Nichts als Glück: Über Emotionen und Zufriedenheit
Glück. Was ist eigentlich Glück für uns, so ganz individuell? Klar, Gesundheit und finanzielle Unabhängigkeit stehen bei den meisten ganz oben auf der Liste. Aber kann man auch ohne beides glücklich sein? Wir wollten Menschen nach ihrem persönlichen Glück, ihren Glücksmomenten befragen, die sich in einer besonderen Lebenslage befinden. Was kann Menschen, die das Pech haben, nicht gesund zu sein, oder die hart vom Schicksal getroffen wurden, glücklich machen? Man kann das Thema nicht in Angriff nehmen, ohne kurz darüber nachzudenken, was einen selbst eigentlich glücklich macht. Und als alleinerziehende berufstätige Mutter eines Siebenjährigen sehe ich mich selbst in einer besonderen Lebenslage, zumal es gerade sehr viele äußere Umstände gibt, die mich herausfordern. Ich habe mich schließlich entschieden, nicht über mich selbst zu schreiben – oder irgendwie doch. Denn mir wurde klar, dass ich eine Person fragen werde, die schon seit meiner Geburt mein Leben beeinflusst: meinen Vater.
Natürlich habe ich mich gefragt, ob meine Herangehensweise an dieses Thema vielleicht zu persönlich und damit am Ende auch etwas schräg ist. Aber die Frage nach dem Glück an sich ist schon eine sehr persönliche, also wage ich den Versuch. Jedes Leben ist eben besonders und einzigartig. Niemand ist immer glücklich. Vielleicht hilft es, Glück und Pech mal aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten und einen etwas anderen Blickwinkel auf das Leben und das Sein zu erfahren.
Und wer wäre dafür besser geeignet als mein Vater Jürgen Bender, der in seinem Leben einige Höhen und Tiefen erlebt hat und eine Entwicklung durchgemacht hat, die ihn zu einer immerwährenden Akzeptanz geführt hat? Was für ihn Glück bedeutet, erzählt er hier:
Jürgen Bender über Glück
Glück ist klanglich so eine Mischung und Klick und Gluck. Einerseits die schnelle Erfüllung der Wünsche. Per Klick zum Glück. Schnelle Glückstreffer. Amazon macht’s möglich, andererseits die tiefe Befriedigung ein perfektes Ei gelegt zu haben, etwas Tolles geschaffen zu haben. Beides ist vergänglich, wobei der zweiten Variante wahrscheinlich eine etwas längere Haltbarkeit innewohnt.
Das Gegenteil von Glück ist Pech. Beide sind die zwei Seiten der gleichen Medaille. Der Glücksritter hat immer schon den Pechvogel auf der Schulter. Das eine ist immer im anderen enthalten. Wenn Trump beim Golfen vom Blitz erschlagen wird, werden das viele als Pech empfinden, viele aber auch als großes Glück. Es ist immer eine Frage der Perspektive und immer auch eine sehr persönliche Angelegenheit.
Ein Bekannter hat mal im Kasino mehrere tausend Euro gewonnen, was ihn kurzzeitig sehr glücklich machte, bis ihn ein Unbekannter im Parkhaus krankenhausreif schlug und ihm das Geld wieder wegnahm. Was ein Pech!
War es Pech oder eher Glück, als ich meinen Job verlor, aber dadurch die Zeit fand ein sehr erfolgreiches Musical zu schreiben. War das damals Pech, als ich mich, bedingt durch familiäre Turbulenzen, in Schuldgefühlen verstrickte und in Depressionen verfiel? Oder eher Glück, weil ich dadurch vor den Füssen eines Gurus landete, der mich aus allen Selbstzweifeln erlöste und mir die Tür zur Freiheit öffnete.
Ich erkannte, dass Person nur ein Gedankenkonstrukt ist, und meine Persönlichkeit verliert seitdem mehr und mehr an Substanz. Und ich erkannte, dass es nichts zu tun gibt, alles geschieht von selbst. Mit der Person verschwindet auch die Trennung und es bleibt eine unbeschreibliche Weite, in der sich alles verliert.
Was ist da schon dieses bisschen Glück
Seit über drei Jahren begleitet mich Herr Parkinson und meine geliebte Frau liegt seit längerer Zeit sehr krank auf der Intensivstation. Ich kann nicht sagen, dass mich das unglücklich macht, ich erlebe alles in unbedingter Akzeptanz und voller Dankbarkeit über jeden Atemzug, die nächste Mahlzeit und den nächsten Blick- und Wortwechsel.
Und da ist Freude, am Spiel des Lebens noch teilnehmen zu können. Gelassen und voller Zufriedenheit. Was für ein Glück! [bev]
Autor:Eva Bender aus Neustadt/Weinstraße |
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