Interview der Woche
Mika Weller vom KRG zeigt Flagge

Mika Weller. | Foto: Weller
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Von Markus Pacher

Neustadt. Seit Kurzem ziert eine Regenbogenfahne die Fassade des Kurfürst-Ruprecht-Gymnasiums. Was es damit auf sich hat, erklärt uns der 18-jährige Schüler Mika Weller. Er hat sich in seiner Schule offiziell als transgender geoutet und wirbt nun anlässlich des weltweit gefeierten „Pride Month“ im Rahmen einer Projektwoche mit seinen Mitschüler*innen für ein selbstbewusstes Auftreten von Menschen des sogenannten LGBTQ-Spektrums. LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und dem zusammenfasenden Sammelbegriff Queer. Markus Pacher sprach mit ihm über die mutige Schulaktion und über seine persönlichen transgender-Erfahrungen.

??? Mika, wie seid ihr auf die Idee gekommen, in der Schule eine solche Projektwoche zu veranstalten?
Mika Weller: Die Idee ist im lockeren Pausengespräch mit meinen Mitschüler*innen aus der 12. Jahrgangsstufe entstanden, als wir mehr zufällig über den Pride Month sprachen und uns überlegten, wie wir an unserer Schule jüngere Schüler unterstützen können, die sich nicht trauen, offen über das Thema zu reden. Schnell bildete sich eine lose Gruppe aus Leuten, die entweder selbst betroffen oder mit Betroffenen befreundet sind und sich für das Thema interessieren. Im gemeinsamen Brainstorming hat die Projektwoche dann schnell ein Gesicht bekommen.

??? Was habt ihr so alles auf die Beine gestellt?
Mika Weller: Angefangen mit der bunten Regenbogenfahne an der Fassade haben wir viele weitere Blickfänge geschaffen. Unter anderem haben wir die Stirnseiten der Treppen mit Definitionen der Begrifflichkeiten des sogenannten LGBTQ-Spektrums beklebt, entsprechende Plakate gemalt und Pride-Fahnen im Schulhaus aufgehängt - denn grundsätzlich handelt es sich ja um eine sehr begiffsspezifische Thematik. Außerdem haben wir mittels bunter Kreide den Schulhof mit Mut machenden Sprüche wie „Du bist nicht alleine!“ versehen. Desweiteren können sich unsere Mitschüler an einem Info-Tisch über aufklärendes Flyer-Material und Bücher zum Thema, die wir persönlich gut finden, informieren und Antworten auf ihre Fragen erhalten.

??? Wie reagieren deine Mitschüler auf die Aktion?
Mika Weller: Es ist faszinierend zu erleben, wie gerade jüngere Schüler interessiert auf uns größere Schüler zugehen und fragen, was wir so machen. Ich finde das sehr mutig. Die Mittelstufenschüler machen dagegen Witze und finden das, was wir machen, eher peinlich und beschämend. Begriffe wie „schwul“ oder „gay“ werden in dieser Altersgruppe ja als Schimpfwörter benutzt. Dieses Verhalten würde ich zwar nicht unbedingt als diskriminierend bezeichnen, aber aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das sehr verletzend sein kann und schädlich fürs Selbstbewusstsein ist. Erst ab der 10. Klasse entpuppte sich die Thematik für mich als deutlich entspannter, vor allem als ich mich vor der Klasse und meinen Lehrern erklärt hatte.

??? Erzähl uns mehr darüber. Wie war das?
Mika Weller: Mit 16 ist mir bewusst geworden, dass ich transgender bin. Meine Eltern und Freunde haben das sofort akzeptiert und respektiert. Nun wollte ich auch in der Schule nicht mehr als Mädchen gesehen werden, habe dann mit ein paar Lehrern geredet und ihnen meinen neuen Namen mitgeteilt, der dann direkt in die Schuldatenbank aufgenommen wurde. Dann bin ich vor die Klasse getreten und habe mich offiziell geoutet. Alle haben applaudiert, ihre Solidarität bekundet und klar signalisiert, dass negative Stimmen an unserer Schule nicht erwünscht sind. Das hat mir sehr viel Kraft gegeben, das durchzuziehen.

??? Wann wurde Dir das erste Mal bewusst, dass du anders bist?
Mika Weller: Das hat relativ lange gedauert, weil ich in einem libertären Elternhaus aufgewachsen bin und schon immer das burschikose Mädchen sein durfte. Als Kind war das also nicht wirklich ein wichtiges Thema. Später wurde es schwieriger, weil manche Gleichaltrigen das irgendwann seltsam fanden. Denn ich legte ja kein typischen Mädchenverhalten an den Tag. Ab der 6. Klasse hieß es dann: „Du bist ja ne Lesbe!“ Erst danach habe ich bewusst darüber nachgedacht, mich in Richtung Sexualität informiert und mich gefragt, ob ich vielleicht tatsächlich lesbisch bin. In dieser Phase hatte ich ausprobiert, mich weiblicher zu kleiden, mich dabei aber sehr unwohl gefühlt. Zwei Jahre später habe ich dann für mich die Geschlechterdiversität entdeckt. Großes Glück hatte ich in dieser Zeit mit meinem Freundeskreis, der nicht versucht hatte, mich in bestimmte Rollen zu stecken.

??? Wie erlebst du den Umgang der Gesellschaft mit queeren Menschen? Hast du Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht?
Mika Weller: Ich persönlich weniger, da ich über das Privileg eines Trans-Jungen verfüge. Trans-Mädchen haben es viel schwerer. Der „Aufstieg“ vom sogenannten schwachen zum starken Geschlecht wird eher akzeptiert. Weltweit werden queere Menschen zu Opfern von Gewalttaten. Auch in Neustadt gibt es einige Fälle von Diskriminierung. Am 28. Juni, dem Christopher Street Day, wollen wir im Rahmen unserer Projektwochen an die Geschichte der Diskriminierung erinnern. pac

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Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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