Konzertverein bot Kammermusik-Highlight
Dreifacher Brückenschlag in der Festhalle
Philippsburg. Philippsburg schlägt Brücken: nicht über den nahen Rhein, sondern in ganz andere Richtungen. Was der „Konzertverein“ ankündigte, kam als dreifacher Brückenschlag zum Vorschein: von der Barockmusik ins Moderne, von bisherigen Coronabeschränkungen in Freiräume der Konzertaufführungen, vom ansprechenden Programm auf der Bühne zum begeisterten Publikum in der Jugendstil-Festhalle.
Der Leiter der Musikschule und Organisator Matthias Hutter ermöglichte das höchst anspruchsvolle Programm mit der erfolgreichen Einladung des Ensembles „A Quatro“ aus Kassel und mit einer eigenen berauschenden Komposition. Viel Lob für die Akteure und das kulturelle Angebot in einer noch entbehrungsreichen Zeit gab es von allen Besuchern in der ausverkauften Festhalle: unter Beachtung der 3G-Corona-Auflagen und der vorgeschriebenen Abstände.
Lange Zeit mussten die Musikfreunde auf viele Freuden verzichten, etliche ursprünglich geplanten Konzerte fielen der Pandemie zum Opfer. Doch der Kunstverein Philippsburg mit seinem ideenreichen Vorsitzenden Hutter ermöglichte nunmehr etwa 75 erbauende Minuten.
Die Konzertflötistin Veronica Kraneis, Pianistin Julia Reingardt, Geigerin Yana Krasutskaya und Cellist Gang Wang erfüllten die hohe Erwartungen und bestätigten den vorauseilenden guten Ruf des Quartetts. Die auf internationalem Parkett muszierenden Koryphäen und vielfachen Preisträger, die diese Bezeichnung sofort rechtfertigten, ließen bedeutende Komponisten aus der Zeit zwischen 1685 und 1935, so Johann Sebastian Bach, Johan Halvosen, Antonin Dvorak und Wilhelm Popp, auf dem Boden der ehemaligen Reichsfestung gegenwärtig werden.
Zu Bachs Schaffenszeiten herrschte im umkämpften Philippsburg wüstes Waffengeklirr. 2021 waren in der Stadtmitte nur erbauende, wohlklingende Töne zu hören. Auf der Bühne zeigten die vier Musikkünstler mit Wurzeln in Deutschland, Kasachstan, Russland und China ihr perfektes Können. Einen besonderen Genuss erlebten die Gäste mit dem „Gesellschafts-Quartett“ von Wilhelm Popp, der bekannte Frédéric-Chopin-Melodien verarbeitet hat.
Aber nicht nur das. Mit einer Ur-aufführung von Allroundtalent Matthias Hutter, Pianist und Posaunist, bekamen die Besucher eine beeindruckende Überraschung geboten. Aus seiner Feder stammt das „Quartett für Querflöte, Altquerflöte, Violine, Violoncello und Klavier, op. 63“.
Er habe persönliche Gefühle und seelische Schwankungen umgesetzt. In seiner Komposition spiegele sich die Zeit der Pandemie mit allen Anspannungen und Aufschlägen wider. Wer unter den Zuhörern die Augen schloss, durfte das Auf und Ab der emotionalen Entwicklungen bestens nachempfinden.
Die Töne der vier Kasselaner vermittelten unausgesprochen die Botschaft: Machen wir das Beste aus Corona. Niemand muss zuhause sein Dasein fristen. Musik ist ein Allheilmittel für die Seele. Sie verbindet Menschen miteinander.
Autor:Werner Schmidhuber aus Waghäusel |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.