Interview der Woche
Interview: Lukas Baum, Radsportler
Neustadt.Vor wenigen Tagen ist der Neustadter Radsportler Lukas Baum, Sieger des „Cape Epic“, des bedeutendsten Mountainbike-Marathons der Welt, aus Südafrika zurückgekehrt. Seitdem stehen die Telefone nicht mehr still und wir sind stolz, dass er sich ein Stündchen Zeit für uns genommen hat. Markus Pacher sprach mit ihm über seinen jüngsten Erfolg und seine Leidenschaft für den Radsport.
Von Markus Pacher
??? Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch! Wie fühlst Du Dich nach diesem Riesenerfolg?
Lukas Baum: Ich bin überglücklich über das Ergebnis. Auch wenn seit Sonntag unter anderem die Medien nicht locker lassen und ein Interview dem anderen folgt. Das ist anstrengend, aber darauf haben wir ja auch hingearbeitet.
??? Umso größer die Ehre für den Stadtanzeiger, dass Du dir Zeit für uns nimmst. Eine Standardfrage vorab: Wie bist Du überhaupt zum Radsport gekommen?
Lukas Baum: Das ging vor allem über meinen Vater. Als begeisterter Hobby-Radsportler hatte er Kontakt zu Pfälzer Profis wie z. B. Carsten Bresser. Zu seinem Freundeskreis zählte unter anderem auch der Neustadter Frank Neumaier, mit dem er seine Leidenschaft für’s Mountainbike und Rennrad teilte. Meinen ersten Wettkampf absolvierte ich mit zehn Jahren in Rülzheim. Schnell fand ich Gefallen am Radsport. Gleichzeitig interessierte ich mich allerdings auch für andere Sportarten, die parallel zum Radfahren liefen. So feierte ich unter anderem Erfolge als Gewichtheber in Schifferstadt. Auch meine beiden Geschwister sind beide sportlich unterwegs, mein Bruder mit Fußball, meine Schwester mit Leichtathletik und Reiten.
??? Mit 18 Jahren hattest Du schon so ziemlich alles erreicht, was man als Radsportler erreichen kann. Darunter EM- und WM-Titel, der Gewinn der Deutschen Meisterschaft etc.. Danach hast Du Dich plötzlich vom Leistungssport verabschiedet. Was ist passiert?
Lukas Baum: Da kamen verschiedene Dinge zusammen. 2017 war mein letztes Jahr als Amateur, 2018 mein erstes als Senior. Irgendwie blieben die Erfolge aus, ein Burnout kam dazu, einige private Dinge liefen schief. Ich spürte, dass ich mich erstmal um mich selbst kümmern muss, bevor ich an den Radsport denke. Damals hatte ich alle meine Mountainbikes verkauft und das Mountainbikefahren gänzlich aufgegeben. Allenfalls mit meinem Rennrad war ich ab und zu unterwegs. Im Training bin ich trotzdem kontinuierlich geblieben, unter anderem betrieb ich Laufsport.
??? Seit Frühjahr letzten Jahres sitzt du wieder regelmäßig auf dem Rad. Wie hast Du wieder zum Radsport zurückgefunden?
Lukas Baum: Das habe ich wohl unter anderem meinem Freund Georg Egger zu verdanken. Mit ihm zusammen habe ich wieder angefangen, systematisch zu trainieren - und dabei rasch gespürt, dass ich zum Radsport berufen bin. Das motiviert ungemein. Mein erstes Rennen nach der langen Pause war übrigens kein Mountainbike-, sondern ein Straßenrennen. Die bayerische Meisterschaft habe ich als Pfälzer gewonnen. Ende 2021 habe ich dann zusammen mit Georg im Zweierteam das „Israel Epic“ gewonnen.
??? Rennrad und Mountainbike gleichzeitig. Ist das im Radsport normal?
Lukas Baum: Sagen wir so: Es ist nicht gerade typisch. Aber auf der anderen Seite ist es auch nicht besonders ungewöhnlich. Top-Leute sind oftmals crossmäßig unterwegs und verfügen über die körperlichen Voraussetzungen, um in beiden Sparten erfolgreich sein zu können.
??? Wie kam es zur Gründung des „Speed Company Racing“-Team?
Lukas Baum: Beide befanden wir uns letztes Jahr in einer besonderen Situation. Georgs alter Vertrag war noch nicht ganz ausgelaufen und ich war noch in keinem Team. Und da wir so Typen sind, die die Sache lieber selbst in die Hand nehmen und ihr eigenes Ding drehen wollen, haben wir unser eigenes Team gegründet.
??? Möchtest ihr das Team vergrößern? Und dürfen dann auch Frauen mitfahren?
Lukas Baum: Die Vergrößerung unseres Teams ist vor allem eine Frage des Budgets. Mit den momentanen finanziellen Möglichkeiten versuchen wir, uns zunächst selbst abzudecken. Aber wenn wir uns vergrößern, sollen auch unbedingt Frauen mit dabei sein. Denn wir wollen möglichst flexibel bleiben. Unsere Philosophie: Wir wollen überall dort dabei sein, wo es interessant für uns ist und wir schnell fahren können.
??? Mal Hand auf’s Herz. Was macht Dir mehr Spaß: Straßen- oder Mountainbike-Rennen?
Lukas Baum: Beides macht mir richtig Spaß, ungeachtet meiner größeren Erfolge auf dem Mountainbike. Natürlich würde ich mich sehr freuen, an der Tour de France teilnehmen zu dürfen. Das ist und bleibt die größte Bühne für den Radsport. Wenn ich diese Chance bekäme, würde ich nicht nein sagen.
??? Welche Rennen stehen in diesem Jahr an?
Lukas Baum: Zunächst einmal die „Volcat“, ein Mountainbike-Etappenrennen in Spanien. Außerdem die Deutschen Meisterschaften (Straße und Mountainbike) sowie die Europameisterschaften in München.
??? Georg und du wohnen ja weit außerhalb voneinander, Georg in Augsburg, du in Lyon. Findet ihr dennoch genug Gelegenheiten zum gemeinsamen Trainieren?
Lukas Baum: Trotz der Entfernung habe ich in den letzten Monaten sehr viel mit Georg trainiert und Wettkämpfe bestritten. [grinst:] Wahrscheinlich habe ich mehr Zeit mit ihm verbracht, wie mit meiner Partnerin.
??? Was sagen Freunde und Familie zu Deinem Erfolg?
Lukas Baum: Die freuen sich unbändig mit mir. Zumal sie alle wissen, dass ich ein paar schwere Jahre hinter mich gebracht hatte. Und ich persönlich spüre jetzt ganz stark, dass ich für den Radsport gemacht bin - und dafür habe ich ja jetzt auch die Bestätigung bekommen.
Vita
Lukas Baum, Jahrgang 1995, ist in Neustadt aufgewachsen und hat im Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium sein Abitur abgelegt. Bis zu seinem 18. Lebensjahr hat er bei den Junioren so ziemlich alles erreicht, was ein junger Radsportler erreichen kann. Dann kam es zum Bruch mit dem Leistungssport. Nach einer mehrjährigen Pause ist er im Frühjahr wieder zum Radsport zurückgekehrt und konnte seitdem nahtlos an seine früheren Karriere anknüpfen. Lukas Baum lebt mit seiner Partnerin in Lyon und absolviert parallel zu seiner Sportlerkarriere ein BWL-Online-Studium.
Autor:Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.