Virtuelle Lesung zu 500 Jahre Gewissensfreiheit
Luther 1521 in Worms
Neustadt. Der Auftritt von Martin Luther am 17. und 18. April 1521 auf dem Reichstag zu Worms war ein epochemachendes Ereignis. Erstmals berief sich einer vor den Mächtigen seiner Zeit auf sein Gewissen. Er legte damit den Grundstein für das, was heute unter Gewissensfreiheit verstanden wird. Dabei war dieser Auftritt alles andere als ungefährlich. Die Einladung durch Kaiser Karl V. war widerwillig, denn Luthers Landesherr Friedrich der Weise hatte sie bei Karls Wahl zum deutschen König erzwungen. Viele erinnerten sich an eine ähnliche Situation, denn hundert Jahre zuvor wurde der vom damaligen deutschen König Sigismund eingeladenen Reformator Johannes Hus auf dem Konzil von Konstanz kurzerhand verbrannt.
Akribisch aufgearbeitet und in Romanform allgemeinverständlich niedergeschrieben hat diese Ereignisse von 1521 der Neustadter Schriftsteller Michael Landgraf in seinem Roman „Der Protestant“ (Wellhöfer-Verlag). Sein Terminkalender war rund um das Jubiläum voll, doch die rund zwanzig Vorträge und Lesungen im Gewand des Protokollarius von Worms wurden pandemiebedingt abgesagt. Da ihm das Jubiläum wichtig ist, hat er kurzerhand mit Werner Harke vom Offenen Kanal Weinstraße einen Kurzfilm gedreht. „Erst der Auftritt von Luther in Worms hat viele von der Idee der Reformation und der dort formulierten Gewissensfreiheit überzeugt“, ist sich Landgraf sicher. Warum der Film im Bibelmuseum gedreht wurde, hat einen weiteren Grund. „In Worms wurde gegen Luther die Reichsacht verhängt. Daher versteckte man ihn danach auf der Wartburg in Thüringen. Dort konnte er in Ruhe das Neue Testament in ein verständliches Deutsch übersetzen – das zweite Großereignis, das 1521 gefeiert wird.“ Dass beinahe das Neue Testament sogar in der Pfalz übersetzt worden wäre, wurde ebenfalls im Roman „Der Protestant“ und im Film verarbeitet. Ritter Franz von Sickingen hatte den Reformator auf seine Ebernburg eingeladen, die als „Herberge der Gerechten“ evangelischen Theologen Unterschlupf bot. Doch Luther traute dem Ritter wohl nicht, was angesichts seiner vielen Fehden verständlich war. Zwei Jahre nach diesen Ereignissen kam Sickingen in einem Krieg gegen den Pfälzischen Kurfürsten ums Leben.
Lesetipp
Michael Landgraf, Der Protestant. Ein Roman über die Zeit der Reformation. Wellhöfer-Verlag Mannheim 2016, Kapitel „Reichstag zu Worms“, S201-248. ISBN 978-3-95428-193-0.
Die Sendetermine des Films „Martin Luther 1521 in Worms – Lesung aus „Der Protestant´ von und mit Michael Landgraf“ im Offenen Kanal Weinstraße sind am 27. März, 18 Uhr; 4. April, 22 Uhr; 17. April, 19:05 und am 18. April, 14. Danach ist der Film in der Mediathek des OK Weinstraße abrufbar.
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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