Literaturnetzwerk TeXtur
Zum Tod des Autors Dieter Kreiner
„Servus von über den Dächern von Neustadt“. Damit hat der 1939 in Sulzbach geborene und kürzlich verstorbene Autor Dieter Kreiner gerne eine Nachricht beendet, verbunden mit einer Weisheit zum Tag. Das 2017 gegründete Literaturnetzwerk TeXtur trauert um eines seiner treuesten Mitglieder. Zum Schreiben kam Dieter Kreiner erst spät, mit über 70 Jahren, nach einem erfüllten Berufsleben in der EDV und als Großhandelskaufmann. In die Pfalz kam er durch den Militärdienst, er blieb der Liebe zu einer Pfälzerin wegen, und weil er in Neustadt eine Arbeit fand, die die Familie ernährte. Seine Liebe zum Wein hat er hier ebenso entdeckt und war selbst zeitweise Hobbywinzer. Sein Erstlingswerk von 2012 klingt für einen ehemaligen Ultra-Langstreckenläufer so, wie er war, tief- und doppelsinnig: „Ein guter Stolperer fällt nicht.“ Wie bei vielen Autoren spielte dabei die Selbstreflexion im ersten Buch eine Rolle, hier verpackt in eine „Familiensaga“, in der er aus den „Winkeln seines Hirnkastls“ die Lebens- und Kriegsleidensgeschichte seines Vaters sowie eigene Lebensschritte aufarbeitete, für seinen Enkel Philip. Die Energie, die er als Langstreckenläufer aufbrachte, hat er danach ins Dichten gesteckt. Vor seinem Erstlingswerk hat er bereits Übersetzungen eines französischen Langstrecken-Laufbuchs sowie einer peruanischen Novelle in Buchform gebracht. Sein tägliches Tagebuch-Schreiben war für ihn hilfreich. Als pfälzischer Bayer oder bayerischer Pfälzer verfasste er ein 2018 erschienenes Buch über die Wittelsbacher, die zwischen 1214 und 1918 in zwei Linien als Kurfürsten über die Pfalz sowie als Herzöge und ab dem 19. Jahrhundert als Könige über Bayern regierten. Stolz verwies er immer darauf hin, dass er in der Neustadt Kellereistraße über dem Gelände eines Wittelsbacher Schlosses wohne, „in kurfürstlicher Nachfolge.“ Ebenfalls 2018 erschien von Dieter Kreiner ein Buch, das zu seiner Wesensart besonders gut passte: Eine Sammlung mit 366 Limericks, also für jeden Tag im Jahr plus einem für ein Schaltjahr. Der bübische Schalk im Nacken, der ihm stets anzumerken war, ist zwischen den Zeilen gut zu spüren. Darüber hinaus war Kreiner viel belesen und konnte stets einen Spruch zitieren, oft von Christian Morgenstern, den er besonders schätzte, oder von seinem Lieblingsautor Ludwig Thoma. Seine literarisch kluge und schelmisch-zugewandte Art wird fehlen.
Autor:Michael Landgraf aus Neustadt/Weinstraße |
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