Petra Weber-Schuwerak im Porträt
Mehr Operette bitte!
Neustadt. Es ist nicht mehr zu überhören, auch wenn sich manche Klischees zu einem längst überholt geglaubten Genre hartnäckig halten: Die Operette ist wieder im Kommen. Das gilt auch für Neustadt: Nicht wenige Neustadter Musikfreunde werden sich in diesem Zusammenhang an die Sängerin und Gesangspädagogin Petra Weber-Schuwerack und ihre gut besuchten Musiktheaterabende und Salonmusik-Soireen in Neustadt erinnern. Das ist zwar schon eine Weile her, aber der Faden zu Neustadt ist seitdem nie ganz abgerissen. Nun plant sie noch in diesem Jahr einen Salonmusik-Abend auf der Haardt.
„Operette sich wer kann!“ frotzeln die Spötter, sprechen von Kitsch und verlogenem Kram. Die Fans der Operette sehen das anders. Und mal ganz ehrlich: Noch nie war die Sehnsucht nach Romantik, nach Herz und Gefühl so groß wie heute, in Zeiten, wo Umweltängste die Menschen plagen und mitten in Europa ein Krieg tobt.
„Ich will nicht nur Töne hören, ich will eine ganze Geschichte erzählt bekommen!“ Worte, die Petra Weber-Schuwerack jungen Nachwuchsänger/innen auf den Weg gibt. Ihr jüngstes Vorsingen und Gesangscoaching fand im großen Salonmusik-Saal des Café Mandelring auf der Haardt statt. Thomas Fischer, Besitzer des Anwesens und begeisterter Musikfreund, hat ihr den mit einem Blüthner-Fügel ausgestatteten, geschmackvoll dekorierten Raum aus der Jahrhundertwende spontan zur Verfügung gestellt. Beim Anblick der wunderbaren Atmosphäre im Mandelring gerät sie ins Schwärmen - und kommt mit Thomas Fischer ins Gespräch: Wäre das nicht ein ideales Forum für künftige Salonmusik-Soireen, jener fast ausgestorbenen bürgerlich-europäischen Tradition aus dem 19. Jahrhundert, die einer dringenden Wiederbelebung bedarf?
Unvergesslich bleiben ihre Konzerte im GDA-Wohnstift, im Casimirianum und in der Villa Böhm. Der damals in Neustadt-Hambach wohnhaften Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande ist es verdanken, dass vor 14 Jahren Oper, Operette, Musical und das Lied in Neustadt Einzug gehalten haben. Allesamt Genres, die in der Weinmetropole im Gegensatz zur hochkarätig besetzten Kammermusik- und Alten-Musik-Szene eher stiefmütterlich besetzt sind. Im Klartext: Es gilt, im mannigfaltigen Musikleben unserer Stadt eine Lücke zu schließen. Dass Petra Weber-Schuwerack am Herzen der Weinstraße auf fruchtbaren Boden stößt, bleibt außer Frage. Ein ideales Forum für die sogenannte „Leichte Muse“ bieten zum Beispiel die zahlreichen Weingüter mit ihren romantischen Innenhöfen. Es geht um neue Formate: Wie kann ich dem jüngeren Publikum die Hemmschwelle für den oftmals verkrusteten und steifen Klassikbetrieb nehmen, wie kann ich junge Menschen für die Ohrwürmer vergangener Zeiten begeistern, für die Melodien, die unsere Großeltern so liebten und die immer noch munter in unseren Köpfen schwirren.
„Hemmschwellen abbauen“ ist überhaupt ein wichtiges Thema von Petra Weber-Schuwerak, sozusagen ein Leitmotiv ihrer Arbeit. Und immer kommt dabei die Operette ins Spiel: „Wenn Sie Operette singen, werden Sie die Leichtigkeit selbst!“, verspricht sie dem Sängernachwuchs. Begabten jungen Musiker/innen bei ihrer Karriereplanung abseits von Agenturen und stressigem Vorsingen am Musiktheater zu unterstützen, ist ihr Ansinnen. Oder in anderen Worten: Sie möchte jungen Leute nicht in erster Linie Basisunterricht erteilen, sondern eine berufliche Chance geben und sie dort abholen, wo sie gerade stehen, möchte ihnen Tipps zur Erweiterung ihres Repertoires geben, Engagements vermitteln, neue Kontakte knüpfen – und dabei gleichzeitig neue Talente für ihre eigenen Theater- und Konzertprojekte entdecken und rekrutieren. Und deren gibt es viele, darunter die von ihr gegründeten und geleiteten Musiktheaterprojekte in Niederbayern (u. a. Sommerakademien in Eggenfelden, Theater in Pfarrkirchen oder die jüngst Premiere feiernde Frühlingsakademie in Bad Füssing). „Es macht mir Spaß, wenn es mir gelingt, ein Ensemble zusammenzustellen, mit Leuten, die sich teils völlig neu begegnen und zusammen eine schöne Premiere auf die Beine stellen“, betont Petra Weber-Schuwerak.
Mit Neustadt verbindet sie sehr viele gute Erinnerungen, wie sie im Gespräch betont. Es bleibt zu wünschen, dass ihrer Kreativität und Tatkraft auch künftig in Neustadt Früchte tragen wird und die Operette ein Comeback feiern darf.
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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