Gewalt gegen Frauen begegnen
Lions-Club Neustadt unterstützt Frauenhaus
„Wöchentlich müssen wir eine bis fünf Anfragen abweisen“, sagt Melanie Scherff im Rahmen eines virtuellen Vortrags beim Lions-Club Neustadt. Die Leiterin des Neustadter Frauenhauses und die Sozialarbeiterin Stephanie Priew waren vom Lions-Präsidenten Rainer Nosbüsch eingeladen worden, ihre Arbeit vorzustellen. Im Blick auf die Tötung mehrerer Frauen in der Region sagten sie: „Gerade die letzten Tage haben gezeigt, dass Gewalt gegen Frauen auch tödliche Folgen haben kann.“
Seit 27 Jahren gibt es in Neustadt das Angebot für Frauen, die unter Gewalt leiden, in Form von Beratung und Begleitung sowie Unterkunft und Schutz. Träger des Frauenhauses wie auch der Beratungsstelle für Frauen ist seit den 1990er Jahren der Verein Frauenzentrum e.V., deren Vorsitzende Giorgina Kazungu-Haß ist. „Ich sehe diese Arbeit als extrem wichtig an und hoffe, die politischen Rahmenbedingungen im Land für die Frauenhäuser und die Beratungsstellen zu verbessern“, betont die SPD-Landtagsabgeordnete. Sie sieht, wie Melanie Scherff, mit Sorge, dass die Auslastung des Neustadter Frauenzentrums zu groß ist. „Das Haus ist zwar in diesem Jahr abbezahlt, aber wir brauchen eine Perspektive. Mit den sieben Familienzimmern kommen wir langfristig nicht hin“, betonen sowohl die Vorsitzende des Trägervereins, als auch die Leiterin der Einrichtung. Über das Team von Teilzeitkräften und deren Arbeit sagt Scherff: „Unser Job ist sehr vielfältig. Wie wollen die Frauen dort abholen, wo sie stehen. Manche brauchen eine Sozialarbeiterin, andere psychologische Betreuung. Es ist immer Beziehungsarbeit, was wir hier tun.“ Wichtig ist der Leiterin auch die Präventionsarbeit an Schulen durch Vorträge über häusliche Gewalt oder bei der Polizei, um beispielsweise aufzuklären, warum Frauen Anzeigen immer wieder zurücknehmen. „Es geht uns darum, die Gesellschaft für Fragen rund um Gewalt gegen Frauen zu sensibilisieren.“ Dass diese sehr vielfältig sein kann, präsentierte Stephanie Priew dem Lions-Club. „Psychische Gewalt kommt immer, körperliche kommt häufig vor. Neben sexualisierter Gewalt und sozialer Isolation spielt im Bildungsbürgertum auch wirtschaftliche Gewalt eine Rolle, wenn Geld als Druckmittel eingesetzt wird. Neu ist digitale Gewalt, der vor allem Mädchen ausgesetzt sind.“ Eine besondere Rolle nehme Stalking ein. „Obwohl es strafbar ist, wird es häufig noch als Bagatelle angesehen“
Im Blick auf die Zukunft fasst die Frauenhaus-Leiterin Scherff zusammen: „Wir brauchen eine verlässliche Finanzierung, um unserer Arbeit nachzukommen. Die Förderung kommt derzeit aus unterschiedlichen Töpfen – vom Land teils die personelle Ausstattung, vom Bund die digitale und von der Stadt ein weiterer Betrag. Aber wir sind auch auf Spenden und Patenschaften angewiesen, für die der Trägerverein sorgt.“ Da dringende bauliche Maßnahmen am Frauenhaus anstehen, erklärte sich der Verein der Lions-Hilfe bereit, diese mit einer Soforthilfe von 500 Euro zu unterstützen. Weitere Zuwendungen stellte der Lions-Club in Aussicht.
Infos: Kontakt Frauenhaus 06321/2603; Fachberatungsstelle: 06321/2329; Bundesweites Hilfetelefon: 08000 116016; Kontakt Trägerverein: info@frauenzentrum-neustadt.de.
Spendenkonto Frauenzentrum Neustadt e.V.: Sparkasse Rhein-Haardt. IBAN DE24 5465 1240 1000 5507 13.
Foto: Michael Landgraf
Autor:Michael Landgraf aus Neustadt/Weinstraße |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.