Neustadt im Pfalzfieber: Alla hopp un uffbasse
Neustadt. Das Pfälzische ist die „Ursprungssprooch“. Durch die Pfalz verläuft die Weltachse. Das Pfälzer Dialekt hat fast überall seine Spuren hinterlassen. Dies und noch viel mehr erfuhren die in großer Zahl angerückten Pfalzliebhaber bei der spannenden Buchpremiere des im Duden-Verlag brandneu erschienen Bands „Pfälzisch“ im Großen Sitzungssaal der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD Süd) am letzten Dienstag.
Von Markus Pacher
Den Autor müssen wir an dieser Stelle nicht vorstellen. Wer in Google Begriffe wie Pfälzisch, Mundart, Dialektforschung etc. eingibt, wird automatisch auf Michael Landgraf stoßen. Seit Jahrzehnten beschäftigt er sich mit dem Pfälzer Dialekt, hat über das Thema schon zahlreiche Bücher verfasst. Kein Wunder, dass der renommierte Duden-Verlag auf den unermüdlich publizierenden, moderierenden und lehrenden Neustadter Tausendsassa aufmerksam geworden ist und ihn dazu beauftragt hat, der erfolgreich gestarteten Dialekt-Buchreihe noch vor den badischen, schwäbischen und rheinischen Beiträgen ein Pfälzisch-Bändchen hinzuzufügen. „Seit 25 Jahren warte ich auf den Anruf der Duden-Redaktion“, bemerkt Landgraf augenzwinkernd. Bereits in jungen Jahren hat er eine pfälzische Grammatikfibel herausgebracht, legendär seine „Bibel uff Pälzisch“, beliebt seine Pfälzisch-Kurse in der Volkshochschule, ganz zu schweigen Landgrafs wichtige Rolle bei der Produktion der pfalzweit umjubelten „Hiwwe wie driwwe“-Filmen.
Mitten im Pfalzfieber
Hochdeutsch sei seine erste Fremdsprache gewesen, betont der in Ludwigshafen aufgewachsene und zur Schule gegangene Autor. Das pfälzische Idiom hat er quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Dass ausgerechnet der Duden-Verlag, seit 140 Jahren Synonym für die korrekte deutsche Sprache und normierte Orthographie, eine Dialekt-Buchreihe herausgebracht hat, mag zwar manche erstaunen, war aber eigentlich längst überfällig, denn es ist nicht mehr zu übersehen: Gerade in politisch unruhigen Zeiten scheint der Wunsch nach Heimat, Identität und regionaler Geborgenheit besonders groß. Mitten im Pfalzfieber hat Michael Landgraf also sein Buch veröffentlicht und in glücklicher Kooperation mit dem Duden-Verlag offenbar den Nerv der Zeit getroffen, was sowohl für seine jüngste Buchpremiere als auch für die pfalzweit erfolgten Vorstellungen von „Hiwwe wie driwwe“ gilt.
Die Pfalz als Schmelztiegel der Kulturen
„Ihr ebnet Wege in die gelebte Sprache“ lautete das Kompliment Landgrafs an seine Auftraggeber. Das Pfälzische als lebendige Weltsprache: Aus dem Lateinischen, Französischen, Mittelhochdeutschen und dem Hebräisch-Jiddischen stammen viele Pfälzer Ausdrücke. Die bunte Pfalz als Schmelztiegel unterschiedlicher Kulturen: Es ist eine Liebeserklärung an eine unübertroffen vielfältige und charmante Region, die Landgraf in seiner neuen Publikation vorgelegt hat. Eine Liebe, die viele teilen, unter anderem Monji El Beja und Christoph Erbach von der Band „Fine R.I.P“, die in Vertretung des momentan indisponierten Liedermachers Uli Valnion ganz spontan einsprangen und mit ihren Pfalz-Hymnen für eine fantastische Stimmung bei der Buchpremiere sorgten.
"Pälzer Krischer" mögen's weich
Die pfälzische Aussprache ist weich, es gibt keine harten Laute, sie ist lautmalerisch, sie liebt Verkleinerungsformen (wie z. B. das „Bobbelsche“) und verfügt über einen Reichtum an Begriffen aus der Natur. „Das Pfälzische kennt allein sechzig Begriffe für den Marienkäfer“, erklärt Landgraf und gibt einige davon zum Besten. Und dass sich Pfälzer in der Regel schreiend unterhalten, stellte einst schon Knigge fest, so Landgraf in Anspielung auf die vielzitierten „Pälzer Krischer“.
Buchtipp
Michael Landgraf: Pfälzisch - alla hopp un uffbasse. Duden-Verlag, April 2024, ISBN 9783411756872.
Der im Duden-Verlag erschienene Band „Pfälzisch“ führt in die Sprachregion zwischen Saar- und der Kurpfalz ein. Er enthält Kommunikationshilfen, Erläuterungen zum Wortschatz, historische und grammatikalische Hintergründe, eine Einführung in das Pennsylvaniadeutsch der nach Amerika ausgewanderten Pfälzer sowie ein Essay. Er umfasst 128 Seiten und ist unter anderem in den Neustadter Buchhandlungen erhältlich.
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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