750 Jahre Neustadt
Mein Neustadt aus drei Blickwinkeln
Am 31. Januar startete das Jubiläumsjahr zu 750 Jahren Neustadt mit einem Podiumsgespräch, initiiert durch die Volkshochschule und moderiert vom Fachbereichsleiter für Bildung, Kultur und Sport, Constantin Beck-Burak. Im vollbesetzten Roxy-Kino war die ehemalige Rheinland-Pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die in der Neustadter Hindenburgstraße sowie in Lachen-Speyerdorf ihre Kindheit und Jugend verbrachte, im Gespräch mit OB Marc Weigel und dem Neustadter Theologen und Kulturbotschafter Michael Landgraf. Dabei kamen persönliche Erinnerungen hoch, doch wurde auch über die Historie Neustadts, den aktuellen Zustand sowie über die Zukunft der Stadt philosophiert. Frühe Erinnerungen hatte Dreyer an ihre Schulzeit, als sie in der Ostschule und am Käthe-Kollwitz-Gymnasium, damals noch rein in Mädchenhand, nachdachte. Das Roxy-Kino sei damals ein Ort gewesen, den man aufgrund der Werbeplakate für den "Schulmädchenreport" meiden sollte. Der OB betonte, dass frühere Befindlichkeiten zwischen den Schülern des Leibniz-Gymnasiums und denen des "Käthe" heute ausgeräumt seien, was die rund 150 Besucherinnen und Besucher erheiterte. Malu Dreyer erinnerte sich gut an das hervorragende Kulturangebot in ihrer Jugend, sowie die Weltoffenheit der Stadt. Auf die Frage, wie die Kultur in Neustadt heute aufgestellt sei, erläuterte Landgraf als PEN-Generalsekretär und Mitglied im Deutschen Kulturrat, dass jede der großen Kulturgattungen in Neustadt vertreten sei und das Einzelplayer wie die Neustadter Kulturbotschafter, darunter der weltberühmte Pianist Joseph Moog, ihre Stadt würdig vertreten. "Vorbildlich ist auch der Stadtverband für Kultur als Vertreter vieler kulturtreibender Vereine, der eng mit der Kulturabteilung der Stadt zusammenwirkt und den Neustadter Kulturpreis vergibt, den die Stadt einst aufgegeben hat", sagte Landgraf, der die Roxy-Kinos als aktuellen Kulturpreisträger nannte. Da Dreyer Katholische Theologie auf Lehramt studierte, bevor sie zu Jura wechselte, war auch die Kirchenlandschaft in Neustadt ein Thema. Deutlich wurde, dass besonders die Stiftskirche ein Ort von großer Bedeutung für Meditation und Gedenken sei. Im Blick auf "Markenzeichen Neustadts" hob Weigel "Wein und Demokratie" hervor und betonte: "Der Wein ist da, den Schwerpunkt Demokratie müssen wir uns erarbeiten." Im Blick auf den Wein waren er und Dreyer zuversichtlich, dass es in 50 Jahren hier immer noch Weinbau gibt, auch trotz klimatischer Veränderungen. Das Thema "Demokratie" dürfe nicht nur über das Hambacher Fest wahrgenommen werden, zumal der Begriff 1832 noch gar nicht in den Reden vorkam, sagte Landgraf. Spannend sei auch der Blick ins 16. Jahrhundert, auf Neustadts Verhalten im Bauernkrieg 1525 sowie auf das Casimirianum um 1579, als der Jurist Franz Junius Formen der Mitbestimmung lehrte und Laien durch die neue Verszählung in der Neustadter Bibel in Glaubensfragen mitreden konnten. Weitere Themen waren Sport und Wirtschaft. Am Ende wurde der Lieblingsort der drei Podiumsgäste erfragt. Für Landgraf ist es die historische Altstadt mit den sieben ältesten Fachwerkhäusern des Bundeslandes, wo er nach 25 Jahren immer wieder neue Details entdeckt, für Dreyer ist es der Marktplatz mit seiner wundervollen Ausstrahlung und für Weigel ist es der Wasserturm seines Heimatortes Duttweiler, von dem er Neustadt auch mit Abstand beobachten kann.
Autor:Michael Landgraf aus Neustadt/Weinstraße |
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