 200 Antworten. 85 Prozent befürworteten den Bau einer Seilbahn. Grundsätzlich gibt es die Denke: Wenn es funktioniert, wäre das eine tolle Lösung mit positiven Auswirkungen auf den Bekanntheitsgrad von Hambach, seinem Schloss und dem Tourismus.
??? Zum Abschluss noch eine persönliche Frage. Irgendwie erinnert mich die ganze Geschichte an einen Kampf gegen Windmühlen. Woher nehmen Sie die Energie für ihr Engagement?
Jan Burgers: [grinst offensichtlich unter der Stoffmaske] Wissen Sie, als Pensionär habe ich viel Zeit. Seit 1998 wohne ich in Hambach und fühle mich hier wohl. Ich möchte den Hambachern etwas zurückgeben. Allerdings weiß ich nicht so genau, ob ich mit meinem Engagement etwas Positives bewirken kann oder damit in den Köpfen der Bürger mehr Probleme verursache. pac
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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