Interview der Woche: Radsportler Markus Kroell und die MittelgebirgeClassique
Von Markus Pacher
Neustadt.Nach der erfolgreichen Premiere des Ultra-Radmarathons „Mittelgebirge Classic“ im letzten Jahr fiebern die diesjährigen Kandidaten der zweiten Auflage entgegen. Ungeduldig in den Startlöchern sitzen momentan aber nicht nur die Fahrer dieser außergewöhnlichen „Tour de Force“, sondern auch Hauptorganisator Markus Kroell. Wir sprachen mit dem hauptberuflichen Kontrabassisten und leidenschaftlichen Radsportler über die Besonderheiten dieses Rennens, bei dem der Wettkampfgedanke im Hintergrund steht.
??? Lieber Markus, nach dem großen Erfolg von MittelgebirgeClassique im letzten Jahr startet am Sonntag die zweite Auflage des spektakulären Ultra-Rad-Marathons. Was hat sich gegenüber der Premiere geändert?
Markus Kroell: Vor allem die Route. Eigentlich handelt es sich dabei um eine neue Strecke. Denn diesmal haben wir ganz besonders viele kleine, weit abseits des großen Autoverkehrs führende Neben- und Forststraßen in den Streckenverlauf eingebunden. Davon versprechen wir uns unter anderem ein noch intensiveres Naturerlebnis. Gleich geblieben ist das „Self-Supported“-Konzept: Alle Fahrer sind komplett auf sich allein gestellt, das heißt sie dürfen während des Rennens keine fremde Hilfe in Anspruch nehmen, sondern müssen von der Beschaffung des Schlafplatzes über die Verpflegung bis hin zu Reparaturen alles selbst organisieren.
??? Und sonst gibt es keine Änderungen?
Markus Kroell: Die Premiere von MittelgebirgeClassique war super erfolgreich, alles hat gut funktioniert, das Feedback der Teilnehmer war grandios. Als etwas problematisch entpuppte sich lediglich der Neustadter Marktplatz als Empfangsort. Stundenlang bis in die Nachstunden hinein im Freien auf Stühlen hocken, um auf die Fahrer zu warten, die dann irgendwann eintreffen – das hat sich als nicht ideal erwiesen und so wollen wir diesmal die Fahrer in unserem Headquarter, dem Gemeindezentrum St. Bernhard, empfangen. Dort gibt’s alles, was die erschöpften Fahrer benötigen, um wieder zu Kräften zu kommen. Wer möchte, kann was essen oder trinken, eine Pizza bestellen oder sich einfach nur in die Ecke legen und schlafen. In unserem Headquarter führen wir auch am Donnerstagabend unsere Finisherparty durch.
??? Warum ist dein Trainingspartner und Mitstreiter, der gleichfalls in Neustadt wohnhafte Extrem-Radsportler Christoph Fuhrbach, nicht mehr im Organisationsteam?
Markus Kroell: Der Grund ist ganz einfach: Christoph will diesmal selbst am Rennen teilnehmen. Dafür wird mich neben Martin Wald enberger außerdem Christian Englert unterstützen. Bei ihm ist die Situation genau umgekehrt wie bei Christoph: Er ist letztes Mal mitgefahren, verzichtet diesmal darauf und hilft mir dafür bei der Organisation.
??? Christian hatte den Sieg im letzten Jahr knapp verfehlt und absolvierte die Strecke wie der junge Fahrer und Gewinner Lucas Becker in knapp unter 60 Stunden. Wer zählt in diesem Jahr zu den Favoriten?
Markus Kroell: Eigentlich wird deine Frage dem Prinzip unseres Radrennens nicht gerecht. Es ist nicht der Wettkampfgedanke, der bei uns im Vordergrund steht. Über Sieger und Verlierer wird nicht geredet. Bei uns gibt es keine Siegerehrung und es werden auch keine Preise vergeben. Den meisten Teilnehmern geht es vor allem um das Ausloten der persönlichen Leistungsgrenze abseits von Konkurrenzkampf. Dabei spielt der Outdoor- und Naturcharakter sowie der Kameradschaftsgedanke eine wichtige Rolle. Das alles macht MittelgebirgeClassique zu etwas ganz Besonderem.
??? Konnten im letzten Jahr alle Teilnehmer das Zeitlimit von 114 Stunden einhalten?
Markus Kroell: Nein, nicht alle. Auch in diesem Jahr rechnen wir damit, dass in etwa die Hälfte bis zwei Drittel der Fahrer rechtzeitig zur Finisherparty am Donnerstag in Neustadt eintreffen. Wer später ankommt, wird natürlich ebenfalls freundlich von uns empfangen.
??? Ein wichtiger Zeitfaktor bei der MittelgebirgeClassique ist die Menge an Schlaf, die jeder Fahrer unterschiedlich handhabt. Wie lautet deine Empfehlung?
Markus Kroell: Grundsätzlich empfehle ich, nicht nachts zu fahren und auf ausreichend Schlaf zu achten. Die Praxis hat allerdings gezeigt, dass die Spitzenfahrer mehr oder weniger durchfahren und auf längere Erholungsphasen verzichten. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Dabei vertraue ich darauf, dass unsere Fahrer erfahrene Athleten sind und keine Hasardeure.
??? Um zwischendurch wieder etwas aufzutanken, hattet ihr im letzten Jahr bei Kilometer 475 eine Versorgungsstation im Schwarzwald , die sehr gut angenommen wurde. Wie sieht es in diesem Jahr aus?
Markus Kroell: Unser erster Checkpoint, das im Schwarzwald gelegene Wanderheim Stockmatt, wird den Fahrern wieder Gelegenheit bieten, frische Kräfte zu sammeln. In diesem Jahr bieten wir einen weiteren „Wohlfühlort“ an, den ich bei meinen Erkundungsfahrten entdeckt habe. Dabei handelt es sich salopp formuliert um eine „holländische Radsport-Kneipe auf einem französischen Berg“. Sie befindet sich mitten in der von den Franzosen auch als „La petite Finlande“ bezeichneten wunderbaren Region in den Hochvogesen auf einer Passhöhe und verfügt gleichfalls über Übernachtungsmöglichkeiten.
??? Wie viele Teilnehmer beteiligen sich an MittelgebirgeClassique?
Markus Kroell: Die Anmeldungsphase im letzten Jahr war der reine Wahnsinn. Bereits nach einer Woche hatten wir 140 Anmeldungen und damit war das Kontingent erfüllt. Zwischenzeitlich sind ein paar Radsportler abgesprungen. Wir rechnen damit, dass sich am Sonntagfrüh etwa 120 Athleten von Diedesfeld aus auf den Weg zur Kalmit, dem ersten Pass unserer Tour, begeben.
Eckdaten und weitere Infos
Sonntagfrüh, 21. Mai, 6 Uhr: Start beim Weingut Isler in Diedesfeld, Ankunft Kalmit-Passhöhe gegen 6.22 Uhr
Dienstagnachmittag, 23. Mai: Beginn der Zeitabnahmen am Zielort Hambacher Schloss am, die sich über drei Tage erstrecken werden
Donnerstagabend, 25. Mai: Finisherparty im Gemeindezentrum St. Bernhard in Neustadt.
www.mittelgebirgeclassique.cc
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
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