Viele Menschen engagieren sich im „Lichtblick“ in Neustadt
Ohne Wohnung keine Arbeit
Neustadt. Die Tagesbegegnung „Lichtblick“ war 2019 an 236 Tagen geöffnet. Insgesamt wurden 13.642 Gäste gezählt. Erstmals besuchten 2019 198 Frauen und Männer den Lichtblick. Über 40 Prozent der Besucher waren unter 30 Jahre alt, eine besorgniserregende Zahl, denn die meisten hatten im Lichtblick ihre Postadresse, d. h. sie waren wohnungslos.
„Ohne Wohnung keine Arbeit und ohne Arbeit keine Wohnung. Dies ist ein Teufelskreis, aus denen viele Menschen nicht mehr herauskommen“, so das Fazit von Hans Eber-Huber, Leiter des Lichtblicks. Und weiter: „Jüngere Menschen, die betroffen sind, haben gar keine Chance, ihr Leben zu organisieren und strukturieren. Denn für viele junge Menschen ist es fast aussichtslos, kurzfristig eine Wohnung zu finden. Hier werden Fakten geschaffen, die einen immensen gesamtgesellschaftlichen Schaden verursachen. Sie benötigen alle Energie, um den nächsten Schlafplatz zu organisieren, und können sich zum Beispiel nicht um ihre berufliche oder schulische Zukunft kümmern.“ Bei den Postadressen zeigt es sich, dass wohnungslose Menschen immer länger ohne Wohnung sind.
„Es gibt kaum bezahlbare freie Wohnungen in Neustadt, und mittlerweile leider auch in den Talgemeinden. Viele Familien und Einzelpersonen sind in den letzten Jahren aus Neustadt weggezogen, weil sie dort eher bezahlbaren Wohnraum vorfinden konnten. Aber auch dort gibt es kaum noch freien Wohnraum. Hinzu kommt noch, dass bei zahlreichen Wohnungen in naher Zukunft die gesetzliche Preisbindung wegfallen wird, so dass Wohnungen verkauft oder teurer vermietet werden können. Es fehlen in Neustadt mindestens 500 bezahlbare Wohnungen“, so Hans Eber-Huber weiter.
In den letzten Jahren hat sich der „Lichtblick“ von einer Suppenküche hin zu einem Dienstleistungszentrum für Menschen in Not entwickelt. 43 haupt- und ehrenamtlich Beschäftigte gab es im letzten Jahr im Lichtblick. Ohne deren Engagement und Ideen wäre diese Entwicklung nicht möglich gewesen. Neben Grundangeboten wie Nahrung, Hygiene und persönliche Ansprache sind in den vergangenen Jahren vielfältige begleitende Hilfen entstanden wie z. B. Finanzverwaltung, Postadressen, verschiedenen Beratungsangebote, Wohnassistenz, Vermietung von Wohnraum und insbesondere auch das Arbeits- und Beschäftigungsprojekt „SoliPakt“. Hier bekommen Menschen, die nicht oder noch nicht im 1. Arbeitsmarkt vermittelt werden können, eine sinn- und wertvolle Beschäftigung. 2019 waren dies 38 Frauen und Männer. Neben der Mitarbeit bei Umzügen und Transporte sind die Menschen vor allem in den Verkaufsläden Hausratladen, Möbelladen Kleiderkammer und Zweiradladen beschäftigt. Im Aufbau befindet sich zur Zeit ein Dienstleistungsservice im Haushalt. „Unser Beschäftigungsprojekt ist ein wesentlicher Pfeiler in der Bewältigung der sozialen Problematik. Die Menschen die zu uns kommen, können aus unterschiedlichen Gründen nicht in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. Es fehlt jedoch die Möglichkeit, in einem so genannten ’zweiten’ Arbeitsmarkt eine Chance zu erhalten. Denn nur dadurch hätten sie die Chance, einen strukturierten Alltag durch bezahlte Arbeit zu führen, und damit auch ein zufriedenes Leben ohne staatliche Unterstützung. Da es zurzeit solche Stellen nicht gibt, weder in der Privatwirtschaft, noch im öffentlichen Bereich, sehen wir uns da in der Verantwortung“, so Hans Eber-Huber. ps
Nähere Infos
Tagesbegegnung Lichtblick
Amalienstraße 3
67434 Neustadt
Telefon 06321 355340
www.lichtblick-nw.de
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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