BriMel unterwegs
Seele und Körper baumeln lassen beim Waldbaden
Sankt Martin. Bei angenehmen Temperaturen versammelten sich am 21. Juni Corona konform mit Abstand 7 Personen vor der Touristinfo in Sankt Martin, um gemeinsam im Wald zu „baden“. Siehe hierzu auch Ankündigung: https://www.wochenblatt-reporter.de/neustadtweinstrasse/c-lokales/zum-waldbaden-nach-sankt-martin_a292851
Die Veranstaltung war eine Kooperation der Deuschen Akademie Waldbaden und Gesundheit und AuszeitNatur im Rahmen der Benefizveranstaltung "Deutschland geht Waldbaden" zugunsten der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e. V. Die Führung fand unter der Obhut von Bea von Borcke (AuszeitNatur) und Andrea Bossle (Deutsche Akademie Waldbaden und Gesundheit) statt. Bea von Borcke hat gemeinsam mit Jasmin Schlimm-Thierjung (Gründerin der Akademie) auch die Ausbildung zum NaturResilienzTrainer mitentwickelt und befindet sich seitdem praktisch fast nur noch im Wald. Sie hatte ein Sportstudium absolviert und kam vor Jahren über Yoga zu dieser Art des Entspannens. Waldbaden als präventive Stressmethode wird übrigens von den Krankenkassen bezuschusst.
Unter dem Namen „Shinrin Yoku“, was übersetzt Baden im Wald heißt, werden in Japan schon seit vielen Jahren Waldspaziergänge angeboten und sind nun zu uns rübergeschwappt. Es wurde in den 80er Jahren entwickelt und ist in den 90ern in Europa angekommen.
Sinn der Sache ist es, einmal den Wald mit allen Sinnen in sich aufzunehmen, zu entspannen, entschleunigen, die Stille zu genießen und in Inneneinkehr durch die Wälder zu streifen. Es sind präventive Maßnahmen für Körper, Geist und Seele, die in der umtriebigen Zeit leider nur selten zur Ruhe kommen. Durch das tiefe Einatmen der Duftstoffe von Bäumen, vor allem Nadelbäumen, erhöht sich die Stabilität unseres Immunsystems, senkt durch die Luft den Blutdruck und reinigt die Lunge. Man entspannt bei der Farbe Grün und hier im Wald ist alles grün in ganz unterschiedlichen Grüntönen. Auch in Krankenzimmern und bei Schmerztherapien ist man bestrebt, viel Grün zur Genesung einzusetzen. Dies hat eine Studie beim ZI (Zentralinstitut für seelische Gesundheit) in Mannheim herausgefunden.
Und nun begleiten Sie mich durch mein erstes Waldbaden-Erlebnis! Bea von Borcke machte zu Beginn am idyllischen Bellachini-Weiher einen Stopp, um ein wenig über die Hintergründe und die Theorie des bevorstehende Waldbads zu erzählen. Bea von Borcke gab mit zwei Glöckchen Signale zum Stehen bleiben als wir in einem sehr langsamen Schlendergang den kleinen Weiher umrundeten. Immer wieder sollten die Sinne angeregt werden wie Sehen, Hören und Riechen, manchmal auch mit geschlossenen Augen, um sich wirklich nicht abzulenken. Es wurden kleine Lupen mit 10fach-Vergrößerung an die Teilnehmerinnen verteilt, um Pflanzen, Blüten und Baumrinden besser sehen zu können. Streicht man zum Beispiel mit den Fingern über Farn, so spürt man eine Seite glatt und die andere rau, man spürt den feinen Samen. Wir gehen auf Entdeckungsreise „Mikrokosmos Natur“ auf dem Weg zum nächsten Halt, dem Geysir von Sankt Martin, der durch seine ca. 5 Meter hohe Fontäne Feuchtigkeit und Kühle versprüht. Der Brunnen entstand zu Ehren von Franz Schweizer, der mit dem Namen des Zauberers Bellachini berühmt wurde. Es ist ein sogenannter artesischer Brunnen, in dessen Umgebung alles saftig grün zu sehen ist.
Und nun war es wieder an der Zeit inne zu halten und dem vorgetragenen Gedicht von Charly Chaplin mit dem Titel „Selbstliebe“ zu lauschen, was uns sehr gefallen hat. Wir standen dicht am Brunnen, spürten die Feuchtigkeit des feinen Nebelnasses wie kleine Perlen auf der Haut, schauten den Wolken am Himmel zu und sandten innerste Wünsche in deren Richtung. Im langsamen Trott geht es ein Stückchen weiter zu einer Lichtung, auf der eine Bank mit Sitzgelegenheit vorhanden ist. Unsere Aufgabe ist es, in aller Stille kleine Dinge in der Natur aufzusammeln und in den ausgeteilten Holzrahmen ein „Naturbild“ zu kreieren. Es gibt vieles, ohne die Natur zu berauben, vertrocknete Blätter, Zweige, Gräser, Moos usw. und es kamen wirklich sehr schöne Dinge dabei heraus (siehe Fotos). Die Teilnehmerinnen bekamen einen kleinen Holzrahmen geschenkt, auf den sie einen Teil ihrer Inspirationen kleben und mitnehmen konnten. Und auch „Staunen“ ist eine Art des Waldbadens, denn immer wieder staunten wir über Kleinigkeiten, die einem sonst nie aufgefallen wären. Unter Waldbaden versteht man u. a. zusammenfassend absichtsloses Schlendern, Innehalten, Atmen und Sinne wie Hören, Sehen, Riechen, Tasten bewusst wahrzunehmen. Ein achtsamer Umgang mit sich, anderen und der Natur kann dabei sehr gut gelernt und geübt werden, bereit für die Umsetzung im Alltag.
Zum Abschluss folgte noch eine japanische Teezeremonie und zwar nicht mit Teebeuteln, sondern einer Teeblüte, die durch das ständige Übergießen mit heißem Wasser ihre Blüte entfaltet und einen besonderen Teegeschmack ergibt. Die kleinen Schlucke wurden genussvoll im Mund ruhen gelassen bevor sie den Weg durch die Gurgel fanden.
Diese drei Stunden in der Natur ließen alle anderen Gedanken in den Hintergrund rücken und nur das Jetzt und Hier waren maßgebend. Die Wirkung hielt noch den Abend über an. Alles entschleunigt, die Lunge voll mit Sauerstoff und die Gedanken positiv und mit Dankbarkeit für die Natur ausgelegt. Ich kann es nur weiterempfehlen, hat mir gut getan!
https://auszeitnatur.de/Home/
(mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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